Die Preise für Neubauwohnungen sind auch im Vorjahr nochmals deutlich teurer geworden. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Hohe Nachfrage, nochmals stark gestiegene Preise und ein eklatanter Mangel an Objekten: so kann man den aktuellen Immobilienmarktbericht des Bankhauses Ellwanger und Geiger zusammenfassen.

Stuttgart - Die Lage auf dem Immobilienmarkt lässt sich inzwischen mit dem Kehrreim eines Karnevalsschlagers beschreiben: Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld? Auf diesen Nenner kann man auch das Fazit bringen, das Volker Gerstenmaier, geschäftsführender Gesellschafter von Ellwanger und Geiger, aus dem aktuellen Immobilienmarktbericht der Privatbank zieht: „Für Menschen mit mittleren und niedrigen Einkommen fehlt es an allen Ecken und Enden an Wohnungen, die finden keine“, so Gerstenmaier. Im oberen Segment und in Toplagen seien die Preise 2016 nochmals so gestiegen, dass man sich frage: „Wer kann das mittel- und langfristig finanzieren?“

Niedrigzinspolitik ist ein Problem

Im Schnitt um 15 Prozent seien im Vorjahr die Immobilienpreise gestiegen, so Gerstenmaier. Beim Neubau in Toplagen koste der Quadratmeter zwischen 7200 und 15 000 Euro, ein Einfamilienhaus in Höhen- und Aussichtslage schon bis zu 3,6 Millionen Euro. Die Folge sei, dass im Hochpreissegment die Vermarktungszeiten deutlich länger geworden seien. Wobei das Angebot an Einfamilienhäusern ohnehin „verschwindend gering“ sei, erklärte der Gesellschafter des Bankhauses. Ein Grund dafür ist die Niedrigzinspolitik. „Wohnungen und Häuser werden häufig mangels Anlagealternativen nicht veräußert, sondern vermietet“, sagt Geschäftsführerin Kerstin Schmid.

Sehen Sie im Stuggi-TV-Video, warum Wohnen so teuer ist in Stuttgart:

Potenzielle Käufer, die in Stuttgart nicht fündig werden, wichen in die Region aus. Wobei auch dort, insbesondere in Esslingen, aber auch auf den Fildern und entlang der S-Bahn-Linien die Preise entsprechend angezogen hätten. Anders als vor Jahren habe auch die Nachfrage nach Immobilien im Remstal stark zugenommen. „Dort ist es für die Bauträger attraktiv, es entsteht viel Neubau“, so Kerstin Schmid.

Es fehlen kleinere Wohnungen

Wenn es nach Volker Gerstenmaier geht, würden mehr kleinere Wohnungen gebaut. Wegen der Preisentwicklung seien die Kunden „bereit zu Abstrichen“. Und schließlich lebten in Stuttgart 78 Prozent der Menschen maximal zu zweit, 52 Prozent der Haushalte seien Singlehaushalte.

Durch die hohen Preise sieht Gerstenmaier den Trend, dass Ältere, die sogenannten Silver Ager, in die Stadt ziehen, gebremst, weil sie für ihre Immobilien im Umland im Verhältnis zu den Preisen in Stuttgart nicht genug Geld bekommen. Von der Stadt wünscht sich der Bankhauschef „mehr Flexibilität“ in der Wohnungspolitik. Volker Gerstenmaier fände es gut, wenn in der City, wo in Stuttgart anders als in anderen Großstädten relativ wenige Menschen lebten, mehr Wohnraum geschaffen würde. „Man könnte Büroflächen in Wohnraum umwandeln und auf Flachdächer noch ein Geschoss draufsetzen.“