Im August gab es im Südwesten deutlich mehr Arbeitslose als im Vormonat. Foto: dpa

Neben der Sommerflaute nimmt auch die schwächelnde Konjunktur dem Arbeitsmarkt den Wind aus den Segeln. Die zuständige Ministerin zeigt sich trotzdem optimistisch, die Arbeitgeber hingegen fordern Unterstützung von der Politik.

Stuttgart - Die übliche Sommerflaute und dazu noch die schwächelnde Konjunktur, haben für einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit in Baden-Württemberg gesorgt. Ende August waren 209.616 Menschen ohne Job, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Donnerstag in Stuttgart mitteilte. Das waren vor allem im Vergleich zum Juli deutlich mehr, nämlich gut 15.700 oder 8,1 Prozent. Auch verglichen mit dem Vorjahr ist ein Anstieg um gut 5800 oder 2,9 Prozent zu verzeichnen.

Die Arbeitslosenquote stieg von 3,1 Prozent im Juli auf nun 3,3 Prozent. Das ist der gleiche Wert wie im August 2018.

„Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist großenteils saisonal bedingt“, sagte der Chef der Regionaldirektion, Christian Rauch. Viele junge Menschen hätten sich nach dem Ende der Schule für eine Übergangszeit arbeitslos gemeldet. Zudem seien viele Unternehmen angesichts ihrer sommerlichen Betriebsferien derzeit zurückhaltend mit Neueinstellungen. Das zeigt auch die Statistik: Die Zahl der Arbeitslosen im Alter unter 25 stieg im Vergleich zum Juli sprunghaft um fast 30 Prozent an.

Handelsstreit und Brexit

„Einige Arbeitgeber, vor allem im Produktions- und Fertigungsbereich, reagieren aber auch auf die abflauende Konjunktur“, sagte Rauch. Auch Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) bilanzierte: „Angesichts des eskalierenden Handelsstreits und der zunehmenden Gefahr eines ungeregelten Brexits hat der seit Jahren anhaltende Aufschwung am Arbeitsmarkt an Kraft verloren.“ Sie sei aber zuversichtlich, dass der Arbeitsmarkt gut durch die Unsicherheiten kommen werde.

Die Arbeitgeber zeigten sich besorgt, dass es den Südwesten noch härter treffen könnte. „Der Gesetzgeber muss deshalb jetzt rasch Maßnahmen zur Abfederung größerer konjunktureller Einbrüche treffen“, forderte ihr Verbands-Hauptgeschäftsführer Peer-Michael Dick.

Viele Lehrstellen frei

Auf dem Ausbildungsmarkt stelle sich die Situation derweil ganz anders dar, betonte die Arbeitsagentur. Während die Zahl der unversorgten Bewerber etwas gesunken sei, wachse die Zahl der unbesetzten Lehrstellen weiter. Auf jeden Bewerber kommen inzwischen mehr als zwei offene Stellen.

„Jugendliche und junge Erwachsene sollten sich überlegen, ob eine Fachausbildung, die den eigenen Neigungen und Fähigkeiten entspricht, nicht eine gute Alternative zum Studium sein kann“, warb Rauch. Die Auszubildenden von heute seien die Fachkräfte von morgen, und die würden in einigen Branchen nach wie vor dringend gesucht.

Um Jugendlichen den Berufseinstieg zu erleichtern, müssten Land und Unternehmen helfen, forderte die DGB-Jugend und verwies auf hohe Mobilitäts- und Mietkosten. „Um den Jugendlichen die Chance zu geben, eine Ausbildung auch in größerer Entfernung von ihrem Wohnort zu machen, sollten das Land und die ausbildenden Betriebe ein kostenfreies und landesweit gültiges Azubiticket für den öffentlichen Nahverkehr einführen“, betonte Bezirksjugendsekretär Andre Fricke.