Auf den ersten Blick wirkt die Molly-Schauffele-Halle tadellos – doch 46 Jahre Dauerbetrieb haben im Gemäuer, am Dach und in den Kabinen Spuren hinterlassen. Foto: Peter-Michael Petsch

Leistungszentrum wird für 7,6 Millionen saniert – Leichtathleten müssen 15 Monate lang improvisieren.

Stuttgart - Unterirdisch. Mit diesem Wort trifft man nicht nur den Ort der Umkleideräume der Molly-Schauffele-Halle, sondern auch das Niveau. Hier gammelte alles vor sich hin. Duschen, Toiletten, Kraftraum. All das war den Athleten nach 46 Jahren Dauerbetrieb kaum noch zuzumuten. Es zog durch alle Fugen und Ritzen, die Fenster hatten teilweise Sprünge, das Dach war nicht mehr dicht. Diesen Zustand monierten die Sportler schon seit 2003. Und auch Staatssekretär Frank Mentrup stellte fest: „Die Halle ist dunkel, muffig und feuchtwarm.“

Alles Schnee von gestern. Die Klagen der Sportler und Funktionäre wurden nun erhört: Die 1966 erbaute Halle wird nun für 7,6 Millionen Euro saniert. Überdies entsteht ein Anbau mit einer Fläche von 1245 Quadratmetern, in dem ein neuer Kraftraum, ein Wurf- und Aufwärmbereich, Weichbodenlauffläche sowie Räume für Diagnostik und Trainingssteuerung untergebracht sind. Danach soll das Bundes- und Landesleistungszentrum für die Leichtathletik am Olympiastützpunkt (OSP) wieder gute Rahmenbedingungen für die Sportler der Kaderschmiede bieten.

Kritische Töne von den Leichtathleten

„Das war ein dringend notwendiger Schritt in der Sportstättenentwicklung der Stadt“, sagte Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann beim Spatenstich. Die Investitionen, die jeweils zu einem Drittel von Bund, Land und Stadt getragen werden, seien gerade für den Olympiastützpunkt wichtig gewesen. Eisenmann: „Mit den geplanten Maßnahmen bieten sich im Neckarpark für den Leistungssport neue hervorragende Möglichkeiten.“

In die allgemeine Freude und Aufbruchstimmung mischten sich auch kritische Töne. Denn die Leichtathleten müssen nun während der kommenden 15 Monate der Sanierung improvisieren. Das Training wird nach Sindelfingen und in eine Halle in Bad Cannstatt verlagert.

Dies erschwert die wichtige Vorbereitungszeit vor den Sommerspielen in London (27. Juli bis 12. August) für die Athleten der olympischen Kernsportart. „Es ist natürlich schwierig, wenn die zentrale Trainingsstätte so lange ausfällt, es gibt individuelle Härtefälle“, bestätigt Gerhard Müller, Geschäftsführer des Württembergischen Leichtathletik-Verbands (WLV), „aber wir müssen das jetzt schlucken. Es gibt da eben keinen optimalen Termin.“

Wäre ein Neubau nicht sinnvoller gewesen?

Umstritten diskutiert wurde am Rande des Spatenstichs auch die Frage: Wäre ein kompletter Neubau nicht sinnvoller gewesen? Insbesondere der Blick gen Osten macht manchen Leichtathletik-Freund stutzig. In den neuen Ländern werden mit ähnlich hohen Investitionssummen nagelneue Trainingsstätten erstellt. Doch Architekt Dieter Hermann winkt ab: „Im Hochbauamt hat man die Kosten eines Neubaus mit denen einer Sanierung, die aufs Notwendigste reduziert ist, verglichen und sich für die Sanierung entschieden.“

Was er unter der Rubrik „das Notwendigste“ versteht, summiert in folgenden Posten: die energetische Sanierung der Gebäudehülle, des Dachs, der sanitären Anlagen, der Elektroinstallation, der Fenster und die Umrüstung der Gasheizung auf eine moderne Holzpellets-Anlage.