Der deutsche Genossenschaftsgedanke wird in das immaterielle Kulturerbe der Unesco aufgenommen. (Symbolfoto) Foto: dpa

Belgisches Bier und argentinischer Tango haben die Auszeichnung schon, nun kommt als erster deutscher Beitrag die Genossenschaftsidee dazu. Alle drei gehören zum immateriellen Kulturerbe der Unesco.

Paris/Abu Dhabi - Die Genossenschaftsidee ist als erster deutscher Beitrag ins immaterielle Kulturerbe der Unesco aufgenommen worden. Das entschied am Mittwoch ein Treffen im äthiopischen Addis Abeba, wie die Kulturorganisation der Vereinten Nationen bekanntgab. „In Genossenschaften kommt bürgerschaftliches Engagement jenseits von privaten und staatlichen Wirtschaftsformen zum Ausdruck“, erklärte die Präsidentin der deutschen Kultusministerkonferenz, Bremens Bildungssenatorin Claudia Bogedan. Die Anerkennung belege den Beitrag des immateriellen Kulturerbes zu sozialem Zusammenhalt.

Auch belgische Bierkultur gehört zum Weltkulturerbe

Zuvor hatte die Unesco bereits die belgische Bierkultur zum immateriellen Kulturerbe ernannt. Das Brauen und Genießen von Bier sei Teil der Lebenskultur vieler belgischer Gemeinden, hieß es zur Erklärung. Das Getränk spiele dort im täglichen Leben und bei festlichen Anlässen eine große Rolle.

Die Unesco-Liste gibt es seit acht Jahren, inzwischen sind darauf mehr als 300 Praktiken eingetragen - vom argentinischen Tango bis zu einer Pfeifsprache von der Kanareninseln La Gomera. Sie sollen einen Überblick über die Vielfalt des immateriellen Kulturerbes geben. Den Antrag für den ersten deutschen Eintrag hatten die Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft, die das Deutsche Genossenschaftsmuseum im sächsischen Delitzsch führt, und die Raiffeisen-Gesellschaft formuliert.

Keine finanziellen Förderungen

Mit dem Titel sind nach früheren Angaben der deutschen Unesco-Kommission keine finanziellen Förderungen verbunden. Es gehe vielmehr um eine erhöhte Sichtbarkeit. Derzeit gibt es in Deutschland knapp 8000 Genossenschaften - von Banken, über Wohnungsbau- bis hin zu Konsumgenossenschaften. Genossenschaften gebe es auf der ganzen Welt, erklärte Maria Böhmer, Staatsministerin im Auswärtigen Amt: „Ich freue mich sehr, dass diese erste deutsche Nominierung das Völkerverbindende in den Vordergrund stellt.“

Der für die Aufnahme zuständige zwischenstaatliche Ausschuss setzte sich damit über die Empfehlung eines Expertengremiums hinweg - das hatte sich vor dem Treffen dafür ausgesprochen, den Antrag zur Überarbeitung zurückzuschicken.