Verkauf von LBBW-Wohnungen geht in letzte Runde - Konsortium sucht im Erfolgsfall Mitzahler.

Stuttgart - Der Verkauf von 21.500 Wohnungen der Landesbank (LBBW) geht in die letzte Runde. Kurz vor der Entscheidung über das Milliardengeschäft sucht ein Konsortium mit der Landeshauptstadt Mitstreiter. Kommunen sollen sich später an den Wohnungen beteiligen.

Die 21.500 Einheiten stehen nicht einzeln zum Verkauf. Wer bietet, muss die LBBW Immobilien GmbH in Stuttgart samt rund 1000 Mitarbeitern übernehmen und die Arbeitsplätze bis 2015 sichern. Die Häuser und Wohnungen finden sich vor allem in den großen und weit verstreut in vielen kleineren Städten im Land. Auch in Wiesbaden, München, Berlin und Erfurt hat die LBBW Immo GmbH in guten Zeiten Eigentum erworben. Sie muss nun auf Druck der EU verkauft werden - eine Reaktion darauf, dass die LBBW in der Bankenkrise mit einer Milliardensumme der öffentlichen Hand (Land, Stadt, Sparkassen) gerettet wurde.

Esslingen bekundet Interesse

Das sogenannte Baden-Württemberg-Konsortium wird von der Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau (GWG) mit einem Anteil von 59,9 Prozent angeführt. Stuttgart hält als bisher einzige Kommune 25,1 Prozent, je fünf Prozent haben sich Bietigheimer Wohnbau, Flüwo Bauen WohneneG und die GSW Sigmaringen gesichert. Die Bieter müssen eine, vielleicht aber auch 1,5 Milliarden Euro aufbringen.

Weil das für alle Beteiligten viel Geld ist, will das Konsortium im Erfolgsfall seine Basis verbreitern. Als erste Ansprechpartner gelten dabei jene Kommunen, die sich Anfang des Jahres zu einer rein kommunalen Bietergemeinschaft zusammengefunden hatten. Da ist zum Beispiel Esslingen. "Wir haben nach wie vor Interesse", sagt Stadtsprecher Roland Karpentier. In Freiburg wird das Angebot des BW-Konsortiums bestätigt. Auch an der Dreisam will der Gemeinderat die dort 650 LBBW-Wohnungen im öffentlichen Besitz halten und so Spekulationsgeschäften vorbeugen. Ein möglicher weiterer Partner könnte Ulm mit 1200 LBBW-Wohnungen sein.

Verkauf noch dieses Jahr abschließen

Spekulationsgeschäft heißt im Wohnungshandel, Häuser zu kaufen, aufzuteilen und die Wohnungen rasch wieder zu verkaufen. Darauf sind Firmen wie zum Beispiel die Augsburger Patrizia spezialisiert. Das Unternehmen ging 2006 an die Börse. "Wir sind durch die Ausschreibung der LBBW zwingend verpflichtet, keinerlei Stellung zu beziehen", sagt der Patrizia-Sprecher. Experten erwarten, dass das Unternehmen einer jener drei Bieter sein wird, mit dem die Bank in der kommenden Woche ein Verhandlungsverfahren beginnt. Der Verkauf soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden.

Der Mieterverein Stuttgart warnt davor, die Wohnungen einem Aufteiler zu überlassen. "Die Erfahrung zeigt, dass ganze Stadtteile runterkommen können, wenn nur noch fünf oder sechs Euro pro Quadratmeter und Jahr in den Bestand investiert wird", warnt Geschäftsführerin Angelika Brautmeier.

Die LBBW hat Hürden aufgebaut, die einem schnellen Einzelverkauf vorbeugen sollen. So darf der neue Eigentümer der Gesellschaft bis 2015 jährlich nur 950 Einheiten losschlagen. Die Verpflichtung, mehr als sechs Euro pro Quadratmeter und Jahr in die Instandhaltung zu stecken, findet sich ebenfalls in den nicht öffentlichen Ausschreibungsunterlagen - ebenso wie die Begrenzung von Mieterhöhungen. Der Schutz vor überzogenen Aufschlägen ist strafbewehrt - der Käufer muss der Bank jährlich Bericht erstatte. Die 21.500 Wohnungen gelten dennoch als gute Geldanlage. Wenn der Preis stimmt, wären sieben bis acht Prozent Rendite auf das Eigenkapital möglich.