Eberhardt Palmer ist tot. Dieses Bild stammt von August 2016, als er mit seiner Ehefrau Irene diamantene Hochzeit feiern konnte. Foto: Lichtgut/Thomas Hörner

Einen wie ihn gibt es in Parteien und Parlamenten kaum mehr. Eberhardt Palmer war nicht nur arbeitsam, sondern machte auch Politik ohne Worthülsen. Am Montag wurde bekannt, dass der frühere Bezirksvorsteher von Stuttgart-Mitte und ehemalige Vorsitzende des Verbands Region Stuttgart gestorben ist. Er wurde 85 Jahre alt.

Stuttgart -

Trauer um Eberhardt Palmer: Die Nachricht vom Tod des früheren Bezirksvorstehers in Stuttgart-Mitte und ehemaligen Regionalpräsidenten hat am Montag besonders in der Stuttgarter CDU, im Rathaus der Landeshauptstadt und beim Verband Region Stuttgart Betroffenheit ausgelöst. Palmer war am Freitag im Alter von 85 Jahren gestorben.

Die Nachricht ruft auch Wehmut bei denen hervor, die Palmer kannten. Denn Menschen wie ihn gibt es in den Parteien und in den Parlamenten kaum noch: unabhängig im Urteil, fast schon knorrig in der äußeren Erscheinung, entschlossen zu klarer Einordnung und Benennung und damit auch bürgernah, weil er nichts zu verbrämen oder verstecken versuchte mit Worthülsen oder Blabla. Dabei kam ihm sicherlich entgegen, dass er nicht wie viele andere an einer Parteikarriere strickte. Der Maschinenbau-Ingenieur Palmer führte von 1959 bis 1998 mit Passion sein eigenes Ingenieurbüro; einer der Gründe vermutlich, warum er so unabhängig sein konnte.

Zur Politik war er 1977 über den Bezirksbeirat Ost gekommen, dem er mehrere Jahre angehörte. 1980 wählte der Gemeinderat ihn zum ehrenamtlichen Bezirksvorsteher in der Stadtmitte; eine Funktion, die er rund 16 Jahre lang überparteilich ausfüllte wie kein anderer Bezirksvorsteher und an der er sehr hing. Mit Pragmatismus und Schlitzohrigkeit konnte er so manchen Kompromiss einfädeln und dem Votum des Gremiums Gewicht verleihen.

Ungern gab er den Bezirksvorsteherposten auf

Für den Gemeinderat mochte er nie kandidieren. Dann hätte er seinen ehrenamtlichen Bezirksvorsteherposten auch aufgeben müssen. Dazu war er erst 1996 bereit, als er Vorsitzender des Verbandes Region Stuttgart und damit Regionalpräsident wurde. Zuvor war dem Verband, der mehr Gemeinsamkeit in der Region mit 179 Kommunen schaffen sollte, zweimal der Vorsitzende abhanden gekommen. Erst der frühere Ludwigsburger OB Hans Jochen Henke (CDU), der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium wurde, dann Wolfgang Rückert (CDU), der zum Staatssekretär im Landesfinanzministerium avancierte. Danach, im Juni 1996, musste Palmer ran, der dem Regionalparlament schon seit dessen erster Direktwahl im Jahr 1994 angehört hatte. Damals hatte er auf Drängen seiner CDU kandidiert, die sich von ihm großen Wählerzuspruch versprach.

Humorvolle und rustikale Art

Palmer führte den Verband als Vorsitzender in enger Zusammenarbeit mit Regionaldirektor Bernd Steinacher (CDU): mit pietistischer Arbeitsauffassung und erneut als Ehrenamtlicher, der tief in die Arbeit einstieg und für eine starke Region Stuttgart im Wettbewerb mit anderen Regionen warb. Mit einer humorvollen Art außerdem, die die einen erfrischend fanden, die anderen etwas zu rustikal – bis Palmer 1999 im Alter von 68 Jahren seinen Abschied bei der Region verkündete, um Jüngeren Platz zu machen und mehr Zeit mit seiner Ehefrau zu haben.

Es wurde überhaupt ein Abschied aus der aktiven Politik, in der er von 1987 bis 1997 auch als Mitglied im CDU-Kreisvorstand und stellvertretender Vorsitzender mitgemischt hatte. Lange Zeit war er nebenbei auch noch ehrenamtlicher Richter am Verwaltungsgericht. Für dieses Wirken insgesamt ist das Multitalent Palmer – der Vater von Christoph Palmer, dem früheren Minister im Staatsministerium von Baden-Württemberg und langjährigen CDU-Kreisvorsitzenden – mit dem Großen Bundesverdienstkreuz geehrt worden.