Werner Wölfle, Marlene Westmeier, Martin Schairer (v. l.) Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

In der Impfambulanz in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle leisten zahlreiche Pensionäre einen Beitrag zur Bewältigung der Pandemie. Spaß macht die Aufgabe obendrein, auch wenn der ein oder andere deswegen ein paar schlaflose Nächte hatte.

Stuttgart - Von ihrem Rentendasein haben viele Menschen ein konkretes Bild im Kopf. Stundenlang arbeiten, neue Arbeitsprozesse kennenlernen und schlaflose Nächte gehören meistens nicht dazu. Doch genau diese Punkte bestimmen gegenwärtig den Alltag einiger Stuttgarter Pensionäre, die in der Impfambulanz in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle für einen reibungslosen Ablauf sorgen. „Rund zehn bis 20 Prozent der Angestellten sind Pensionäre. Bei den Ärzten wahrscheinlich einige mehr als im Büro. Ohne die Pensionäre, vor allem bei den Ärzten, würde es hier wohl nicht so gut laufen“, erzählt der pensionierte ehemalige Sozialbürgermeister Werner Wölfle, der selbst im Büro der Impfambulanz seine Arbeitskraft einbringt.

Am Anfang schlaflose Nächte

Dass die Impfambulanz derzeit nur mithilfe von Pensionären so gut funktioniert, findet Wölfle keineswegs verwerflich. Schließlich würde die Gesellschaft ohne den Einsatz von Pensionären viele Ressourcen verschwenden. „Es ist eine Bereicherung für alles. Ein System, in dem die Pensionäre helfen, finde ich gut“, so Wölfle, für den es selbstverständlich ist, sich einzubringen.

Zusammen mit dem ehemaligen Bürgermeister für Sicherheit, Ordnung und Sport, Martin Schairer, kümmert er sich im Büro der Impfambulanz um die Personalplanung, Schichteinteilung und andere Verwaltungsaufgaben. „Am Anfang hatte ich schon manche schlaflose Nacht, bis man die neuen Programme kapiert hat und alle kennengelernt hat“, erzählt Schairer. „Außerdem gab es viele Fragen, die man lösen musste. Wir sind hier ja am 11. Dezember in eine leere Halle gekommen.“ Zwar haben Schairer und Wölfle viele Jahre in der Verwaltung gearbeitet, dennoch sei die Arbeit hier eine ganz neue Herausforderung, so Schairer. „Früher waren wir eher Strategen, nun kümmern wir uns auch um ganz pragmatische Dinge, zum Beispiel darum, wie die Ärzte an ihre Kittel kommen.“

Die Teamarbeit macht Freunde

Nicht ganz so neu ist die Arbeit in der Impfambulanz für Pensionärin Marlene Westmeier. Auch die ehemalige Kinderärztin, die viele Jahre im Olgahospital tätig war, arbeitet derzeit als Impfärztin in der Hanns-Martin-Schleyer-Halle. „Seit meiner Pensionierung bin ich immer aktiv“, erzählt sie. „Ich arbeite beispielsweise noch ehrenamtlich für die Ärztekammer. Und bevor ich hier angefangen habe, habe ich beim mobilen Impfteam des Robert-Bosch-Krankenhauses mitgeholfen. Auf dem Sofa liegen und die Beine hochlegen, das liegt mir einfach nicht.“ Dass hier auch pensionierte Fachkräfte mit anpacken, findet Marlene Westmeier selbstverständlich: „Die noch berufstätigen Mediziner werden schließlich vor Ort in den Kliniken gebraucht. Um alles zu stemmen, braucht es derzeit eben mehr Hände.“ Die Arbeit in der Impfambulanz mache ihr dabei großen Spaß. „Wir haben ein gutes Team, und alles ist gut organisiert. Ich gehe jeden Tag voll zufrieden nach Hause.“

Manchmal „beschwingt“ nach Hause

Auch Schairer und Wölfle haben die Entscheidung, das Rentendasein zu unterbrechen, trotz manch anstrengender Tage bisher nicht bereut. „Es ist super, hier mit diesen wahnsinnig engagierten Mitarbeitern zu arbeiten“, sagt Schairer. Wie viele Stunden die beiden in der Woche hier arbeiten, lasse sich aber nicht genau sagen, das komme immer auf den Ansturm an. Dabei sei die Stimmung genau dann am besten, „wenn es boomt“, so Werner Wölfle. Dann gehe man fast schon „beschwingt“ nach Hause, ergänzt Kollege Schairer. Am Ende sei für sie und die anderen Mitarbeiter eines am wichtigsten: das Impfen an sich. „Das hier ist nicht nur ein Job, sondern mehr. Das Impfen ist derzeit einfach enorm wichtig, da muss man einfach helfen“, sagt Schairer. Das sieht auch Marlene Westmeier so: „Es ist wichtig, dass jeder seinen Beitrag leistet, um so aus der Krisenzeit herauszukommen.“