Im Bürgertreff an der Ecke Poststraße/Klaffensteinstraße in Böblingen ist das Stadtcafé im Erdgeschoss derzeit leer – nicht mehr lange. Foto: Krülle

Das Stadtcafé im „Treff am See“ in Böblingen war über die Sommermonate verwaist. Doch jetzt wird umgebaut. Und wenn alles nach Plan läuft, öffnet Anfang Oktober ein neues Angebot.

Seit Anfang Juni steht das Stadtcafé im „Treff am See“ leer, auf der großzügigen Terrasse Richtung Oberer See hat sich das Unkraut breitgemacht. Tote Hose im Gastro-Bereich des städtischen Mehrgenerationenhauses? Nicht ganz. Im Inneren wird geschraubt und gehämmert. Handwerker erneuern den hinteren Bereich des Erdgeschosses, denn Anfang Oktober soll wieder ein gastronomisches Angebot öffnen – mit einem alten Böblinger an der Spitze, der eine neue Herausforderung sucht.

 

„Ich habe schon lange damit geliebäugelt, im Gastro-Bereich aktiv zu werden“, sagt Alexander Fetzer, „jetzt habe ich zugegriffen.“ Der 56-Jährige plant im „Treff am See“ ein zweiteiliges Programm – nachmittags Café mit hochwertigem Kuchensortiment, gegen Abend Barbetrieb mit dem Schwerpunkt auf Wein und Cocktail-Klassikern, dazu Tapas und Flammkuchen. „Wir setzen auf gute Qualität und einen guten Service“, sagt Fetzer, „und wollen gleichzeitig einen vernünftigen Preis anbieten.“ Er sei mit Kuchen- und Brotherstellern sowie Weinhändlern im intensiven Austausch und hole sich viele Anregungen. „Wir möchten eine Karte haben, die sich vom Üblichen unterscheidet.“

Alexander Fetzer ist in Böblingen aufgewachsen, ehe es ihn zum Studium nach Tübingen zog. Der Diplom-Kaufmann war 25 Jahre im Möbelhandel tätig, hat bis 2022 zehn Jahre lang das Küchen- und Bettenstudio „Ambiente 464“ in Holzgerlingen geführt und wohnt seit sechs Jahren in Altdorf. Nach einer beruflichen Zwischenstation in Stuttgart war er bereit für eine neue Aufgabe. Als die Gastronomie im „Treff am See“ ausgeschrieben wurde, bewarb er sich – und überzeugte die Entscheider im Böblinger Rathaus.

Fachleute ins Team geholt

Dass er sich in ein beruflich neues Feld wagt, ist dem 56-Jährigen klar. „Mit jahrelanger Erfahrung im Möbelhandel kennt man sich nicht automatisch in der Gastro aus“, weiß Fetzer, „deshalb habe ich mir Experten dazu geholt.“ Zum Team, das ab Herbst vor Ort in Böblingen arbeitet, würden Fachkräfte aus Hotellerie und Gastronomie gehören. Die notwendige Kompetenz sei also vorhanden.

Gleichzeitig öffnet die neue Bar mit Café nicht im völlig leeren Raum, sondern ist an das Mehrgenerationenhaus „Treff am See“ angedockt, das einen sozialen Auftrag als Treffpunkt im Herzen der Stadt hat – was Alexander Fetzer spannend findet. „Die enge Kooperation mit dem Bürgertreff ist uns wichtig und gehört bei diesem Konzept ganz klar dazu.“

Wenn alles nach Plan läuft, will Fetzer Anfang Oktober eröffnen – und ist optimistisch, dass das neue Angebot gut ankommt. Auch Livemusik soll es gelegentlich geben. „Mein Bruder ist Profimusiker und hat viele Kontakte“, verrät der neue Betreiber. Für die Belebung der leicht verwilderten Terrasse ist es beim Start im Oktober allerdings zu spät. „Die Terrasse werden wir ab Frühjahr bespielen“, kündigt Fetzer an.

Eiscafé Jesolo im Juni ausgezogen

Bis Anfang Juni war im „Treff am See“ das Eiscafé Jesolo untergebracht, das an seinem Stammsitz in der Schafgasse bekannt geworden war. Gut zehn Jahre bot die Familie Militelo im Mehrgenerationenhaus Eiscreme und Kaffee an, dann lief der Pachtvertrag aus und die Stadt machte sich auf die Suche nach neuen Betreibern.

Für das Eiscafé Jesolo war der Aus- und Umzug allerdings kein großer Nachteil. Denn die Eismacher zogen einfach ein paar Häuser weiter in die Uferstraße und haben ihren Standort jetzt noch näher am Oberen See – wenn auch ohne Sitzplätze im Inneren.

Im Gastro-Bereich im „Treff am See“ herrschte seitdem gähnende Leere – was sich aber bald ändern wird.

Treff am See

Entstehung
 Das Mehrgenerationenhaus „Treff am See“ in Böblingen entstand aus dem Bürgerbeteiligungsprozess 2020 heraus, in dem die Forderung nach einem zentralen Bürgertreff laut geworden war. Den Architekturwettbewerb gewann 2007 Gundula Zach mit ihrem markanten Sichtbeton-Entwurf. Ab 2009 wurde das Haus gebaut und 2011 schließlich eröffnet. Die Kosten betrugen 4,3 Millionen Euro, das Land gab etwa 700 000 Euro dazu.

Programm
 Im „Treff am See“ haben unter anderem die Fachstelle für Bürgerschaftliches Engagement und die Seniorenarbeit ihren Sitz. Es gibt Kurse und Veranstaltungen aller Art. Das erste Café im Haus wurde ab 2011 von den Gemeinnützigen Wohn- und Werkstätten organisiert, die den Betrieb aber nach drei Jahren aufgaben.