Noch 2015 sind viele Flüchtlinge – so wie auf dem Bild – über den Balkan und Österreich nach Deutschland gekommen. Inzwischen verlagert sich die Route in Richtung Italien und Schweiz Foto: dpa

Die Balkanroute ist geschlossen, seither kommen weniger Flüchtlinge nach Deutschland. Doch sie suchen sich zunehmend andere Wege. Die Route über die Schweiz wird immer beliebter – und die Bundespolizei muss darauf reagieren.

Stuttgart - Der ganz große Flüchtlingszustrom nach Deutschland schien mit Schließung der Balkanroute beendet. Doch immer mehr deutet darauf hin, dass sowohl Asylsuchende als auch Schleuser inzwischen auf die Situation reagiert haben. Sie wählen neue Wege. Immer häufiger führen diese über Italien und die Schweiz nach Baden-Württemberg. Die Bundespolizei im Land hat im vergangenen Jahr 7140 Flüchtlinge aufgegriffen, die illegal über das südliche Nachbarland eingereist waren. Im Jahr zuvor waren es noch 3850 gewesen. Und der Zustrom bleibt hoch: Im Januar und Februar haben die Beamten zwischen Weil am Rhein und dem Bodensee bereits 1250 Menschen aufgegriffen – im selben Vorjahreszeitraum sind es nur 250 gewesen.

„Die Nationalitäten lassen darauf schließen, dass die Leute über die zentralmediterrane Route nach Europa gelangen“, sagt Bundespolizeisprecherin Cora Thiele. Dabei scheint der gefährliche Weg über das Mittelmeer Richtung Italien zunehmend nicht nur die bevorzugte Route für Afrikaner zu sein. Derzeit kommen vor allem Menschen aus Guinea und Eritrea, aber auch viele Syrer, die offenbar auf diese Weise die geschlossene Balkanroute umgehen. Benutzt werden Züge oder Fernbusse, manche kommen aber auch zu Fuß über die Grenze.

Die Bundespolizei reagiert jetzt auf die Verschiebung. „Die beiden Inspektionen Weil am Rhein und Konstanz werden aktuell mit bis zu 50 Beamten verstärkt“, so Thiele. Weil immer häufiger auch große Gruppen auftreten, die in den normalen Dienststellen nicht mehr betreut werden können, hat man zudem sogenannte Bearbeitungsstraßen eingerichtet. Sie sollen die polizeiliche Erfassung und anschließende Unterbringung schneller machen und sind laut der Sprecherin bereits an mehreren Tagen genutzt worden. Zudem erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit den Schweizer Behörden.