Die Preise für eine Neubauwohnung in der Stuttgarter Innenstadt bewegen sich derzeit zwischen 4500 und 7000 Euro pro Quadratmeter. Foto: dpa

Die Preise für eine Neubauwohnung in der Stuttgarter Innenstadt bewegen sich derzeit zwischen 4500 und 7000 Euro pro Quadratmeter. Für das Wunschobjekt in Bestlage mit Blick auf den Kessel schnellen sie auch mal auf über 11 000 Euro hoch. Allerdings gehen die Käufer dann keine Kompromisse ein.

Stuttgart - Von einer Entspannung auf dem Stuttgarter Wohnungsmarkt kann nach Auskunft von Volker Gerstenmaier vom Bankhaus Ellwanger und Geiger keine Rede sein. Seit dem Jahr 2000 haben sich nach dem Marktbericht seines Hauses die Spitzenkaufpreise für Neubauwohnungen verdoppelt. Statt in D-Mark muss die gleiche Summe in Euro bezahlt werden.

Das Bankhaus hat Kunden, die bei der Suche nach ihrem Traumobjekt nicht lange fackeln: „Bei einem Einfamilienhaus am Killesberg lag der Verkaufspreis mit über zwei Millionen Euro etwa 25 Prozent über den Erwartungen“, versichert Gerstenmaier. Aus den Höchstpreisen am Markt lasse sich aber nicht der Wert für die gebrauchte Durchschnittsimmobilie ermitteln, warnt er verkaufswillige Eigentümer vor überzogenen Erwartungen.

Günstig: Zuffenhausen, Hedelfingen, Unter- und Obertürkheim

Höchstpreise würden nur bezahlt, wenn wirklich alles perfekt ist: Lage, Ausstattung, Größe. Am günstigsten kommen Kaufwillige in Zuffenhausen, Hedelfingen, Unter- und Obertürkheim zu den eigenen vier Wänden. Dort geht es für den Neubau bei 2800 Euro pro Quadratmeter los. Geheimtipps für schönes Wohnen mit Preisen unter dem Stuttgarter Niveau sind laut Ellwanger und Geiger zum Beispiel Birkach oder die Waldsiedlung in Gerlingen

Trotz der enorm hohen Immobilienpreise in der Stuttgarter Innenstadt zieht es wieder mehr Menschen dorthin. Die Entwicklung habe sich umgekehrt, stellt Gerstenmaier fest: Seine Beobachtung: „Früher sind Familien mit Kinder in die Region gezogen, haben sich dort ein Haus gekauft.

Heute wollen sie urban leben und erwerben eine Wohnung im Stuttgarter Westen.“ Grund für das Umdenken sei die bessere Infrastruktur in der Stadt, das bessere Betreuungsangebot für Kinder sowie das größere Freizeitangebot. Interessiert an Wohneigentum in Stuttgart sind häufig auch Unternehmer aus dem Umland, die sich im Alter ein Leben in der Stadt wünschen.

Angebot und Nachfrage klaffen auseinander

Angebot und Nachfrage klaffen nach wie vor auseinander: Während in früheren Jahren nicht selbst genutzte Immobilien verkauft wurden, werden sie heute vermietet. „Die Leute wissen nicht, wo sie ihr Geld anlegen sollen. Deshalb behalten sogar Erbengemeinschaften die Immobilien in ihrem Besitz“, sagt Gerstenmaier.

Dennoch fehlt es in Stuttgart nach Erhebungen des Eduard Pestel Instituts, einem Forschungsunternehmen für Kommunen mit Sitz in Hannover an rund 8000 Mietwohnungen. „Es müssten pro Jahr 1800 Wohnungen gebaut werden, um die Nachfrage zu decken. Tatsächlich werden nur 1500 gebaut“, so Gerstenmaier.

Negativ auf das Wohnungsangebot wirke sich auch der Zuwachs an Ein- und Zweipersonenhaushalten und der damit verbundene höhere Flächenbedarf pro Kopf aus.

Auswirkungen des Bestellerprinzips spürbar

Mit der Entwicklung der Mietpreise verhält es sich ähnlich wie mit den Wohnimmobilienpreisen: In guten und besten Lagen bewegen sie sich beim Neubau bei 12 bis 20 Euro. Im vergangenen Jahr waren es zwischen 10 und 18 Euro. Kritisch sieht man bei Ellwanger die Mietpreisbremse, die von Sommer an wirksam werden soll.

Das führt nach Meinung der Experten dazu, dass Eigentümer notwendige Renovierungen aufschieben, dann eine Generalsanierung in Auftrag geben, um anschließend die Mieten doch kräftig zu erhöhen.

Zu spüren sind laut Gerstenmaier erste Auswirkungen des so genannten Bestellerprinzips. Dem zu Folge muss der Auftraggeber, das ist meistens der Vermieter, von Juni an den Makler bezahlen – mit dem Resultat, dass umzugswillige Mieter nach Möglichkeit mit der Wohnungssuche noch bis zum Sommer warten. Bei Immobilienkäufen und Verkäufen bleibt alles beim Alten: Nach wie vor müssen die Käufer für die Maklerprovision aufkommen.