Die Gesundheitsbranche ist mit Abstand die beschäftigungsintensivste – vor dem Maschinenbau und dem Einzelhandel. Foto: 25532340

Jeder achte in Baden-Württemberg arbeitet mittlerweile im Gesundheitsbereich. Nur in vier Kreisen gehört die Branche nicht zu den beschäftigungsstärksten Sektoren.

Stuttgart - Das Gesundheitswesen gewinnt als Wirtschaftszweig zunehmend an Bedeutung im Land. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes sind die Ausgaben für die Gesundheit seit dem Jahr 2000 kontinuierlich gestiegen. 2014 wurden demnach 41,9 Milliarden Euro für gesundheitsbezogene Waren und Dienstleistungen ausgegeben. Das sind fast 16 Milliarden mehr als 14 Jahre zuvor, ein Plus von mehr als 60 Prozent gegenüber 2000.

Damit wurden 2014 fast zehn Prozent des Bruttoinlandproduktes im Gesundheitsbereich investiert, ein Prozent mehr als im Vergleichsjahr 2000. Bundesweit ist der Anteil zwar um fast zwei Prozentpunkte höher. Dies dürfte nach Einschätzung der Statistiker aber vor allem an der überdurchschnittlichen Arbeitsproduktivität und der unterdurchschnittlichen Arbeitslosigkeit im Land liegen.

Gesetzliche Krankenversicherungen geben am meisten aus

Am meisten steuerten dabei die gesetzlichen Krankenversicherungen bei; 56 Prozent der Gesundheitsausgaben waren Kassengelder. Von den privaten Kranken- und Pflegeversicherungen, Privathaushalten und privaten Organisationen ohne Erwerbszweck – Kirchen oder Wohlfahrtsverbände – kamen laut dem Statistischen Landesamt 2014 insgesamt auf 26 Prozent der landesweiten Gesundheitsausgaben.

Die gesetzlichen Kassen spielen also im bundesweiten Vergleich (58 Prozent) eine etwas kleinere Rolle, die Ausgaben der Privaten hingegen fallen hierzulande um fast vier Prozent mehr ins Gewicht. Private Kranken- und Pflegeversicherungen alleine wendeten 4,4 Milliarden Euro auf, wobei die Ausgaben der Pflegeversicherungen gestiegen sind, die der privaten Krankenversicherungen hingegen gesunken. Die Gesundheitsausgaben der öffentlichen Hand betrugen 1,7 Milliarden Euro; dazu gehörten Leistungen im Rahmen der Sozialhilfe oder Investitionskosten für Kliniken.

Baden-Württemberger sind jünger als der Rest der Republik

Pro Einwohner wurden 3920 Euro für die Gesundheit aufgewandt. Damit liegen die Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben im Land 130 Euro unter dem Bundesschnitt. Die Statistiker erklären diese Differenz mit der demografischen Struktur Baden-Württembergs: Zwischen Wertheim und Konstanz sind die Menschen durchschnittlich 43,3 Jahre alt. Der durchschnittliche Bundesbürger ist ein ganzes Jahr älter.

Die wachsende Bedeutung der Gesundheitsbranche schlägt sich auch im Arbeitsmarkt nieder. Die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse im Land ist von 2000 auf 2014 um 143 000 auf 719 4000 gestiegen. Das entspricht einer Zunahme um fast ein Viertel. Die Zahl der Erwerbstätigen in der Gesundheitswirtschaft ist im vergangenen Jahr auf 762 000 gestiegen. Allein zum Vorjahr bedeutet das ein Plus von knapp zwei Prozent. Fast 40 Prozent dieser Beschäftigungsverhältnisse ist in der ambulanten Gesundheitsversorgung angesiedelt. Ein starkes Drittel gehört zur stationären oder teilstationären Behandlung von Patienten.

Nur in 14 Kreisen belegt die Gesundheit nicht Platz 1

Im vergangenen Jahr war bereits jeder achte der gut sechs Millionen Erwerbstätigen in Baden-Württemberg (12,6 Prozent) mittlerweile in der Gesundheitsbranche tätig. Innerhalb eines Jahres ist diese Zahl um 1,9 Prozent gewachsen. In 30 der 44 Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg ist die Gesundheitswirtschaft die mit Abstand beschäftigungsintensivste Branche – vor dem Maschinenbau (landesweit 6,3 Prozent), dem Einzelhandel (6,1 Prozent) und der öffentlichen Verwaltung (5,2 Prozent). Bundesweit betrachtet sind 12,1 Prozent der Erwerbstätigen im Gesundheitsbereich beschäftigt. Am höchsten ist der Anteil im landwirtschaftlich geprägten Schleswig-Holstein (15,2 Prozent).

Nur in vier Kreisen in Baden-Württemberg belegt der Gesundheitssektor weder den ersten noch den zweiten Platz, was die Beschäftigtenzahlen angeht: in den Kreisen Böblingen, Rottweil, Hohenlohe und Stuttgart. In Böblingen und Stuttgart dominieren die Autobauer und unternehmensnahe Dienstleister den Arbeitsmarkt. In Rottweil sind die Metall- und die Maschinenbauer führend. Und im Hohenlohekreis arbeiten die meisten im Großhandel oder bei Elektrogeräte-Herstellern.