Das Duo Didi Divalicious und Veronica Mont Royal hat erstmals im Landesmuseum Württemberg gastiert – mit Bingo, Drag-Performances und einer Tanzparty. Dabei herrschte eine prächtige Stimmung in dem alten Gemäuer.
„Nine, neun“ – „Siebenundzwanzig, Twenty-Seven“ – „Fünf, Five“ – „Sixty-Four, Vierundsechzig!“ Die Zahlen hallen durch das Alte Schloss in Stuttgart, Sitz des Landesmuseums Württemberg. Begeisterte „Whoas“ kommen zurück. Auf der Bühne drehen Didi Divalicious und Veronica Mont Royal gekonnt am Rad. Das Drag-Duo gibt sich die Ehre und ist mit seiner Drag Bingo Party mit Spiel, Drag-Darbietungen und „fiercer Dance-Party“ zu Gast in dem alten Gemäuer. Und die Dürnitz, einst oft der einzige beheizbare Gemeinschaftsraum von Burgen und Schlössern, ist voll. Die Stimmung der Hofgäste in der Kulturlounge des Landesmuseums ist prächtig. Alle durchsuchen mit Feuereifer Runde für Runde die 25 Zahlen auf abwischbaren quadratischen Karten, rufen fix „Bingo“, sobald alle Felder angekreuzt sind. Manche haben sich dem Ambiente entsprechend in fantastische Kostüme geworfen, etwa à la Marie-Antoinette mit Fächer und Turmperücke oder als moderne Rokokodame in Fransen-Krinoline aus rot-weißem Sicherheitsband.
Kein Neuland für Didi und Veronica, sie haben an diesem Abend Outfits für vier Kostümwechsel dabei. Aber der Auftritt in der Dürnitz ist eine Premiere. Ihr Drag-Bingo haben die beiden in vielen Bereichen gezeigt, Familien, Seniorinnen und Senioren zählen zu ihren Zuschauern. „Hier spielt unsere Show nochmals in einem anderen Kontext vor neuem Publikum“, sagt Veronica. „Es ist immer spannend, in neuem Umfeld Menschen zu begegnen, die so was noch nie gesehen haben, und mit ihnen zu interagieren“, ergänzt Didi. Franziska Fleckenstein vom Projektteam „Deine Dürnitz“ sah das Duo zuvor in Sara Dahmes Kulturkiosk. Dem Kollegium gefiel ihr Vorschlag, das bunte queere Programm zu präsentieren. Man wolle die ganze Vielfalt der Gesellschaft abbilden, sagt Fleckenstein. Das Museumsfoyer sei ein Ort, um Begegnung und Austausch zu fördern.
Glückwünsche von den Dragqueens
„Klasse, dass ein Museum so etwas macht“, sind sich einige junge Männer einig, die aus Schwäbisch Gmünd kommen. „Wir sind das erste Mal hier“, sagt einer, der Veronica seit einer Weile auf Plattform Instagram folgt. „Macht total Spaß, schöne Atmosphäre!“, schwärmt Diana Ruta, die als Trauzeugin von Jona Odza deren Junggesellinnenabschied durch Stuttgart organisiert hat. Die Braut wünschte sich als einen Tourstopp die Drag-Bingo-Party, erzählt sie. „Die Performances sind klasse“, findet Diana Ruta. Legte doch nach der ersten Bingorunde Didi Divalicious in hellblauem Lacktrench, String-Grafitti-Body und passenden Overknee-Stiefeln zu Little Mix’ „Salute“ eine Tanzode an die Frauenwelt hin, während Veronica Mont Royal DJ im rot-silbernen Kleid mit wallenden Ärmeln Kelly Rowlands „Commander“ gab. Als dann die Brautjungfern zur nächsten Station aufbrechen wollen, startet Didi eine Extraperformance für die Gruppe. Am Schluss wünscht Veronica Mont Royal der Braut eine schöne Hochzeit frech nachsetzend „oder hätte ich der Braut ein schönes Leben wünschen sollen?“
Ein „Happy Birthday“ bekommt dann eine junge Frau geträllert – und zwar vom ganzen Saal, dazu eine Tüte mit Preisen. Inhalt: „Fashion?!“-Katalog des Landesmuseums, Kaffeebecher und Bärchen der Dragqueens sowie ein Freigetränk an der Bar. An ihrem Geburtstag hat sie außerdem eine Bingorunde gewonnen. Sie wird nicht die einzige sein: Das Konzept „Deine Dürnitz“ geht an diesem Abend voll auf.