Am stärksten sind im Rems-Murr-Kreis die Immobilienpreise in Murrhadt gesunken. Foto:  

Die Immobilienpreise im Rems-Murr-Kreis sind deutlich gesunken, das legt eine aktuelle Erhebung der Kreissparkasse nahe – doch wer kaufen will, muss rechnen.

Lange Zeit schien es, als könne es auf dem Immobilienmarkt nur eine Richtung geben: nach oben. Doch die Realität 2025 sieht anders aus. Wie der neue Wohnmarktbericht der Kreissparkasse Waiblingen zeigt, sind die Preise im Rems-Murr-Kreis innerhalb eines Jahres spürbar gefallen: Eigentumswohnungen um rund fünf Prozent, Häuser sogar um sieben Prozent. Eine gute Nachricht für Kaufinteressierte? Nur auf den ersten Blick.

 

Denn während die Kaufpreise bröckeln, bleibt das Wohnen teuer – vor allem wegen der gestiegenen Zinsen. Die Finanzierung ist zur Herausforderung geworden. „Wir haben ein hohes Angebot an Bestandsimmobilien und weniger Nachfrager. Derjenige, der sich interessiert, nimmt sich mehr Zeit“, sagt Frank Möller, der Leiter des Immobiliencenters der Kreissparkasse. Das Klima ist nüchterner geworden – und realistischer.

Eigenheim: wieder ein Rechenexempel

Der Boom der Nullzinsjahre hat seine Spuren hinterlassen. „In der Niedrigzinsphase haben sich einige übernommen“, sagt Vincenzo Giuliano aus dem Vorstand der Kreissparkasse. Heute sei ein „gesunder Realismus“ zurückgekehrt – und mit ihm die Besinnung auf solide Finanzierung. Wer ein Haus kaufen will, braucht Geduld, Planung und wieder: Eigenkapital. „Ohne wird es schwierig“, bringt es Giuliano auf den Punkt.

Sparkassenvorstand Uwe Burkert glaubt, dass preislich so langsam die Talsohle erreicht ist. Foto: Gottfried Stoppel

Auch der Vorstandsvorsitzende Uwe Burkert sieht einen Mentalitätswandel: „Die Menschen haben wieder erkannt, dass eine gute Finanzierung gut vorbereitet sein sollte.“ Der einst belächelte Bausparvertrag erlebt ein Comeback. Lange verstaubt, heute Gold wert: Wer ihn vor zehn Jahren abgeschlossen hat, kann sich jetzt über günstige Altzinsen freuen.

Quadratmeterpreise mit Gefälle

Tatsächlich lohnt sich der Blick auf die Zahlen. In Waiblingen fiel laut Bericht der Sparkasse der durchschnittliche Hauspreis auf 564 400 Euro – ein Minus von 7,6 Prozent. In Fellbach kostete ein Eigenheim zuletzt 3980 Euro pro Quadratmeter, 9 Prozent weniger als im Vorjahr. Noch stärker sackten die Preise in Murrhardt ab: minus 9,7 Prozent, ein Haus dort gibt es im Schnitt für 337 500 Euro.

Doch nicht überall geht es gleich stark bergab. „Je dichter an Stuttgart, desto teurer“, fasst Giuliano die Lage zusammen. Auch der Sanierungszustand entscheidet: Wer energetisch nicht nachgebessert hat, zahle jetzt drauf. Der Markt strafe schlechte Dämmung und veraltete Heizsysteme gnadenlos ab. Eine einfache Faustformel macht die Runde: „Je besser der Sanierungszustand, desto besser der Preis.“

Mieten steigen – Anleger wittern Chancen

Während Käufer länger überlegen, zieht es Investoren wieder auf den Markt. Der Grund: Mieten steigen weiter. In Backnang beispielsweise legten sie um vier Prozent zu, in Winnenden um fünf. Burkert bringt es auf den Punkt: „Bei den Mieten ist Druck auf dem Kessel. Das macht eine Immobilie auch als Invest interessant.“ Der Kapitalanleger ist zurück – vorsichtiger zwar, aber aufmerksam.

Das liegt auch an einer neuen Stabilität. Der große Negativschock sei vorbei. Uwe Burkert glaubt, dass so langsam der Bodensatz erreicht sei. Zwar erwartet er keine drastischen Zinssenkungen, doch immerhin: „Die Zinsen werden vielleicht noch ein bisschen runtergehen – allerdings nur am kurzen Ende.“

Neubau: langsam, aber nicht tot

Im Neubaumarkt geht es noch schleppend voran – hohe Baukosten und Unsicherheit bremsen. Doch auch hier gibt es Lichtblicke. „Auch der Neubaumarkt kommt wieder“, glaubt Burkert. Giuliano ergänzt: „Die Nachfrage nach Bauen ist hoch.“ Doch sie bleibt selektiv – wer bauen will, muss rechnen können und Geduld mitbringen.

Und was ist mit dem Eigenheim-Traum? Der lebt – allerdings angepasst. Nicht mehr jeder kann sich 150 Quadratmeter mit Garten leisten. Aber vielleicht reichen ja auch 80 Quadratmeter mit Balkon. Und mancher Altbau lässt sich eben auch in Etappen sanieren.

Fazit: Keine einfachen Antworten

Der Wohnmarkt im Rems-Murr-Kreis zeigt sich 2025 differenziert, volatil – aber keinesfalls tot. Die Preise sind gefallen, ja. Doch der Finanzierungsaufwand bleibt hoch. Gleichzeitig wächst die Bedeutung fundierter Beratung. Orientierung kann der Wohnmarktbericht liefern – Entscheidungen müssen die Menschen dennoch selbst treffen. „Wohnen ist ein Wirtschaftsfaktor“, betont Burkert. Und ein emotionaler noch dazu. Aber in diesen Zeiten eben auch: ein kalkulierbares Risiko.

Der Wohnmarktbericht ist kostenlos erhältlich unter: www.kskwn.de/wohnmarktbericht