Oppelsbohm, das Zentrum der idyllischen Gemeinde Berglen. Foto: Gottfried Stoppel/Archiv

Der Kameramann Holger Niederberger hat einen Imagefilm über seine Heimatgemeinde Berglen gedreht. Während der Dreharbeiten hat er sich entschlossen, aus Berlin zurück in die idyllisch gelegene Gemeinde oberhalb des Remstals zu ziehen.

Berglen - Kaum eine große Kreisstadt verzichtet heute darauf, sich und seine besten Seiten im Internet zu präsentieren. Ob Waiblingen, Schorndorf, Backnang oder Winnenden: sie alle sind mit eigenen Videos auf YouTube vertreten. Demnächst reiht sich auch das kleine Berglen ein – der zwölf Minuten lange Imagefilm ist bereits im Kasten und wird bei der Bürgerversammlung am 25. November seine Premiere feiern.

Gedreht wurde der Film von Holger Niederberger. Der freiberufliche Kameramann, Tontechniker und Filmproduzent lebt seit mehr als zehn Jahren in Berlin, ist aber in Rettersburg aufgewachsen. Die Idee, einen Imagefilm für eine kleinere Gemeinde mit einem überschaubaren Budget zu produzieren, hatte er schon seit längerem. Die Suche nach einer ostdeutschen Kommune für einen Pilotfilm blieb allerdings erfolglos: „Es gibt um Berlin herum schöne Ecken mit toller Natur, für die man ruhig Werbung machen könnte – aber die Gemeinden haben schlicht kein Geld.“

Ein Dokumentarfilm führt zum Engagement

Für ein anderes Projekt kam Holger Niederberger vor zwei Jahren wieder in seine Heimatgemeinde zurück. Über eine Reise durch die USA mit seinem querschnittsgelähmten Bruder Manuel hatte er den Dokumentarfilm „Free on wheels“ gedreht. In den Zuschauerreihen saß auch Berglens Bürgermeister Maximilian Friedrich. „Ich war von dem Werk sehr beeindruckt, und so kam der erste Kontakt zustande“, sagt der Bürgermeister. Der Vorschlag von Niederberger, einen Imagefilm für Berglen zu produzieren, kam bei Friedrich denn auch sofort gut an. „Damit können wir jüngere Generationen auf die vielfältigen Kommunalangebote hinweisen und den Bürgern ein Gefühl der Zusammengehörigkeit geben“, so Friedrich. Auch der Gemeinderat stimmte dem Projekt und den Produktionskosten von 5000 Euro zu.

Für den Film über seine alte Heimat hat sich Holger Niederberger viel Zeit genommen – mehr als es sonst vielleicht üblich ist. „Ich wollte natürlich einen tollen Pilotfilm machen“, sagt der zweifache Familienvater, der auch schlicht neugierig war, wie sich Berglen mit seinen vielen Teilorten seit seiner Kindheit verändert hat. Was er bei den Terminen in der Nachbarschaftsschule in Oppelsbohm, im Angus-Stüble der Familie Kerzinger, beim Bioland-Milchschafhof der Familie Schmid, im Heimatmuseum Oppelsbohm, im Steinacher Kinderhaus oder bei der Schreinerei Hildenbrand gesehen und gehört hat, hat ihn beeindruckt.

Seit der Jugend hat sich vieles in Berglen verändert

„Ich bin schon viel herumgekommen. Aber so eine helle und freundliche Schule wie in Oppelsbohm habe ich noch nie gesehen. Da herrscht eine richtige Wohlfühlatmosphäre.“ Auch von der Entwicklung der Gemeinde ist Niederberger begeistert. „Ich war dieses Jahr in Sachsen-Anhalt unterwegs. Dort sind viele Dörfer einfach tot. Berglen ist auch extrem ländlich geprägt, aber wächst trotzdem.“ Dass es viele Familien in die streuobstreichste Kommune Europas zieht, kann er gut verstehen: „Man ist total schnell in der Natur, aber auch in einer halben Stunde in Stuttgart.“

Einiges, was ihn als Jugendlichen genervt habe, sei deutlich verbessert worden: „Nachts waren früher überall die Straßenlaternen aus, jetzt gibt es LED-Beleuchtung. War man mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, ist man am Wochenende in Winnenden gestrandet, inzwischen gibt es ein Ruftaxi, das einen nach Hause bringt.“

Schon oft hat Holger Niederberger mit dem Gedanken gespielt, wieder in den Süden zu ziehen. Bestärkt durch die positiven Erlebnisse während der Dreharbeiten, hat er sich zur Rückkehr entschlossen. Seine Frau hat bereits eine Arbeitsstelle in Stuttgart gefunden, er selbst will sobald wie möglich mit dem Rest der Familie nachkommen. Und dann will sich der 38-Jährige ein neues Heim in den Berglen suchen: „Manches weiß man eben erst zu schätzen, wenn man weg ist.“