In Ludwigsburg versucht die Stadt nahezu alles, um günstigen Wohnraum zu schaffen – und scheitert damit. Die kommunale Wohnungsbau sendet einen Hilferuf aus, hat aber auch Lösungsvorschläge.
Ludwigsburg - Beim politischen Diskurs in Berlin und Stuttgart werden die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften oft aufgefordert, doch bitte vor Ort bezahlbaren Wohnraumzu schaffen. Dieser Aufforderung will Andreas Veit gerne nachkommen, der Chef der Wohnungsbau Ludwigsburg. Sein Co-Geschäftsführer Konrad Seigfried, der auch Sozialbürgermeister der Stadt ist, hat einst das Ziel von 500 bezahlbaren Wohnungen pro Jahr in Ludwigsburg ausgerufen, OB Werner Spec spricht von einer „sozialen Schräglage“.
Von 500 Wohnungen ist man meilenweit entfernt. Die Zahl der voriges Jahr real fertiggestellten Wohnungen: exakt null. Doch diese Zahl wird nicht ganz den Aktivitäten gerecht: Einiges ist für dieses und nächstes Jahr angeschoben, es werden 2256 städtische Wohnungen verwaltet, davon sind 800 an sozial Schwache mit Kaltmieten von unter sechs Euro vergeben.
Nur Tropfen auf den heißen Stein
Auf einem ehemaligen Bundesgelände sollen aus 320 Wohnungen 420 werden, ein neues Stadtviertel ist dort geplant. Auch 60 neue Wohnungen etwa im Stadtteil Sonnenberg sind in Sicht, und aus der ehemaligen Jägerhofkaserne soll ein attraktives und gut durchmischtes Wohnquartier werden. Doch das alles sind mehr oder weniger Tropfen auf den heißen Stein.
Es geht kaum etwas voran, obwohl es bei allen Beteiligten an gutem Willen und Einsatz nicht mangelt. Das Hauptproblem bringt Andreas Veit auf den Punkt: „Es fehlt an Bauland. Es gibt einfach zu wenig Angebot auf dem Markt.“ Da kann in Berlin noch so oft eine Mietpreisbremse beschlossen werden – es gibt keine neuen Objekte. Die Privatunternehmen bauen für den Hochpreissektor. „Die Mitte der Gesellschaft bleibt außen vor“, sagt Veit. Und diese Mitte fängt ziemlich weit oben an, selbst bei Doppelverdienern ohne Kinder.
Bürokratie und Ärger mit privaten Bauunternehmen
In Ludwigsburg kommt als Besonderheit dazu, dass die privaten Bauträger der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft fast jede Bauaktivität verbieten wollen – eine Klage der Unternehmen dazu ist vor Gericht anhängig.
Neben dem dramatischen Mangel an Bauland machen auch bürokratische Hürden zu schaffen. Wenn endlich gebaut werden kann, hagelt es meist Widersprüche von Nachbarn. „Das Regierungspräsidium benötigt zum Teil weit über ein Jahr, um diese Einsprüche abzuarbeiten“, klagt Konrad Seigfried. Das verzögert die Bauarbeiten. Dazu kommen ständig steigende Baukosten, die Grunderwerbssteuer und überdies der Mangel an Handwerkern.
So hat man sich in der Not ein innovatives Modell überlegt, wie gut und günstig schnell Wohnraum geschaffen werden kann: Mit dem Würfel Cube 11 in Holzbauweise. Zunächst als Flüchtlingswohnheim erprobt, sollen 2018/19 weitere solcher einfachen und praktischen Wohnungen entstehen. Aber auch das sind nur Einzelprojekte. So muss Andreas Veit wohl hinnehmen, dass seine WBL gegen den Markttrend einfach nicht ankommt.