Umweltbürgermeister Matthias Hahn (rechts) und Projektleiter Philippe Zanettin von der Firma Veolia führen die neue Bodenheizung zur Altlastensanierung vor. Foto: Max Kovalenko

In der Stuttgarter Straße in Feuerbach ist das Grundwasser seit Jahrzehnten verunreinigt. Das soll sich jetzt ändern. Die Stadt hat die Reinigung in einem Pilotprojekt in Auftrag gegeben. Wenn alles gut geht, wird das Verfahren nicht nur in Feuerbach angewendet werden.

Stuttgart - Das Brummen der Pumpen klingt eher wie ein sanftes Schnurren – und das ist gut so. „Wir müssen unter 45 Dezibel bleiben, damit wir keinen Anwohner stören“, sagt Markus Eichberger von der Schweizer Firma Veolia, die das Pilotprojekt in Feuerbach unter der Leitung von Philippe Zanettin umsetzt. Beschwert habe sich bisher noch kein Anwohner. Der Pilotversuch – eine sogenannte In-Situ-Sanierung, also eine Reinigung an Ort und Stelle – soll an einem Grundstück an der Stuttgarter Straße zeigen, ob die Stadt Stuttgart mit einer alternativen Methode dem Grundwasser Schadstoffe entziehen kann.

Seit rund 30 Jahren sucht die Stadt nach Möglichkeiten, von Altlasten betroffene Böden zu reinigen. In Feuerbach, neben dem Gelände des früheren Galvanisierungsbetriebes Schoch, sind die Böden stark belastet. „Das kommt daher, dass früher hier Lösungsmittel zur Entfettung von Werkstücken verwendet wurden“, sagt Umweltbürgermeister Matthias Hahn. Zwischen 1943 und 1976 seien in jenem Quartier gleich mehrere Metall verarbeitende Betriebe ansässig gewesen.

Die Stadt hat das Grundstück 1991 erworben und seit 1994 saniert. „Bisher wurden 540 Kilogramm Lösungsmittel aus dem Grundwasser entfernt. Weil aber immer noch Schadstoffe im Boden sind, setzen wir auf eine Sanierung, die auch kurzfristig große Wirkung zeigen kann.“ Seit dem 12. März ist die Anlage in Betrieb. Noch bis September soll der Versuch laufen. Markus Eichberger spricht schon jetzt von einem Erfolg: „Wir haben bisher 200 Kilogramm an Schadstoffen aus dem Boden geholt, während die Stadt für 500 Kilogramm 15 Jahre gebraucht hat.“

CKW gefährdet die Gesundheit

Die Funktionsweise der Technik ist simpel: Der Boden wird schrittweise erhitzt. „In vier Wochen werden wir bei 700 Grad sein“; erklärt Eichberger. Die verdampfte Bodenluft wird dann abgesaugt, abgekühlt, entwässert und mit Aktivkohle-Filtern gereinigt. Der Vorteil: „Das Verfahren verbraucht nur halb so viel Energie wie eine konventionelle Sanierung“, sagt Bürgermeister Hahn, der damit rechnet, dass pro Kilogramm Chlorierter Kohlenwasserstoffe (CKW), wie die zu entfernenden Schadstoffe heißen, rund 600 Kilowattstunden Energie anfallen. „Außerdem können wir an Ort und Stelle sanieren, da wir den Boden nicht ausbaggern und abtransportieren müssen“, sagt er. Von Vorteil ist das vor allem in eng bebauten Gebieten, da eine Sanierung auch unter Gebäuden möglich sei.

Das Problem an CKW ist die Gesundheitsgefahr: „Diese Kohlenwasserstoffe haben narkotische Wirkung und stehen in Verdacht, Krebs auszulösen“, sagt Hahn. „Außerdem bauen sie sich auf natürliche Weise nur sehr langsam ab.“ Die Sanierung des Areals soll ein wichtiger Schritt sein, Feuerbach lebenswerter zu machen, sagt Hahn. In zehn Jahren sollen die Altlasten aus dem Bereich soweit entfernt sein, dass Böden und Wasser sich selbst regenerieren können.

Verfahren auf ganzen Standort ausdehnen

Wenn der Pilotversuch ein positives Ergebnis hat, soll das Verfahren auf den ganzen Standort ausgedehnt werden. Folgen sollen dann auch Objekte in Stuttgart-Mitte und im Stuttgarter Westen, sagt Hahn: „Dort haben wir die Standorte Chemische Reinigung Klenk und Chemische Reinigung Wächter, die wir mit Hilfe dieser Technologie reinigen könnten.“

Die Bürger würde es freuen: „Wir dürfen den Unternehmen, die die Böden belastet haben, keine Vorwürfe machen“, sagt Heidi Keilbach, die sich die neue Methode in Feuerbach bei der Präsentation ansieht. „Sie haben Steuern gezahlt und für Arbeitsplätze gesorgt. Wenn nun Kosten auf die Stadt zukommen, kann es teuer werden, aber das ist dann auch in Ordnung.“