Vier blaue Müllsäcke sind prall gefüllt – die Gemeinde nahm sie nicht mit, weil sie ohne Absprache aufgehängt worden waren. Foto: privat

Eigentlich beschweren sich kaum noch Murrer beim Bürgermeister über den Fastfood-Müll im Gewerbegebiet. Doch offenbar nimmt der Abfall auf der Straße zu.

Murr - Verpackungsmüll und Essensreste auf den Straßen des Industriegebietes Egarten und des angrenzenden Wohngebiets Bottenäcker sind dem Murrer Karl H.C. Fischer schon seit Längerem ein Dorn im Auge. Im April platzte dem direkten Grundstücksnachbarn von Burger King der Kragen. Er fotografierte in der Gottlieb-Daimler-Straße den Unrat und schickte es ans Ordnungsamt. „An der Porsche- und an der Benz-Straße sieht es an den Parkplätzen genauso aus.“

 

Was Fischer ärgert, ist das Verhalten einiger Kunden der beiden Fastfood-Ketten Burger King und McDonald’s, die ihre Speisen im Auto verzehren und den Müll dann einfach aus dem Fenster werfen. Seinen Frust darüber teilte der ehemalige Inhaber einer Glasbaufirma unserer Zeitung mit. Fischer regt sich aber auch über das Verhalten der Gemeinde auf. Denn die habe eine Woche lang vier 200-Liter-Müllsäcke ignoriert, die Anwohner aufhängten, damit die Kunden ihren Müll dort entsorgten konnten. Ratten würden nachts angelockt. „Ich habe auch ein Filmchen gemacht, wie sich eine Saatkrähe die weggeworfenen Essensreste holt.“ Fischer fordert von den Fastfood-Filialen und der Gemeinde mehr Abfallbehälter.

Die Aufregung um Essensreste und anderen Unrat auf den betroffenen Straßen kann der Murrer Bürgermeister Torsten Bartzsch gut verstehen. „Niemand möchte das, aber es sind in der Regel nur einige schwarze Schafe unter den Kunden.“ Dem Wunsch von Karl H.C. Fischer und dessen Nachfolger als Geschäftsführer der benachbarten Firma sei die Gemeinde inzwischen nachgekommen und habe in Absprache mit dem Unternehmen sowie Burger King noch zwei weitere Abfalleimer nach einem ersten neuen Behälter an der Grundstücksgrenze platziert. Zwar habe es seit der Ansiedlung der zweiten Fastfood-Filiale neben einer Tankstelle sicherlich eine Zunahme an Drive-in-Kunden und Abfall gegeben, doch höre er sonst keine Beschwerden aus der Bevölkerung mehr, erklärt der Bürgermeister. Dass man nicht die blauen Säcke geleert habe, die von Anwohnern aufgehängt wurden, habe an fehlender Absprache gelegen. „Die blauen Säcke sind ohne unser Wissen an Privatzäune aufgehängt worden – da gilt dann wie bei der Räum- und Streupflicht, dass die Haushalte für die Entsorgung zuständig sind.“

Die Situation in der Nähe der FastfoodKetten habe sich nicht drastisch verschlechtert. Das liege vor allem daran, dass es einen ehrenamtlich tätigen Mann gebe, der seit etwa zwei Jahren den dort herumliegenden Abfall mehrmals in der Woche einsammele, erzählt Torsten Bartzsch. Außerdem würden Mitarbeiter der Fastfood-Unternehmen rund um die Gebäude für Ordnung sorgen. Und schließlich leere der Bauhof immer freitags alle Mülleimer im Gemeindegebiet.

Müsste man mehr kontrollieren? Torsten Bartzsch sieht keine großen Chancen. „Die Müllsünder müsste man schon in flagranti erwischen und verwarnen“, sagt er. Manche Anwohner hätten schon Nummernschilder aufgeschrieben, doch reichten solche Beobachtungen nicht aus. Und seinen Gemeindevollzugsdienst will Bartzsch nicht auf die Lauer legen lassen, bis dass sich eine Fensterscheibe öffnet und Abfall herausgeworfen wird. „Für eine solche Verfolgung wäre der Aufwand einfach zu groß – ähnlich wie bei der Hundekotproblematik.“

Einig sind sich Kritiker Karl H.C. Fischer und Torsten Bartzsch zumindest in einer Sache: Die Fastfood-Ketten müssten mehr tun, um Plastikabfall zu vermeiden. „Vielleicht wird sich da in den nächsten Jahren etwas tun“, hofft der Murrer Bürgermeister. Er habe in der Zeit vor der Corona-Pandemie beobachtet, dass immer mehr Kunden von Bäckereien und Metzgereien ihre Behälter für Waren selbst mitbringen. Er hoffe, dass dieser Trend nach der Corona-Pandemie fortgesetzt werden könne.

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