Nicht nur in Schanghai warten die Menschen darauf, wieder zu reisen. Foto: dpa/Ole Spata

In Deutschland ist gerade die Ausschreibung für einen digitalen Impfpass beendet worden, da bringt China sein Modell auf den Markt. Noch sind allerdings auch in Fernost viele Fragen offen.

Stuttgart - Vollmundige Versprechen mit nicht ganz so klarer Einlösperspektive sind in Pandemie-Zeiten kein deutsches Alleinstellungsmerkmal. Bis zu zehn Millionen Impfungen pro Woche hat Olaf Scholz vorhergesagt, Mediziner können die Mathematik des Finanzministers nicht so ganz nachvollziehen. Zu Beginn der Woche hat China nun einen digitalen Impfpass eingeführt, der das Reisen erleichtern soll. Das Programm werde der „weltweiten wirtschaftlichen Erholung“ helfen, sagt ein Sprecher des Außenministeriums. Auch das scheint etwas hoch gegriffen. Zum einen bleiben noch viele Details rätselhaft, zum anderen gilt es zumindest am Anfang nur für Chinesen. Andererseits bietet das Modell die Möglichkeit zu lernen – vergleichbare Überlegungen gibt es schließlich auch hierzulande.

 

Die App hat jeder Chinese schon auf dem Handy

Mit dem Zertifikat will die chinesische Regierung als erstes Land der Welt einen Impfausweis für Reisen vorlegen. Es gibt dafür keine eigene App, das Dokument ist in den Onlinedienst von We Chat integriert. Dieser wird häufig mit Whats App verglichen, doch das wäre in etwa so wie die Verbandsliga Württemberg im Fußball mit der Champions League gleichzusetzen. Über We Chat werden nicht nur Nachrichten verschickt, hier wird bezahlt, gespielt, es werden Flüge gebucht und Kredite aufgenommen. Vor allem aber hat praktisch jedes chinesische Mobiltelefon die App bereits installiert. Das ist nicht nur für die Verbreitung des digitalen Impfausweises nützlich – auch der chinesische Staat liest schon bisher häufig mit.

Das nun präsentierte Online-Formular sieht aus wie eine Bordkarte aus Zeiten, in denen voll besetzte Ferienflieger zu den Traumstränden der Welt aufgebrochen sind. In einem Streifen lassen sich Name, Passnummer, Impfstatus und das Ergebnis eines Corona-Tests eintragen. Ist das geschehen erhält man einen QR-Code – und mit dem sollen sich Tore und Grenzen öffnen.

In Deutschland soll IBM die Sache richten

Vor allem in Thailand und Vietnam sind die chinesischen Innovationen mit großer Freude erwartet. In beiden Ländern darbt die Tourismusindustrie, weil die mit Abstand größte Besuchergruppe ausbleibt. Ob sich das nun ändert ist freilich alles andere als ausgemacht. Denn wer nach China einreisen will, der muss sich zunächst in eine mehrwöchigen Quarantäne begeben, die wird hart kontrolliert und gilt auch für Chinesen. Wenn auf sechs Tage Urlaub 21 Tage Zwangsaufenthalt im Quarantänehotel folgen, mindert das den Reisespaß erheblich.

In Deutschland hat die Bundesregierung den Auftrag für die Entwicklung eines digitalen Impfpasses kürzlich an IBM und ein Kölner Startup-Unternehmen vergeben. Der Pass soll den Ausschreibungskriterien nach jedoch nicht zum Grenzübertritt verhelfen, sondern den bisherigen, gelben Impfpass aus Papier ersetzen. Allerdings auch mit QR-Code.