„Das bin ich!“ – Napoleon betrachtet in „Francofonia“sein Abbild im Louvre. Foto: Piffl

In „Russian Ark“ (2001) hat sich der russische Filmemacher Alexander Sokurov der Eremitage zu St. Petersburg genähert, nun widmet er sich dem ­Pariser Louvre in einer experimentellen ­Mischung aus Spiel und Dokumentation und zeigt, wie zwei Männer die Kunstschätze des Louvre vor den Nazis gerettet haben.

Paris - Ein Frachter in schwerer See, eine kostbare Ladung in Gefahr: Kunstwerke. Um Werte jenseits des Materiellen geht es dem russische Filmemacher Alexander Sokurov. In „Russian Ark“ (2001) hat er sich der Eremitage zu St. Petersburg genähert, nun dem Pariser Louvre in einer experimentellen Mischung aus Spiel und Dokumentation.

Während Hitler unterm Eiffelturm seinen Triumph über Frankreich genießt, paktiert Franziskus Graf Wolff-Metternich, Leiter des „Kunstschutzes“, heimlich mit Louvre-Chef Jacques Jaujard: Sie retten gemeinsam vor den Nazis, was zu retten ist, und vollziehen ihre eigentlich unmögliche Verbrüderung unausgesprochen in Blicken und Gesten. Prächtige Spielszenen sind das, gedreht in den Hallen des Museums und umspült von realen Wochenschauszenen und anderem dokumentarischem Material.

Sokurov zeigt die Porträtmalerei als Teil des Gedächtnisses der Menschheit

In einer Art Traumsequenz erörtert die französische Nationalfigur Marianne im Louvre die Bedeutung von Kunst in der Geschichte mit einem selbstgefälligen Napoleon Bonaparte, der über Idealismus spöttisch lacht und vor einem Abbild seiner selbst das Offensichtliche verkündet: „Das bin ich!“

Sokurov zeigt die Porträtmalerei als Teil des Gedächtnisses der Menschheit, und am Ende seiner knapp 90 Minuten Filmkunst ist den Zuschauern viel schmerzlicher bewusst als zu Beginn, was da verlorenginge, wenn der Frachter mit seiner kostbaren Ladung in der schweren See versinken würde.