Tippen und Drehen – vor und mit Johannes Ittens „Der Bachsänger (Helge Lindberg)“ in einer „Vom Werk zum Display“-Episode Foto: /VG Bild Kunst, Bonn 2024 für Johannes Itten

Im bunten Digital-Sandkasten des Kunstmuseums Stuttgart und der Kunsthalle Mannheim wartet Selbermach-Vergnügen: Was aber taugt das Projekt „Vom Werk zum Display“? Wir haben das Angebot getestet.

Ob Otto Dix‘ bunter Endzwanziger-Aufeinanderprall „Großstadt“ mit lautem Ton zu orangesatten Farben nicht ins Unerträgliche driftet? Womöglich schon, denkt man, sobald man per Mausklick gehässiges Gelächter aktiviert, das dem verstümmelten Bettler am Straßenrand gelten mag. Glücklicherweise schmeicheln bald darauf Blechbläser dem Ohr und legitimieren das überkandidelte Geschiebe auf dem Tanzparkett mit dem Überschwang des Jazz. Wenn man jetzt, wie vorgeschlagen, auch noch einen „Avatar wählt“, den Kriegsveteran zum Beispiel, vernimmt man zunächst nur mattes Gemurmel. Aber instinktives Draggen und Droppen vermag, dem Schwerstversehrten jene Schonungslosigkeit zu entlocken, mit der Dix seine brutalen Momentaufnahmen der Weimarer Republik zu möblieren pflegte: „Überlebt habe ich – wofür? Um in dieser Gosse durch ein Rinnsal aus Regen, Blut und Urin zu humpeln?“