Experten rechnen mit steigender Eigentümerquote in Baden-Württemberg Foto: dpa

Der Wunsch, in den eigenen vier Wänden zu wohnen, ist in Baden-Württemberg überdurchschnittlich hoch. Viele Südwestler lieben freie Gestaltungsmöglichkeiten, fühlen sich sicher im Job und möchten einen Beitrag zu ihrer Altersvorsorge leisten.

Der Wunsch, in den eigenen vier Wänden zu wohnen, ist in Baden-Württemberg überdurchschnittlich hoch. Viele Südwestler lieben freie Gestaltungsmöglichkeiten, fühlen sich sicher im Job und möchten einen Beitrag zu ihrer Altersvorsorge leisten.

 

Stuttgart - Das sind nach einer Studie der Institute Allensbach und Prognos im Auftrag des Verbands der Sparda-Banken mit die wichtigsten Gründe, die für eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus sprechen. Die Baden-Württemberg-Ergebnisse der bundesweiten Studie liegen unserer Zeitung exklusiv vor.

Laut der Studie plant fast ein Viertel (24 Prozent) der befragten Mieter beziehungsweise Elternhausbewohner im Südwesten, in den nächsten zwei bis drei Jahren oder später in Baden-Württemberg Wohneigentum zu kaufen. Auf Bundesebene liegt der Wert bei 19 Prozent.

„Die Wohneigentumsquote liegt in Baden-Württemberg mit 54 Prozent ohnehin schon über dem Bundesdurchschnitt von 46 Prozent“, sagt Tobias Koch, Projektleiter bei Prognos. „Wir sehen hier aber weiterhin Luft nach oben.“ Grund seien zum einen die niedrigen Zinsen, zum anderen die Einkommenssituation der Baden-Württemberger.

Der Studie zufolge verfügen rund 60 Prozent der Haushalte in Baden-Württemberg über ein Haushaltsnettoeinkommen in Höhe von 1500 bis 4500 Euro. Insgesamt verfügen demnach mehr als 70 Prozent der Haushalte über ein Nettoeinkommen von mehr als 1500 (Deutschland: 64 Prozent). Damit zählen diese Haushalte zu der relevanten Zielgruppe für den Erwerb von Immobilien.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass man in der Region Stuttgart mit einem Einkommen von 1500 Euro Eigentumsbildung finanzieren kann“, sagt Udo Casper, Landesgeschäftsführer des Deutschen Mieterbunds in Baden-Württemberg. Es gebe sicherlich ländliche Gegenden etwa im Osten Deutschlands, wo man sich mit einem geringen Einkommen Wohnraum leisten könne, aber nicht in den Ballungsräumen im Südwesten. „Es stellt sich die Frage, ob die Studie hier nicht interessengeleitet ist“, meint Casper.

„Vor dem Hintergrund der Immobilienpreise in Baden-Württemberg erscheint mir dieser Wert zu gering angesetzt“, sagt Ottmar H. Wernicke, Geschäftsführer von Haus und Grund Baden-Württemberg. „Denn aus diesem Betrag müssten neben den allgemeinen Lebenshaltungskosten die Darlehenszinsen und die -tilgung bedient werden.“

Die Preise für Bauland und Immobilien im Land sind weiterhin hoch. Der Kaufpreis für baureifes Land liegt nach Ergebnissen der Studie in Baden-Württemberg durchschnittlich bei 194 Euro pro Quadratmeter und damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt (129 Euro). Die Spanne variiert im Land zwischen 59 Euro (Landkreis Sigmaringen) und 935 Euro (Stuttgart).

„In Baden-Württemberg werden durchschnittlich höhere Löhne und Gehälter bezahlt“, sagt Wernicke. Gleichzeitig bestünde insbesondere in den Ballungsräumen ein geringeres Angebot an Bauland. „Es ist davon auszugehen, dass die Baulandpreise auf einem hohen Niveau bleiben.“

Bei Eigentumswohnungen entspricht der durchschnittliche Kaufpreis in Baden-Württemberg (1890 Euro pro Quadratmeter) nahezu dem Bundestrend (1880 Euro). Beim Erwerb von Einfamilienhäusern muss laut der Studie dagegen im Mittel ein Aufschlag von rund 30 Prozent (BW: 285 700, D: 222 900) im Vergleich zum Bundesgebiet gezahlt werden.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass in Baden-Württemberg zwar durchaus höhere Löhne gezahlt werden, diese durch die hohen Immobilienpreise aber aufgezehrt werden. So belaufen sich die Kosten für ein Einfamilienhaus in Deutschland auf durchschnittlich etwas mehr als das fünffache Jahresnettoeinkommen (Faktor 5,1). In Baden-Württemberg liegt die Kaufpreis-Einkommens-Relation beim Faktor sechs.