Tommy Lee Jones (links) und Robert De Niro in „Kings of Hollywood“ Foto: Telepool/24 Bilder

Die Filmindustrie veräppelt sich und ihre Geschäftspraktiken gerne selbst. In „Kings of Hollywood“  spielt Robert De Niro einen Produzenten, der sich durch den Tod seines Hauptdarstellers sanieren möchte.

Stuttgart - Der verwitterte Western-Darsteller Duke Montana sitzt 1974 in Cowboy-Montur im Zimmer eines Altersheims und spielt Russisch Roulette, als der erfolglose Filmproduzent Max Barber hereinplatzt. Er sucht genau so einen Wildwest-Mann, doch der Filmdreh ist nur vorgeschoben: Barber möchte seinen Hauptdarsteller am Set um die Ecke bringen und bei der Versicherung abkassieren.

 

Der Regisseur und Drehbuchautor George Gallo („Midnight Run“) hat diese Farce mit alten Haudegen inszeniert: Robert De Niro („Taxi Driver“) verleiht dem seifigen Märchenerzähler Max Barber Charisma und nimmt die Zuschauer spielend mit, Tommy Lee Jones („Men in Black“) muss man einfach mögen als Cowboy mit gebrochenem Herzen. Morgan Freeman („Million Dollar Baby“) verkörpert einen Gangster, der immer bereut, wenn er Barber Geld leiht, Emile Hirsch einen jungen Produzenten ohne Skrupel. Und Zach Braff („Garden State“) spiegelt als Barbers idealistischer Neffe die Träume und Hoffnungen, die viele mit Hollywood verbinden.

Gespickt mit cineastischen Anspielungen

Gallos liebevoll zeitkolorierte Komödie ist federleicht, stellenweise von großem Witz, gespickt mit cineastischen Anspielungen und Diskussionen über Filmkunst, augenzwinkernd untermalt mit Orchester-Filmmusik ganz alter Schule – aber auch sehr durchsichtig gestrickt. Der Filmemacher verlässt sich auf seine starken Charaktere, wobei selbst einer wie Freeman nicht überdecken kann, dass seine luftige Figur eine Karikatur ist. Der mörderische Slapstick am Western-Filmset ist amüsant trotz vieler Klischees wie einem dressierten Pferd, das auf Schlüsselworte reagiert und leicht durchdreht.

Hollywood nimmt sich gerne selbst satirisch auf die Schippe. Robert Altman zeigte in „The Player“ (1991), wie ein Produzent in Gestalt von Tim Robbins alle Zusagen bricht, am Regisseur vorbei in die schlimmste Tragödie ein Happy End mogelt und über Leichen geht. Robert De Niro spielte in Barry Levinsons Farce „Inside Hollywood“ (2008) einen Filmproduzenten, der an der Sinnentleertheit seines Daseins leidet. „Kings of Hollywood“ ist eher eine liebevolle Hommage an eine Branche, die in all ihrer Verlogenheit Wundervolles zuwege bringt und hier nach langer Durststrecke zu herzhaftem Lachen vor großer Leinwand einlädt – und auch ein bisschen zum Träumen.

Kinostarts der Woche

„Kings of Hollywood“ läuft in Stuttgart im Atelier am Bollwerk. Dort starten außerdem: „Demon Slayer“, „Frühling in Paris“, „Aznavour by Charles“ und „Gefangen im Netz“. Auch die Kinothek Obertürkheim spielt wieder und nimmt vorerst bereits gelaufene Arthaus-Ware wieder auf: „Mein Liebhaber, der Esel & Ich“, „Persischstunden“, „Auf der Couch in Tunis“, „Ein Frau mit berauschenden Talenten“ und „Master Cheng in Pohjanjoki“.