Die VfB-Stuttgart-Fans zitterten mit ihrem Team mit - und konnten sich am Schluss über den Klassenerhalt freuen. Foto: www.7aktuell.de |

Etliche VfB-Fans haben sich in der Sports Bar Palm Beach und im Cancun versammelt, um ihr Team gegen Paderborn anzufeuern - und es hat geklappt. Der VfB siegte 2:1 und bleibt in der 1. Liga.

Stuttgart - Zähneknirschend starren die Stuttgarter VfB-Fans in die Fernseher: Noch wenige Minuten bleiben auf der Spieluhr, und noch ist ihr Club ein Wackelkandidat für die erste Fußball-Bundesliga. Die Anspannung ist elektrisierend. Keiner der rund 1500 Zuschauer vor und in der Stuttgarter Sport-Bar „Palm Beach“ rührt sich. Doch dann bricht rund um das Lokal die Hölle los. Fremde fallen sich in die Arme, ihre Jubelschreie stoßen an die Grenzen ihrer Stimmbänder, und die lange Zeit über bleichen Gesichter bekommen schlagartig ihre Farbe zurück. Grund dafür ist der langersehnte Schlusspfiff zum 2:1 für die Schwaben gegen den Gastgeber SC Paderborn im Kampf um Abstieg oder Klassenerhalt.

 

„Ein Fußball-Krimi vom Feinsten“, resümiert Nicole (25) aus Schwäbisch Hall. Freund Kai ist noch mit Freudentanzen beschäftigt. Die Beiden wollten das Nervenkitzel-Spiel im Herzen der VfB-Heimat, gleich neben der Stuttgarter Mercedes-Benz Arena, erleben und waren deshalb extra angereist. Die Entscheidung sei „spontan auf dem Sofa gefallen“, erzählt Kai. Zuhause sei er der einzige VfB-Fan.

Die Stuttgarter zittern an diesem Samstagnachmittag lieber gemeinsam - ganz nach dem VfB-Fan-Motto: „Bündelt die Kräfte dieser Stadt, auf dass sie für immer den weiß-roten Erstligisten hat.“ Es sei „ein Spiel, das man nicht alleine anschauen sollte“, betont ein Mädchen in voller Fan-Montur. Mit einem weißen Strich durch den blutroten Nagellack gemalt liegt sie gerade bei den weiblichen Fans im Trend. Ihr Begleiter trägt trotz bewölktem Himmel eine Sonnenbrille mit rotem Rand. „Die Sonne scheint von innen“, erklärt er. Manche, wie Moritz aus Reutlingen, waren nur zum Mitfiebern gekommen. Denn trotz der rund ein Dutzend Monitore bleibt dem 20-Jährigen einen Blick aufs Geschehen verwährt - es ist einfach zu voll in dem Lokal. Der Student winkt ab: „Dabeisein ist alles.“

Stille herrscht im "Palm Beach" nur nach der Paderborn-Führung

Stille herrscht im „Palm Beach“ nur nach dem plötzlichen Führungstreffer des SC. Perplex und völlig ratlos wirkt die Menschentraube da auf einmal. Der Verzweiflung nahe schluchzt ein Fan: „Die schlafen doch alle! Wissen die denn nicht, worum es geht?“ „Ach, das eine dürfen sie schießen“, meint ein anderer.

Bis zum Ausgleich treffen immer mehr Zuschauer vor der Bar ein, darunter Familien mit Kindern. Nach einem Blick auf den Spielstand tippen viele auf ihre Handys, um die aktuelle Punktetabelle zu studieren. Jetzt registriert auch der Letzte die Abstiegsgefahr - ein Gedanke, den viele mit in die Halbzeit tragen.

Weitere 20 zähe Minuten mit vielen Beinahe-Abschlüssen vergehen, bis Erlösung für die Stuttgarter kommt. Die ganze zweite Halbzeit kann man die Anspannung der Fans fast greifen. Dann der langerwartete Führungstreffer des VfB durch Daniel Ginczek: „Lieber spät als gar ‚et“, wie die Schwaben sagen. „Hier war noch nie so viel los“, berichtet Geschäftsführer Marc Mrosk, der den Endspurt seiner Favoriten vom seinem Büro aus verfolgt. „Nicht mal bei einem Heimspiel“, ergänzt er. Die 450 reservierten Plätze im „Palm Beach“ seien bereits seit Wochen ausverkauft gewesen.

Der Nervenkitzel des hartumkämpften Spiels steht dem 33-jährigen Kai nach dem Abpfiff noch ins Gesicht geschrieben. Und wenn es doch anders gekommen wäre: „Wir feuern die Stuttgarter an, egal in welcher Liga sie spielen.“