Vorbereitung für den Pieks. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

In Baden-Württemberg steht in der kommenden Woche eine wichtige Neuerung an: In Hausarztpraxen wird die Priorisierung über Astrazeneca hinaus für alle Corona-Impfstoffe aufgehoben.

Stuttgart - Wichtiges Datum im Rahmen der laufenden Impfkampagne: Am kommenden Montag, 17. Mai, wird die Priorisierung in den Praxen der niedergelassenen Ärzte nach einem gemeinsamen Beschluss des baden-württembergischen Sozialministeriums und der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg „komplett für alle Impfstoffe aufgehoben“. Das bestätigte das Sozialministerium unserer Redaktion.

Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg schreibt dazu: „Ab 17. Mai: dürfen Niedergelassene selbst priorisieren. Die staatliche Impfpriorisierung wird dann für alle Impfstoffe aufgehoben.“ Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte könnten von Montag an alle Personen über 16 beziehungsweise 18 Jahren impfen, sofern Impfstoff verfügbar sei. In den Impfzentren werde zeitgleich die gesamte in der Coronaimpfverordnung aufgeführte Prioritätengruppe 3 geöffnet. Dazu zählen auch diejenigen, die aus beruflichen Gründen eine Impfberechtigung erhalten.

Arztpraxen erhalten „volle Flexibilität“

Zuvor war die in der Corona-Impfverordnung vorgenommene Priorisierung bereits für den Astrazeneca-Impfstoff aufgehoben worden. Niedergelassene Ärzte konnten trotz der Priorisierung unter bestimmten Voraussetzungen schon jetzt flexibler vorgehen als es in Impfzentren möglich ist – etwa um zu vermeiden, dass Impfstoff verfällt. Von Montag an haben die Vertragsarztpraxen den Angaben zufolge nun volle Flexibilität. Es liege dann im ärztlichen Ermessen, welche Patienten den Schutz durch die Corona-Impfung besonders dringend brauchen, erklärte die Kassenärztliche Vereinigung. Ärzte könnten dann den Blick stärker auf die Gesundheit der einzelnen Menschen richten, statt auf die starre Impfreihenfolge.

„Die Menschen werden ungnädiger“

Hausärzte begrüßen diesen Schritt. Der Vorsitzende der Stuttgarter Ärzteschaft, Markus Klett, sagte unserer Redaktion, es sei sinnvoll, den Ärzten mehr Verantwortung zu übertragen; sie seien am nächsten an den Menschen dran. „Das ist überfällig, wir Hausärzte brauchen mehr Spielraum.“ Wichtig sei aber, dass dann auch genügend Impfstoff zur Verfügung stehe: „Wir werden jetzt hoffentlich besser bedient.“ Noch immer stehe zu wenig Impfstoff bereit. „Bisher haben wir nie die volle Menge Biontech-Impfstoff erhalten“, sagte Klett. Es sei damit zu rechnen, dass sich die „Impf-Run“ noch verschärfe. „Die Menschen werden ungnädiger.“ Als Grund für die Aufhebung der Priorisierung für alle Impfstoffe vermutet der Stuttgarter Ärzte-Vorsitzende die fehlende Akzeptanz für den Astrazeneca-Impfstoff, obwohl die Ängste sachlich nicht begründet seien.