Nicht einmal zwei Euro billiger ist die durchschnittliche Monatsmiete in Leinfelden-Echterdingen im Vergleich zur Landeshauptstadt. Mittlerweile muss man auch auf der Filderebene lange nach einem bezahlbaren Angebot suchen. Foto: Jacqueline Fritsch

Die große Nachfrage treibt Wohnpreise auch im Umland in die Höhe. Nicht einmal zwei Euro billiger ist die durchschnittliche Monatsmiete in Leinfelden-Echterdingen als in der Landeshauptstadt.

Filder - Zieht man in das Stuttgarter Umland, sind die Kaufpreise für Immobilien nicht bedeutend günstiger als in der Großstadt selbst, bei den Mieten lässt sich auch nur ein bisschen Geld sparen. Das geht aus aktuellen Zahlen hervor, die das Wirtschaftsmagazin „Capital“ in seinem „Immobilienkompass“ veröffentlicht.

Stuttgart ist die sechstgrößte Stadt Deutschlands. Mit großen Unternehmen in der Stadt selbst und im Umland lockt sie viele Mitarbeiter an, die möglichst auch in der Nähe wohnen wollen. In den vergangenen fünf Jahren stieg die Einwohnerzahl laut „Capital“ um 33000 auf 612000 an. Das Wirtschaftsmagazin beruft sich auf Zahlen des iib Immobilien-Richtwert Instituts aus Schwetzingen. Untersucht werden im aktuellen „Immobilienkompass“ die Preise für den Kauf eines Einfamilienhauses und einer Eigentumswohnung sowie die Mietpreise und Bruttomietrenditen, jeweils für Bestands- und Neubauten, aller Stuttgarter Bezirke und von 20 Umlandgemeinden. Das Problem: Das Wohnraumangebot kann nicht mit der hohen Nachfrage mithalten. Im Jahr 2017 wurden in Stuttgart zwar 2000 neue Wohnungen gebaut, doch um die Angebotslücke zu schließen, seien weit mehr als 3500 Einheiten nötig, heißt es vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Daher haben sich die Preise für Bestandswohnungen – das sind Wohnungen, die älter als drei Jahre sind – seit 2012 um rund 70 Prozent verteuert. Die hohen Preise und das niedrige Angebot locken viele Menschen ins Umland – was auch dort die Preise in die Höhe treibt.

Leinfelden-Echterdingen

In Leinfelden-Echterdingen zu wohnen war laut „Capital“ schon immer überdurchschnittlich teuer. Einerseits ist die Stadt die Heimat für 10 000 Pendler, die jeden Tag nach Stuttgart fahren. Andererseits aber pendeln täglich 20 000 Menschen in den Ort: Vor allem der Flughafen und das Messegelände sind Arbeitsstätte vieler Pendler. Die Wohnpreise sind im Jahr 2017 je nach Objektklasse um fünf bis 16 Prozent nach oben gegangen. So zahlt man in L.-E. für ein bestehendes Haus rund 543 000 Euro, fast so viel wie in Stuttgart-Vaihingen. Ein Neubau dagegen kostet mit 655 000 Euro deutlich weniger als in der Hauptstadt. Die Kaufpreise für eine bestehende (3100 Euro) und eine neue (4500 Euro) Wohnung sind wenige hundert Euro günstiger als in Plieningen und deutlich billiger als in der Stuttgarter Stadtmitte.

Bei der Miete lässt sich auch nur bedingt sparen. In L.-E. zahlen Bürger im Schnitt 10,90 Euro pro Quadratmeter für eine bestehende Wohnung (Stuttgarter Durchschnitt 12,60 Euro) und 14 Euro für eine neue Wohnung (Stuttgarter Durchschnitt 15,10 Euro). Auch die Bruttomietrendite liegt mit 4,2 Prozent (Bestand) und 3,7 Prozent (Neu) im regionalen Mittelfeld.

Waldenbuch

Etwas billiger ist es in der Stadt mit der Schokoladenseite. Ein Einfamilienhaus kann man in Waldenbuch für gerade einmal die Hälfte des Stuttgarter Preises bekommen: Rund 454 000 Euro kostet es in Waldenbuch, in den Stuttgarter Bezirken Nord, Ost und West mehr als eine Million. Mit 2500 Euro pro Quadratmeter ist der Kauf einer Wohnung in Waldenbuch deutlich unter den Stuttgarter Werten. Eine neue Wohnung dagegen kostet mit 4000 Euro pro Quadratmeter fast so viel wie in Leinfelden-Echterdingen.

Pendler müssen bei der Entscheidung für einen Wohnort bedenken, dass Waldenbuch 25 Kilometer vom Stuttgarter Zentrum entfernt ist. Mit dem öffentlichen Nahverkehr ist man laut „Capital“ 52 Minuten dorthin unterwegs, mit dem Auto je nach Verkehr 35 bis 60 Minuten. Dafür gibt es im historischen Ortskern mehr Bäume als Häuser und man kann bei den Mieten ordentlich sparen. 9,20 pro Quadratmeter kostet eine Bestandswohnung in Waldenbuch. In den südlichen Stuttgarter Bezirken bleibt nur Sillenbuch unter zwölf Euro. Für eine neue Wohnung muss man in Waldenbuch durchschnittlich elf Euro pro Quadratmeter zahlen, in Stuttgart im Schnitt 15,10 Euro. Die Bruttomietrendite ist mit 4,4 Prozent (Bestand) und 3,3 Prozent (Neu) in der Region nur durchschnittlich. Insgesamt sind die Preise in Waldenbuch in den vergangenen fünf Jahren um 30 bis 40 Prozent gestiegen.

Keine Besserung in Sicht

Sinkende Miet- und Kaufpreise sind in und um Stuttgart in den kommenden Jahren nicht zu erwarten. Aber: „Ab 2019 dürfte der Anstieg auf moderate zwei bis vier Prozent zurückgehen“, sagt Karl Strenger, Geschäftsführer der Strenger-Gruppe, dem „Capital“. Zuletzt waren es in Stuttgart elf Prozent pro Jahr. Die gute Nachricht: Es gibt noch teurere Pflaster in Deutschland. Mit München kann Stuttgart noch nicht mithalten.