So stellt sich das Improvisationstheater den Heiligen Abend bei Annette und Margot, zwei Besucherinnen der Show, nach deren kurzen Hinweisen ihrer Feiertradition vor. Foto: Recklies

Improtheater für einen guten Zweck: Der Erlös der Adventskalendershow im Kulturzentrum Merlin geht in diesem Jahr an das Eva-Projekt „Hilfe für Straßenkinder“.

S-West - Es gibt doch auch keine Adventskalender mit 25 Türchen“, sagte Michel Duprey augenzwinkernd zur Forderung nach einer Zugabe. Dem Publikum der inzwischen traditionellen Adventskalendershow des Improvisationstheaters Stuttgart im Kulturzentrum Merlin war dies aber egal. Die fünf Darsteller Jörg Pollinger, Michel Duprey, Michael Grammetbauer, Malli Augst und Kerstin Manz-Kelm sowie der Pianist Heiko Helmle durften erst von der Bühne, nachdem sie auch die geforderte Zugabe – eine Melange aller am Abend zuvor beleuchteten Themen – gespielt hatten.

Für die Straßenkinder

Die Besucher der Improvisationsshow waren begeistert von den Einfällen, mit denen das fünfköpfige Schauspielensemble den Abend zu einem Erlebnis machte, indem es mit 24 Überraschungen aufwartete. Denn nicht nur das von der Gruppe umgesetzte ganz persönliche Lied für den im Publikum sitzenden Informatiker Peter oder die Umsetzung der zuvor geschilderten Heilig-Abend-Tradition der besten Freundinnen Margot und Annette – mit ergänzter Fortsetzung durch das Ensemble – entlockte den Publikum viele Lacher. Auch gab es für eine Reihe von zufällig ausgewählten Besuchern ganz persönliche Geschenke von den Darstellern. So wechselte ein Smiley-Schlüsselanhänger Michael Grammetbauers den Besitzer und Kerstin Manz-Kelm hatte für eine Besucherin ein Buch Hermann Hesses aus ihrem Fundus mitgebracht. Aber auch selbst gebackene Impro-Theater-Plätzchen wurden gereicht: „Die sind mit Johannisbeermarmelade – sie können also Spuren von Früchten erhalten“, scherzte Michel Duprey.

Keine Plätzchen, sondern Bares erhält das Projekt „Hilfe für Straßenkinder“ der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart (Eva) im Nachgang der Adventskalendershow vom Improvisationstheater überreicht. Wie in den vergangenen Jahren, hatte das Ensemble vor der Pause die Besucher dazu aufgefordert, soziale Einrichtungen zu benennen, die die Eintrittsgelder erhalten sollen. Kurz vor dem Ende der abwechslungsreichen Show wurde dann das Projekt „Hilfe für Straßenkinder“ aus einer Vielzahl von Vorschlägen als Empfänger gezogen und darf sich somit über einen stattlichen Betrag freuen. Dieser wurde durch Spenden der Besucher am Ende noch aufgestockt.

Inklusive Nasendusche

Dass viele der Besucher beim Verlassen des Merlins noch einmal ihre Börse öffneten, dürfte vor allem an den gelungenen Darbietungen gelegen haben, die sie über zwei Stunden hinweg goutieren durften. Da wurde die Darstellung der Reklamation eines falschen Weihnachtsgeschenks – in diesem Fall einer Nasendusche – ebenso zum großen Spaß für Darsteller und Zuschauer, wie jene Kehrwochenszene, bei der die beiden Besucher Sonja und Roland die von Michael Grammetbauer und Malli Augst verkörperten Puppen analog zum improvisierten Text über die Bühne führen mussten oder durften. Mal wurde von dem Ensemble geistreich und witzig über Begriffe wie Laktoseintoleranz oder Synapsenbildung improvisiert, mal gab es beim Märchen über die stotternde Brunhilde, die Gedanken lesen kann, viel zu lachen. Und auch wenn die Darsteller in den Szenen, wie vom Publikum vorgegeben, hurtig zwischen verschiedenen Spielstilen und Themen wechselten, kamen die Besucher voll auf ihre Kosten. Die Forderung nach einer Zugabe kam – nach zuvor eifrig gespendetem Beifall – also keineswegs von ungefähr.