Foto: Pressebild

Der Südwesten ist die Hochburg der Naturkosmetik. Die Hersteller, die im Land über 2000 Arbeitnehmer beschäftigen, wären von den Brüsseler Duft-Plänen besonders betroffen.

Berlin/Stuttgart - Der Südwesten ist die Hochburg der Naturkosmetik. Die Hersteller, die im Land über 2000 Arbeitnehmer beschäftigen, wären von den Brüsseler Duft-Plänen besonders betroffen.

Die Hersteller von Naturkosmetika sehen sich durch Pläne der EU in ihrer Existenz bedroht. Der Grund: Das höchste wissenschaftliche EU-Gremium, das Committee on Consumer Safety (SCCS), hat sich nach Informationen unserer Zeitung für eine drastische Verschärfung der Vorschriften zur Verwendung von Duftstoffen ausgesprochen.

Bislang regelt die EU-Kosmetikverordnung die verpflichtende Deklarierung von 26 Duftstoffen auf den Packungen für den Fall der Überschreitung bestimmter Grenzwerte. Das SCCF empfiehlt nun eine erhebliche Ausweitung der Deklarierungspflicht auf 127 Stoffe. Zudem sollen zwölf weit verbreitete Duftstoffe, die auch Bestandteile vieler ätherische Öle sind, auf einen Gehalt von 0,01 Prozent in Kosmetika begrenzt werden. Auf diese Weise sollen Allergiker besser geschützt werden.

Die Verschärfungen bezögen sich zwar auf die gesamte Kosmetik-Branche, träfe aber die Hersteller von Naturkosmetika besonders. Sie arbeiten mit natürlichen Substanzen wie Rosen- oder Zitronenöl, die einige der deklarationspflichtigen Substanzen als Bestandteil enthalten. Aufgrund ihres Geschäftsmodells ist es ihnen unmöglich, diese Stoffe durch synthetische Alternativen zu ersetzen. Sie müssten schlimmstenfalls ganz auf den Einsatz ätherischer Öle verzichten.

Der Südwesten ist das deutsche Zentrum der Naturkosmetik. Die Branche beschäftigt hier über 2000 Arbeitnehmer und macht einen geschätzten Umsatz von rund 200 Millionen Euro im Jahr. „Von der SCCS-Empfehlung wären 70 Prozent unserer Dr.Hauschka-Kosmetikprodukte betroffen und könnten in ihrer jetzigen Form nicht mehr verkauft werden“, sagt Antal Adam, Sprecher des Unternehmens Wala in Bad Boll. Beim Marktführer „Weleda“ in Schwäbisch Gmünd fürchtet man „weitreichende Folgen“, da für die ätherischen Öle kein Ersatz möglich sei. „Sie sind die Grundlage unserer Parfümierung“, so PR-Chefin Barbara Sterner. Susanne Gans, Laborleiterin bei Speick in Leinfelden-Echterdingen, nennt die Brüsseler Pläne „eine Katastrophe“. Unter diesen Umständen seien „alle natürlichen Duft-Kompositionen nicht mehr zu machen.“ Noch hat die EU-Kommission nicht über die Übernahme der Vorschläge entschieden.