Steht momentan leer: die ehemalige IBM-Zentrale in Vaihingen Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Wie geht es weiter mit dem Wohnungsbau in der Stadt und der Region? Der Immobiliendialog suchte nach Antworten. Eine Rolle spielen auch die Pläne für das Areal von IBM in Vaihingen.

Stuttgart - Die Gerch-Gruppe will das ehemalige IBM-Firmengelände in Vaihingen nach einem von der Bundesregierung geplanten neuen Baurecht für urbane Gebiete entwickeln, das Wohnen und Gewerbe ohne größere Schutzmaßnahmen nebeneinander ermöglicht. Das kündigte der Geschäftsführer des Unternehmens, Mathias Düsterdick, am Dienstag auf dem neunten Stuttgarter Immobiliendialog im Rathaus vor mehr als 450 Branchenvertretern an. „Das Grundstück ist dafür prädestiniert“, sagte er. In urbanen Gebieten seien beispielsweise die Schallschutzforderungen geringer. „Unser Gebiet und Stuttgart können Vorreiter für dieses Baurecht werden“, sagte Düsterdick.

Der Immobilienmanager beteuerte erneut, dass die vier denkmalgeschützten Pavillons des berühmten Architekten Egon Eiermann erhalten und in die geplante Neubebauung einbezogen werden sollen. Für das 195 000 Quadratmeter umfassende Areal (Düsterdick: „Größer als das S-21-Europaviertel“) in der Nähe des Autobahnkreuzes Stuttgart läuft momentan ein städtebaulicher Ideenwettbewerb, an dem sich 15 internationale Architekturbüros beteiligen. Nach einer ersten Präsentation im Herbst sollen bis zum Jahresende die Gewinner feststehen.

Ende 2017 soll die Genehmigung vorliegen

Auf dieser Grundlage soll dann im kommenden Jahr der Bebauungsplan aufgestellt werden. Düsterdick hofft, dass Ende 2017 die Genehmigung für Neubauten in der Größenordnung von 150 000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche vorliegt.

In seinem Vortrag vermied der Immobilienmanager im übrigen die Bezeichnungen IBM-Areal oder Eiermann-Campus, er sprach vom Garden Campus Vaihingen. „Das macht deutlich, in welche Richtung wir agieren wollen“, sagte er. Ihm schwebe eine Art Stadttor vor, wie es das Flugfeld in Böblingen/Sindelfingen darstelle. „Das steht ein Stück weit Pate“, so Düsterdick, der von einem Investitionsvolumen zwischen 700 und 800 Millionen Euro ausgeht. Noch sei offen, ob die Gerch-Gruppe das alleine stemme oder sich mit anderen Bauträgern zusammen tue.

Der Stuttgarter Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) sieht das Projekt auf einem guten Weg. „Es geht so voran, wie mit der Gerch-Gruppe vereinbart.“ Die Stadt war im Zusammenhang mit der Zukunft der Villa Berg zeitweise auf Düsterdick nicht gut zu sprechen.

Regionale Lösungen im Wohnungsbau

Die von der Wirtschaftsförderung der Stadt und der Region mit der Heuer Dialog GmbH organisierte Veranstaltung beschäftigte sich neben der Digitalisierung mit den knapper werdenden Flächen für Wohnungsbau und Gewerbe. „Dies ist auch ein regionales Thema“, sagte Pätzold, „wir sollten nicht vergessen, dass wir nur als Region stark sind und nicht als einzelne Städte“.

Auch der Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) betonte, dass sich die wirtschaftliche Stärke des Ballungsraums nur sichern lasse, wenn in den nächsten Jahren Wohnraum für rund 150 000 Zuwanderer geschaffen werde, die für altershalber frei werdende Arbeitsplätze benötigt würden. „Diese zweitgrößte Stadt der Region Stuttgart ist noch nicht gebaut“, sagte Bopp, „sie ist so groß wie Ludwigsburg und Waiblingen zusammen.“

Pätzold betonte, dass man in der Bevölkerung um Verständnis für die zusätzlichen Bauten – vor allem bei der Nachverdichtung – werben müsse und das Heil nicht nur im Abbruch sehen könne. „Das Gesicht der Stadt muss gewahrt bleiben“, sagte er.