Der Göppinger Investor Johannes Maurer setzt bei seinem Bauvorhaben am Müglitzer Weg im Göppinger Reusch vor allem auf Holz. Auf der Gewerbebrache sollen 165 Wohneinheiten für 230 Menschen entstehen.
Woodstock Göppingen“ – so hat Johannes Maurer sein Bauvorhaben am Müglitzer Weg im Göppinger Stadtgebiet Reusch überschrieben. Und tatsächlich setzt der Göppinger Investor auf den Werkstoff Holz. „Viel besser!“: Eine Anwohnerin der angrenzenden Johannes-Illig-Straße zeigte sich beim Blick auf die Pläne und Ansichten, die im Gestaltungsbeirat vorgestellt wurden, sehr angetan vom Vorhaben Maurers, der das seit eineinhalb Jahrzehnten leer stehende ehemalige Fernmeldeamt der Telekom umbauen möchte.
Johannes Maurer plant, die Konstruktion komplett entkernen zu lassen und sie dann mit Holzmodulen, die vorgefertigt angeliefert werden, neu zu gestalten. „Das erspart mir, mich mit sieben Gewerken auseinanderzusetzen und vermindert das Kostenrisiko“, betonte er. Die energetische Sanierung, die damit einhergehe und für die es Förderprogramme gebe, „wirkt sich positiv auf die Wirtschaftlichkeit aus“.
Entstehen sollen vor allem kleinere Wohnungen
Die Mitglieder des Göppinger Gestaltungsbeirates, der sich eingehend mit dem „stadtbildprägenden Bauvorhaben“, so Baubürgermeisterin Eva Noller, beschäftigt hatte – auch bei einem Vor-Ort-Termin –, waren einverstanden. Professor Peter Cheret betonte gar: „Es könnte ein Leuchtturm werden der Entwicklung eines Gebäudes, das scheinbar kein Mensch mehr braucht.“
Und dies in einer Zeit, in der die Wohnungsnot in Deutschland beginne, „gesellschaftlich relevant“ zu werden. Dass Maurer gerade kleinere Wohnungen bauen wolle, berücksichtige den Umstand, dass inzwischen die Hälfte der Menschen in der Bundesrepublik alleine lebe und gerade für solche Wohnungen ein Riesenbedarf bestehe.
„Sie treffen den Nerv des Marktes“, betonte Professor Cheret, der seit zehn Jahren den Lehrstuhl für Baukonstruktion und Entwerfen der Universität Stuttgart inne hat und dem Gestaltungsbeirat vorsitzt. Er regte an, dass die Transparenz der Balkone, die künftig die gesamte Fassade prägen werden, zurückgenommen werde und die Fassade aus Holz und nicht einem „Kompositmaterial“, also aus einem aus verschiedenen Werkstoffen hergestellten Produkt, gestaltet werde. Geplant ist bislang ein Material auf der Basis von Papier oder Reishülsen. Der Bauherr und seine Architekten sagten zu, die Anregung zu prüfen. Wie auch die Empfehlung, die Gestaltung der Treppentürme zu überdenken.
Cheret mahnte ein Mobilitätskonzept an und appellierte an die Stadträte, „Mittel und Wege zu finden“. Denn für 165 Wohnungen Parkraum zu schaffen, gehe nur auf Kosten der Außenflächen.
165 Einheiten sollen also in der Gewerbebrache entstehen, von der kleinen 2,5-Zimmer- bis zu großen 4,5-Zimmer-Wohnungen, von 25 bis 90 Quadratmeter. Unternehmer Maurer will sie „sozial gut durchmischen und ein generationengerechtes Wohnen“ realisieren. Gerade an der Zahl der Wohnungen scheinen sich aber die Geister zu scheiden. Baubürgermeisterin Noller gab Anwohnern das Wort und dabei wurde deutlich, dass insbesondere aus einem größeren Mehrfamilienkomplex nördlich des Bauvorhabens Widerstand zu erwarten ist.
Nicht jeder ist von dem Vorhaben begeistert
„Das war eine Drohung“, stellte gar eine Besucherin nach der Sitzung empört fest. Ein Vertreter einer Eigentümergemeinschaft hatte nämlich festgestellt: „Wir sind damals gegen die Telekom bis vor den Verwaltungsgerichtshof Mannheim gegangen. Wir haben viel Erfahrung in der Eigentümergemeinschaft, uns zu engagieren.“
Als ein weiterer Anwohner von einer „massiven Verdichtung“ sprach, entgegnete Johannes Maurer: „Ich werde das Gebäude nicht um die Hälfte zurückbauen.“ Er erinnerte daran, dass künftig etwa 230 Menschen in dem bisherigen Leerstand wohnen werden, bei der Telekom aber über 400 gearbeitet haben. Er und auch Noller sagten zu, mit den Anwohnern in einen engen Dialog zu treten. „Ich will das Gebiet nicht abwerten oder der Nachbarschreck sein. Ich stelle mich der Diskussion“, betonte der Investor Johannes Maurer.
Dachterrassen für alle
Pläne
Das Gebäude soll teilweise um ein Geschoss aufgestockt werden, sodass alle Gebäudeteile die gleiche Höhe haben. Hier sollen Dachterrassen für die gemeinsame Nutzung entstehen.
Klärungsbedarf
Noch nicht geklärt ist die Frage der Antennen. „Ich würde am liebsten darauf verzichten“, so der Investor Johannes Maurer. Es gelte aber, mit dem Betreiber „die rechtliche Situation zu klären“.