Foto: ©H. Zwietasch Landesmuseum

Katharina Pawlowna! Schon ihre Herkunft und ihr Name sorgen für Glanz und Aufsehen. Sie ist die Enkelin von Katharina der Großen von Russland und trägt auch deren Namen.

Katharina Pawlowna! Schon ihre Herkunft und ihr Name sorgen für Glanz und Aufsehen. Sie ist die Enkelin von Katharina der Großen von Russland und trägt auch deren Namen. Die junge Frau rückt schnell in den Fokus der Machtpolitik des 19. Jahrhunderts. Napoleon hält um die Hand der schönen russischen Prinzessin an. Was für ein Skandal. Der französische Emporkömmling wagt es, um die Hand der Zarentochter anzuhalten. Der Antrag wird abgelehnt und Napoleon scheitert so mit seinem Vorhaben, das Verhältnis zwischen Frankreich und Russland zu verbessern.

Die selbstbewusste und temperamentvolle Katharina heiratet 1809 Herzog Georg von Oldenburg – Katharinas Bruder Alexander I. arrangiert die Ehe. Nach nur drei Jahren stirbt Georg an Typhus, Katharina stürzt in eine schwere Krise. Katharina gilt als glühende Patriotin. Der Sieg Russlands über Napoleon 1814 ist für Katharina auch ein Sieg über das eigene Unglück. Erstmals nach dem Tod ihres Mannes nimmt sie die Trauerkleidung ab.

Noch im gleichen Jahr begegnet sie Kronprinz Friedrich Wilhelm von Württemberg in London. Katharina verliebt sich in den verheirateten Prinzen. Ein Jahr später ist der Wiener Kongress 1815 Bühne für ein offizielles Treffen. Der Weg zur Ehe hat viele Hindernisse. So muss Wilhelms Verbindung mit der katholischen Charlotte durch ein Ehegericht und den Papst annuliert werden. Im Januar 1816 ist es soweit – in St. Petersburg bekräftigt die Hochzeit die Verbindung zwischen den Romanows und dem Haus Württemberg.

Am 16. April 1816 zieht das Kronprinzenpaar in Stuttgart ein – und Katharina realisiert schnell, dass Württemberg bettelarm ist. Das Königreich leidet unter einer Hungersnot. 1816 bleibt im Gedächtnis als das Jahr ohne Sommer. Mit ihrer Mutter Maria Fjodorowna als Vorbild und dem Wissen, dass man Aufständen nur durch das Verbessern der Lebensumstände entgegensteuern kann, beginnt Katharina, sich karitativ zu engagieren. Nun als Königin. Nach dem Tod Friedrich I. hatte Friedrich Wilhelm von Württemberg als Wilhelm I. den Thron bestiegen.

Der Reichtum der Romanows und ihre Mitgift sichern das soziale Engagement Katharinas. Und auch die guten Beziehung zu ihrem großen Bruder Zar Alexander I. nutzt Katharina. Im Hungerjahr 1816 wird Getreide aus Russland importiert. So wird die Macherin Katharina schnell zur Volksheldin.

Hilfe zur Selbsthilfe ist die Botschaft ihres Engagements. Sie gründet die erste gemeinnützige „Spar-casse“ für die ärmere Bevölkerung und initiiert zahlreiche Einrichtungen, die auch heute noch bestehen: eine Schule für Mädchen, das heutige Katharinenstift oder die erste Schule für Landwirtschaft, die Universität Hohenheim. Die Königin sieht ihr Wirken pragmatisch – was dem Volk hilft, sichert auch die Position des Königs.

Nur drei Jahre, von 1816 bis 1819, ist Katharina Königin in Württemberg – und doch wird sie zum Mythos. Ihr früher Tod im Alter von 30 Jahren provoziert Geschichten. War ein Schlaganfall die Ursache, den die Königin erleidet, als sie ihren untreuen Gatten in den Armen seiner Geliebten erwischt? War eine schwere Grippe, die sich die liebeskranke Königin zuzieht, als sie im dünnen Kleid im winterlichen Schlosspark unterwegs ist, der Ausgangspunkt? Die Nachricht, Wilhelm I. werde sich nicht von seiner Geliebten trennen, hatte sie in den Park getrieben. Genug Stoff für Klatsch und Tratsch bieten beide Geschichten. Und der Mythos Katharina erhält weitere Nahrung durch den Bau der weithin sichtbaren Grabkapelle auf dem Württemberg. Für das 1820 begonnene und 1824 fertig gestellte Monument lässt Wilhelm I. selbst die Stammburg der Württemberger schleifen. „Liebe höret nimmer auf“ ist als Inschrift zu lesen. Und Wilhelm I., zwei weitere Male verheiratet, stützt den Mythos Katharina ein letztes Mal – nach seinem Tod wird auch sein Sarg in dem Grabmal auf dem Württemberg beigesetzt.