Ein Model wirbt für die etwas andere Zugnummer in Stuttgart zum CSD. Foto: Andi Bell

Freizügig und lustbetont geht’s im Erotik-Express über die Dörfer: In der Nacht zum Sonntag startet auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof der „Sonderzug zum CSD“. Fans von Lack und Leder stimmen gern mit ein: „Uff dr scharfa Eisabahne!“

Stuttgart. - „Noch heißer“, sagt der Veranstalter, wird der Erotik-Zug, der in der Nacht zum Sonntag zum zehnten Mal auf dem Stuttgarter Hauptbahnhof startet, „er wird so heiß wie das Wetter.“ Die etwas andere schwäbische Eisenbahn rollt als Sommeredition zum Christopher Street Day mit Lack, Leder und nackter Haut vier Stunden lang über die Dörfer. „Wir sind quasi der Sonderzug zum CSD“, sagen die Macher einer Eventagentur.

Es ist die abgefahrenste Party der Stadt: Bunt, schrill, bizarr und sehr sexy – so kleiden sich etwa 600 Gäste für den „Unverschämten Zug“, wie die Bezeichnung der Veranstalter lautet. Manche nennen ihn auch den „Exzess-Express“. In der zuweilen als bieder verspotteten Stadt herrscht Bock auf Lok. Es gibt nur noch wenige Karten (etwa in der Erotik-Boutique Frau Blum im Westen bis Samstag, 16 Uhr, sowie an der Abendkasse am Samstag von 21 Uhr an direkt am Bahngleis). Abfahrt ist um 22.30 Uhr. „Partylangweiler und ältere, nicht feiererprobte Fahrgäste haben die Möglichkeit, das Transportmittel gegen 2 Uhr zu verlassen“, heißt es in der Ankündigung. Alle anderen kehren gegen 4 Uhr in den Hauptbahnhof zurück.

Auf der Fahrt herrscht strenges Fotografieverbot

Die Alltagsklamotten landen für die SM-Bahn am Bügel. An ihren Körper lassen die meisten Gäste wenig, bevorzugt in Form von Lack und Leder. „Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt“, sagt der Veranstalter. Auf der Fahrt herrscht strenges Fotografierverbot. Auf Werbung sind die Macher nicht angewiesen. Ein Selbstläufer ist ihre Party, zu der die Gäste, vor allem im Alter von 20 bis 50 Jahren, aus allen Teilen Deutschlands und Nachbarstaaten anreisen. Die oft verkannte Spaß- und Party-Metropole Stuttgart zeigt, wie bunt, vielfältig, liberal und freizügig sie ist. Ausleihen kann man die Waggons übrigens über die Schienenverkehrgesellschaft.

„Leder, Lack, a heiße Sach“

Für die Sicherheit der Fahrgäste ist gesorgt. Kondome liegen bereit. „Kitkat auf Rädern“, so wird der „Unverschämte Zug“ auch genannt. Der Berliner Techno-Club Kitkat ist bekannt für Erotiknächte mit Fetisch-Kostümen. „Viele kommen zu uns, weil sie gern Sexy-Outfits tragen und unter sich sein wollen“, sagt der Veranstalter. Der Text der Schwäbischen Eisenbahn ist bereits umgedichtet und lautet nun so: „Uff dr scharfa Eisabahne, / kommscht mit Peitsche ins Nirwana, / Gaildorf, Ulm und Biberach, / Leder, Lack, a heiße Sach.“