In der Walter-Jacob-Sporthalle und im benachbarten Schlossgymnasium haben Messungen eine hohe Konzentration der Bakterien ergeben. Spezielle Filter auf den Duschköpfen sollen ein Gesundheitsrisiko für Schüler und Sportler bannen.
Kirchheim - Das Trinkwasser in der Kirchheimer Walter-Jacob-Sporthalle, die sich unmittelbar neben dem Schlossgymnasium befindet, weist schon seit mindestens sechs Jahren eine kritische Belastung mit Legionellen auf. Selbst mit einer Sanierung vor zwei Jahren ist man dem Problem nicht Herr geworden. Im Gegenteil: Die bakteriellen Krankheitserreger finden sich inzwischen auch im Leitungswasser der Schule. Das Gesundheitsamt des Landkreises Esslingen pocht auf eine Ursachenforschung für die Legionellenbildung, sieht zurzeit aber keine Gefahr für die Gesundheit von Schülern und Vereinssportlern. Wie auch der Kirchheimer Baubürgermeister Günter Riemer beruft es sich auf spezielle, auf die Duschköpfe aufgesetzte Filter, durch die die Gefahr einer Übertragung gebannt sei. Zudem erklärt Günter Riemer, in den kommenden Wochen werde eine erst kürzlich geplatzte Leitung neu verlegt, in der die Verkeimung mutmaßlich entstehe.
Die Obergrenze ist weit überschritten
Die deutsche Trinkwasserverordnung legt für Legionellen eine Obergrenze von 100 koloniebildenden Einheiten (KBE) pro 100 Milliliter Wasser zugrunde. Diese wird laut Hans-Ulrich Lay, dem stellvertretenden Leiter des Kirchheimer Schlossgymnasiums, in den Duschräumen der Schul- und Sporthalle weit überschritten, wie er im Rahmen einer Elternbeiratssitzung am Mittwoch, 6. November, mitteilte. Bei den regelmäßigen Messungen seien mitunter Werte von mehr als 40 000 KBE festgestellt worden. Selbst nach der Sanierung der Sanitäranlagen und Zuleitungen vor gut zwei Jahren betrage die Konzentration der stäbchenförmigen Bakterien an einzelnen Entnahmestellen noch immer zwischen 5000 und 16 000 KBE. Bei einem Wert von 10 000 KBE und mehr kann das Gesundheitsamt Sofortmaßnahmen veranlassen, die auch ein Duschverbot beinhalten.
Doch im Fall der Sporthalle und der Schule sieht die Kreisbehörde davon ab, weil auf die Duschköpfe sogenannte Sterilfilter montiert worden sind, die die Legionellen herausfilterten. Dadurch werde vor allem die größte Gefahr der Übertragung, nämlich durch das Einatmen von Wasserdampf, ausgeschlossen. Albrecht Wiedenmann, der im Kreis-Gesundheitsamt das Sachgebiet für Infektionsschutz und Umwelthygiene leitet, erklärt auf Nachfrage, diese Sofortmaßnahme diene aber „allenfalls der Gefahrenabwehr“. Es bekämpfe nicht die eigentliche Ursache. Nach dieser müsse durch die Stadtverwaltung und die von ihr beauftragten Firma parallel geforscht werden. Das werde vom Gesetzgeber gefordert und vom Gesundheitsamt kontrolliert.
Eigener Wasserkreislauf für Mensaküche
Der Bürgermeister Günter Riemer verweist darauf, dass in der Mensaküche der Schule ein eigener Wasserkreislauf hergestellt worden sei, in dem sich keine Legionellen befänden. Das sei dort besonders wichtig, weil der aus der Geschirrspülmaschine austretende Wasserdampf einen „Gefährdungsbereich“ darstellen würde.
Dem stellvertretenden Schulleiter Hans-Ulrich Lay „dauert das Ganze zu lang“. Er habe zwar schon mehrfach mit Mails und per Telefon beim Schulträger, der Stadt Kirchheim, auf den Missstand aufmerksam gemacht. Doch werde das schon seit Jahren bestehende Problem nicht grundlegend angegangen. Seiner Ansicht nach seien bereits Fehler bei der Installation der Leitungen unterlaufen. Zudem seien letztere zu groß dimensioniert, weshalb sich dort sogenanntes Stagnationswasser bilden kann, in dem sich die Legionellen vermehren können.
Günter Riemer bestätigt, dass zu große Leitungsrohre und sogenannte Endstränge, in denen das Wasser stehe, „eine der Hauptursachen“ für das Legionellenwachstum seien. Die kritische Leitung, in der das Problem mutmaßlich liege, sei kürzlich „kaputtgegangen“. Sie sei undicht und werde in den kommenden Wochen ausgetauscht, mit einem kleineren Querschnitt versehen und gedämmt, weil bisher in dieser durch die Nähe zu einem Heizungsrohr eine für die Verkeimung ideale Temperatur geschaffen worden sei. Mit dieser „dringlichen Maßnahme“ werde „der Entstehungsherd der Legionellen aller Voraussicht nach beseitigt“, sagt Günter Riemer. Die Stadt sei in der Vergangenheit durch die Legionellen-Problematik in verschiedenen öffentlichen Gebäuden der Bauzeit um die 1970er-Jahre „sensibilisiert“.
Spülungen mit starker Chlorung
Das Problem werde keinesfalls auf die leichte Schulter genommen. So sei schon eine Verbesserung in der Walter-Jacob-Halle erreicht worden, indem man vor rund zwei Jahren für gut 500 000 Euro dort die komplette Installation erneuert habe. Zudem würden immer wieder Spülungen mit starker Chlorung oder Erhitzung des Wassers vorgenommen. Alle Messwerte und Maßnahmen würden mit dem Gesundheitsamt abgestimmt.
Grippeähnliche Symptome
Anzeichen
Nicht immer verursacht eine Infektion mit Legionellen Symptome. Eine Legionellen-Pneumonie beginnt oft relativ plötzlich mit Symptomen wie Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Unwohlsein. Der Verlauf kann unterschiedlich schwer sein und bis zu einer Lungenentzündung führen. Besonders gefährdet für eine Infizierung sind Menschen, deren Abwehrkräfte ohnehin geschwächt sind.
Vermehrung
Legionellen sind eine Gattung stäbchenförmiger Bakterien, die sich bei Wassertemperaturen zwischen 30 und 45 Grad optimal vermehren. Gefährlich ist vor allem das Einatmen des belasteten Wasserdampfs, beispielsweise beim Duschen.