Der Franzose Pierre Tual und seine Puppen Georges und Jimmy haben am Samstag das Publikum in Schorndorf begeistert. Foto: Jan Potente

Ein Mann, zwei Puppen – und eine Suche nach sich selbst: Mit dem Stück „Fastoche“ wird im Figurentheater Phoenix die Imaginale eröffnet. Das internationale Festival findet noch bis 28. Januar nicht nur in Schorndorf, sondern auch in Stuttgart, Mannheim, Heilbronn, Ludwigsburg und Eppingen statt.

Schorndorf - Jonathan feiert seinen 30. Geburtstag. Er hat sich in die Wohnung seines Freundes verkrochen, um allein zu sein – und wird dort von Jimmy und Georges belagert. Jimmy ist ein Junge, dem das Nervensägen-Potenzial bereits ins Gesicht geschrieben steht. Entweder er muss mal Pipi, er hat Hunger oder er will eine Geschichte erzählt bekommen. Und Georges ist ein alter Mann, der nur einen Bademantel anhat, dafür aber reichlich Ratschläge und Vorwürfe mit sich herumträgt.

Faszinierendes Spiel mit der Puppe

Jonathan hingegen hat keine Arbeit, keine Freundin – nicht mal ein Auto. Aber innere Dämonen, die ihn auf Trab halten. Jonathan muss sich mit sich und dem Älterwerden auseinandersetzen – und das ist alles andere als kinderleicht, auch wenn so das Stück des französischen Ensembles Compagnie Pierre Tual & Le Tas des Sable heißt: Fastoche. Faszinierend leicht sieht hingegen das Spiel von Pierre Tual mit den beiden Puppen Jimmy und Georges aus, die eine Mischung aus Hand-, Stab- und Klappmaulfiguren sind und doch ganz und gar menschlich wirken.

Etwas besonderes ist auch die musikalische Untermalung: Guillaume Hunout spielt Klavier und manchmal auch nur die Triangel. Mehr braucht es nicht, um ganz verschiedene Stimmungen auf der Bühne zu erzeugen. Eine eigene Magie hat schließlich die Szene mit der kleinen Frauen-Puppe, die einem Buch entsteigt, und mit der Jonathan von einem Rendezvous träumen kann. „Diese Puppe zeigt die Bildhaftigkeit unseres Metiers“, sagt Soran Assef, Leiter des Figurentheaters Phoenix.

Einblicke in eine lebendige Szene und ihr Spektrum

Bereits zum vierten Mal sind das Figurentheater und das Kulturforum Schorndorf Kooperationspartner der Imaginale. Assef findet das internationale Figurentheaterfestival aus mehreren Gründen spannend: „Wir haben viel für Kinder im Programm, deswegen ist es schön, dass wir mit der Imaginale gezielt Erwachsene ansprechen und die Bandbreite der Sparte zeigen können“, sagte Soran Assef. Denn die Szene sei zwar nicht riesig, aber sehr lebendig, international vernetzt und immer wieder für neue ästhetische Ansätze gut. „Allerdings funktioniert nicht jedes Stück in jeder Region. Deswegen ist die Programmgestaltung der Imaginale auch nicht so einfach“, sagt Soran Assef, der jedoch das Schorndorfer Publikum als sehr offen und interessiert erlebt. „Und wenn man Vertrauen in die Imaginale aufgebaut hat, dann wird man auch risikofreudiger“, sagt Assef.

Wenn alles klappt, wird es dieses Jahr auch im Figurentheater Phoenix wieder ein neues Stück für Erwachsene geben – und eines für Kinder. „Es ist bei unserer Spieldichte allerdings nicht immer einfach, neue Stücke zu kreieren.“

Das internationale Figurentheaterfestival Imaginale

Idee: Das internationale Figurentheaterfestival Baden-Württemberg gehört zu den größten deutschen Figurentheaterfestivals. Die Veranstaltung findet alle zwei Jahre statt, an sechs verschiedenen Spielorten: in Stuttgart, Mannheim, Heilbronn, Schorndorf, Ludwigsburg und Eppingen. Bei der mittlerweile sechsten Auflage zeigen 28 Ensembles und Solisten aus elf Nationen in rund 90 Vorstellungen ihr Können. Die Ensembles sind handverlesen, auf die Bühnen sollen die zurzeit interessantesten Produktionen für Kinder und Erwachsene. Das Festival wird maßgeblich vom Land Baden-Württemberg gefördert.

Vorstellungen: Die Imaginale geht noch bis zum 28. Januar. In Schorndorf gibt es noch Karten für „Matto regiert“, einen kriminologischen Showdown des Schweizer Ensembles Dakar Produktion am 27. Januar. Einen Überblick über das komplette Programm gibt es im Internet.