Die Stadt Ludwigsburg rüstet sich für einen großen Schüleransturm. Foto: Pascal Thiel

Ludwigsburg wächst, die Zahl der Kinder steigt schneller als gedacht. Das macht alle Prognosen zur Schulentwicklung schwierig. An den Grundschulen in der Oststadt wird es schon bald sehr eng.

Ludwigsburg - Eigentlich wird die neue Grundschule an der Fuchshofstraße in Ludwigsburg schon für das Schuljahr 2019/20 benötigt, aber sie wird frühestens im Herbst 2020 fertig. Darum hat die Verwaltung ein Konzept entwickelt, mit dem der erwartete Engpass überbrückt werden kann: Am Berliner Platz sollen Container aufgestellt und die Oststadtschule II erweitert werden. Am Mittwoch hat der Sozialausschuss dem zugestimmt. Am Donnerstag wird noch der Bauausschuss des Gemeinderats in der Sache diskutieren.

Wer vom demografischen Wandel redet, meint damit üblicherweise den Prozess der Überalterung der Gesellschaft. Wenn der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried und die für Schulen zuständige Fachbereichsleiterin Renate Schmetz davon reden, tun sie das, um auf den Babyboom in Ludwigsburg hinzuweisen. Der nämlich bringt gerade alle ihre Prognosen zur Schulentwicklung durcheinander. Als er 2007 einen ersten systematischen Schulentwicklungsplan erarbeitet habe, sei er noch von einer Gültigkeit von zehn Jahren ausgegangen, sagt Seigfried: „Jetzt müssen wir in immer kürzeren Abständen planen.“

Mehr Kinder als prognostiziert

Für das Schuljahr 2020/21 werden allein für die Oststadt 424 Schüler in 18 Klassen prognostiziert. Eine Spitze wird für 2025/26 vorhergesagt: Dann müssen in der Oststadt laut einer Studie der Projektgruppe Bildung und Region 558 Schüler in 24 Klassen unterrichtet werden.

Auch in der Innenstadt werde es eng, sagt Schmetz. „Aber hier ist kein Ausbau mehr möglich.“ Darum werde man die Schulbezirke neu aufteilen. Mit der Erweiterung der Oststadtschule II an der Danziger Straße sei auch klar, dass sich der Innenstadtbezirk in Richtung Südstadt ausdehnen werde. Die Mitglieder des Sozialausschusses erklärten sich mit der Neuordnung der Schulbezirke einverstanden. Nach Ansicht von Grünen-Stadtrat Andreas Kasdorf sind die aktuellen Ausbaupläne „ein großer Wurf“.

Auch wenn es viele Zu- und Wegzüge gebe – Ludwigsburg sei eine boomende Stadt, sagt Seigfried: „Bis Mitte der zwanziger Jahre werden wir sicher die 100 000-Einwohner-Marke erreicht haben.“ Das heiße, die Stadt brauche mehr Schulen und mehr Kindergärten. Noch schwieriger als die Entwicklung an den Grund- sei die an den weiterführenden Schulen einzuschätzen.

„Die Minister der Landesregierung singen das Hohe Lied auf die Vielfältigkeit der Angebote, uns ist das ein Graus“, sagt Seigfried. Aktuell könne man nur davon ausgehen, dass der Ansturm auf die Gymnasien noch weiter ansteige und die Zahlen bei den Realschulen etwa stabil bleiben. In Bezug auf die Werkreal- oder die Gemeinschaftsschulen gebe es jedoch kaum verlässliche Zahlen.

Zwei Gymnasien werden fehlen

Auch das ist ein Grund dafür, dass der Sozialbürgermeister das Gespräch mit den Kollegen der Nachbarstädte gesucht habe. Im Verbund mit Remseck, Marbach, Bietigheim-Bissingen, Asperg oder Markgröningen lote man augenblicklich aus, wie es an den Gymnasien weitergehen könnte, sagt Seigfried.

Letzte Vorhersagen bestätigten einen Zuwachs um 1100 Schüler. Denn wird in diesem Städteverbund mit 3350 neuen Schülern im kommenden Schuljahr kalkuliert, werden es Experten zufolge im Jahr 2025 schon 4450 sein. „Das heißt, uns werden dann acht gymnasiale Züge oder zwei komplette Gymnasien fehlen“, sagt Bürgermeister Seigfried.