Nach einer monatelangen Pause bilden sich im nunmehr verkleinerten Impfzentrum in der Grönerstraße wieder Warteschlangen vor den Impfkabinen. Foto: Simon Granville

Ende September war das Kreisimpfzentrum in der Ludwigsburger Weststadt geschlossen worden. Keine zweieinhalb Monate später werden dort nun wieder fleißig Spritzen aufgezogen.

Ludwigsburg - Als sich die Türe zum Impfzentrum in der Ludwigsburger Weststadt am Montagmorgen nach 73 Tagen wieder öffnete, standen die ersten Impfwilligen schon davor. Obwohl für das neue Angebot nicht sonderlich groß geworben worden war, waren die Termine in dieser Woche schnell vergriffen. Was belegt, wie dringend und gern sich manch einer impfen lassen möchte. Denn mittlerweile hat sich gezeigt: Die niedergelassenen Ärzte können und wollen teilweise die Impfkampagne nicht alleine stemmen – auch wenn sich die Bundes- und Landespolitik das so schön vorgestellt hatte.

Nun springt der Kreis in die Bresche. Weil die Angebote kleiner, dezentral organisiert und in den sechs großen Kreisstädten verteilt sind, spricht niemand mehr vom Impfzentrum – aus ihm sind „Impfstützpunkte“ geworden. Die ersten sind seit Oktober in Betrieb. Geplant sind elf Standorte, ab Anfang Januar sollen alle den Betrieb aufgenommen haben. Rechnet man die mobilen Impfangebote mit Bussen, auf Marktplätzen oder Sporthallen sowie Aktionen in Einkaufsmärkten oder vor Sportveranstaltungen wie zuletzt vor einem Spiel der Riesen Ludwigsburg dazu, könnten kreisweit nach dem Jahreswechsel bis zu 21 150 Dosen pro Woche verimpft werden. „Damit sind wir sehr weit im Vergleich zu anderen“, sagt der Erste Landesbeamte Jürgen Vogt.

Nachfrage nach Impfungen „extrem volatil“

Alles wieder von vorne: Dass es so weit kommen wird, hatten die Mitarbeiter des Katastrophenschutzes im Landratsamt in gewisser Weise schon geahnt. Zumindest wurde das komplette Material Ende September so verpackt, dass es schnell wieder aufgebaut werden konnte. Als die Familie Max Maier, der das Gelände und die Halle in der Ludwigsburger Weststadt gehören, anbot, diese kostenlos zur Verfügung zu stellen, nahm der Kreis das gerne an. Für mindestens drei Monate wird in der Halle nun geimpft. „Ab Mitte des kommenden Jahres sind aber auch wieder Veranstaltungen geplant“, sagt Madlen Maier. Was danach ist? Schwer zu sagen. Die Omikron-Variante macht eine Anpassung der Impfstoffe nötig – ob jemand sich im Frühling oder Sommer, wenn die Inzidenzen vermutlich wieder niedriger sein werden, spritzen lassen möchte? Ungewiss.

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Die Nachfrage nach Impfungen sei „extrem volatil“, sagt Roland Kolepke, der den Impfstützpunkt betreibt und mit seinem Team bereits Zehntausende Spritzen gesetzt hat. Sinkende Inzidenzen würden in der Regel auch die Impfbereitschaft drücken.

Moderna ist vorrätig, Biontech bestellt

Dass man inzwischen auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse – Impfungen mit und ohne Termin, am Wochenende oder unter der Woche, to go oder beim Arzt – eingehe, hält Kolepke für richtig und wichtig. Die großen Impfzentren seien aber zu einem „fatalen Zeitpunkt“ geschlossen worden. „Wenn man damals gewusst hätte, was im November kommt, dann hätte man das sicherlich nicht so entschieden.“ Jürgen Vogt verweist auf den Kostenfaktor bei der Entscheidung im Sommer. Momentan wird in den Stützpunkten vor allem geboostert, wobei auch das wichtig sei, wie Kolepke betont. Nicht nur, weil die Wirkung nach einem halben Jahr nachlässt: Drittimpflinge würden häufig auch Verwandte, Freunde oder Nachbarn zur ersten Spritze animieren. Kolepke schätzt die Zahl der Erst- und Zweitimpflinge momentan auf zehn bis 20 Prozent.

Im Impfstützpunkt in der Weststadt werden die Spritzen in dieser Woche ausschließlich mit dem Vakzin von Moderna aufgezogen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt dieses nur für über 30-Jährige. Jüngere kommen voraussichtlich ab der kommenden Woche besser zum Zug. Dann erwartet der Kreis eine Biontech-Lieferung.

Kinderärzte sollen sich um Kinder kümmern

Kolepke kann die Vorbehalte gegen Moderna nicht verstehen und will nur von „mRNA-Impfstoff“ sprechen. Beides sei sicher, was der Einzelne bekomme, müsse der Arzt entscheiden. Für Kinder unter zwölf bräuchten sich Eltern in den Stützpunkten nicht um einen Termin zu bemühen, sie seien beim Kinderarzt gut aufgehoben.

Wo wird im Kreis Ludwigsburg geimpft?

Ludwigsburg
 In der Stadt gibt es seit dieser Woche vier Impfstützpunkte: neben dem in der Grönerstraße eins im Breuningerland und eins in der Schillerstraße, zudem die vom DRK in der Oßweiler August-Lämmle-Schule betriebene Station.

Bietigheim
 In der Halle am Viadukt wird seit diesem Montag geimpft, im Liederkranzhaus bereits seit Anfang des Monats.  

Ditzingen und Vaihingen
 In der ehemaligen Hauptschule in Vaihingen/Enz, Steinestraße 21, und im Foyer der Stadthalle in Ditzingen starten die Angebote erst am 2. Januar 2022.

Remseck und Kornwestheim
 In der Remstalstraße in Neckarrems impft das Team von Roland Kolepke seit Oktober, für die Stadthalle Remseck ist von Januar an ein mobiles Team aus Stuttgart eingeplant. Auch in Kornwestheim wird es erneut ein Angebot geben. Wo und wann es öffnet, ist noch offen.

Weitere
 Der Kreis ist daran interessiert, in Kooperation mit Ärzten weitere Stützpunkte aufzubauen. In der Oberriexinger Festhalle ist das schon passiert, auch Sachsenheim plant ein wöchentlich wiederkehrendes Angebot.

Termine
 können online unter https://termin.kizlb.de/online vereinbart werden. Auf der Webseite des Landratsamts werden auch weitere Angebote, sollte es diese geben, öffentlich gemacht.