In Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) findet im Sommer erstmals das Enztown-Festival statt. Was es mit Rock gegen Rechts zu tun hat und wer dahinter steckt.
Die Reihe „Rock gegen Rechts“ soll in Bietigheim-Bissingen bald einen Nachfolger bekommen. Ehrenamtliche stellen gerade ein neues Musikfestival für den Sommer auf die Beine. Dabei gehören zu den Organisatoren auch Leute, die bereits in den 1990er-Jahren und den 2000ern bei dem Vorläufer maßgebend mitgewirkt haben.
„Die Idee entstand im Februar 2024, als ich bei einem Wintergrillen bei mir mit ein paar Rock-gegen-Rechts-Leuten zusammenstand“, berichtet Daniel Behrens. Angesichts der politischen Lage mit dem Aufkommen rechten Gedankenguts habe man damals gesagt, dass man wieder ein Zeichen wie bei „Rock gegen Rechts“ bräuchte.
Aus der Idee wurden immer konkretere Planungen. Und so steht nun fest, dass es am 26. Juli ein Enztown-Festival geben soll. Open Air und mit einer breiten Palette an Musikern soll zum einen an die Rock-gegen-Rechts-Historie angeknüpft, andererseits aber auch eine neue Duftmarke gesetzt werden. „Wir wollen nicht gegen etwas sein sondern für etwas einstehen“, sagt Behrens. Der Charakter des Festivals soll positiv und vor allem demokratiebejahend sein.
Sechs bis sieben Bands aus der Region unterschiedlichster Stilrichtungen von Rap, Ska bis Punk sollen auftreten – das genaue Line-up steht noch nicht fest. Daneben gibt es auch Reden. Das ganze Festival soll bei freiem Eintritt stattfinden, um die Teilnahme jedem zu ermöglichen.
Unsicherheit herrschte bis vor Kurzem noch zum Veranstaltungsort: Eigentlich war der Bietigheimer Bürgergarten vorgesehen, aber es stellte sich ein Buchungskonflikt mit einer privaten Veranstaltung heraus. „Wir wollten da jetzt nicht in den Streit gehen und haben uns nach einer Alternative umgesehen“, sagt Behrens. Die Wahl fiel auf den Platz beim Musikverein Bissingen. Der Ernst-Silcher-Platz ist nicht weit entfernt von der Enz und vielleicht kann man von einer Kooperation mit dem Musikverein profitieren hinsichtlich der Bühne.
"Neuer Veranstaltungsort: Herausforderungen und Lösungen"
Behrens macht kein Hehl daraus, dass der Platz nicht die erste Wahl gewesen ist. Für die Premiere sei man nun aber zufrieden. Gewünscht hätte man sich den Platz am Viadukt, aber das habe die Stadt nicht erlaubt wegen der Lärmbelästigung der Anwohner, die durch Pferdemarkt und Co. schon viel aushalten müssten.
„Wir rechnen mit 500 Leuten“, sagt Mitorganisator Bernd Ahlmeyer, der seit den 1980ern als Barny Burns in der Bietigheimer Musikszene als Produzent und Gitarrist mitmischt. Behrens kommt eher aus dem Hip-Hop, aber die Bietigheimer Musikszene ist immer noch vernetzt. Man kennt sich untereinander und das hilft bei der Organisation eines solchen Festivals.
"Zukunftsperspektiven: Enztown-Festival und lokale Bands"
Ganz große aktuelle Namen wie Bausa, Shindy oder Rin wird man wohl eher nicht erleben können. „Dazu bräuchten wir ganz andere Rahmenbedingungen und Security“, sagt Behrens. Der Kontakt zu Bausa sei aber da: „vielleicht für nächstes Jahr“. Läuft alles gut, ist eine Fortsetzung des Enztown-Festivals durchaus vorstellbar. Der Bedarf, heimische Bands zu unterstützen und die Demokratie zu fördern, werde auch 2026 bestehen, so Ahlmeyer.
Behrens, der bei der Linken politisch aktiv ist, will den Eindruck vermeiden, dass es sich um ein Anti-AfD-Festival handelt. Es gehe ganz generell darum, ein Zeichen für eine offene Gesellschaft und gegen Rassismus und rechtsextremes Gedankengut zu setzen. Ahlmeyer fügt hinzu, dass gerade die Demonstrationen in jüngster Vergangenheit gezeigt hätten, dass sich dafür Menschen mobilisieren lassen.