Die Suche nach einem Sky-Abo führte einen Nufringer auf Abwege. Foto: Baumann/Archiv

Weil er falsche Zugänge für Pay TV-Sender verkauft hat, steht ein Mann aus Nufringen vor Gericht. Das Urteil fällt relativ milde aus, trotzdem wird ihn seine Tat noch lange verfolgen.

Ein alles andere als legales Geschäftsmodell hat einen 40-Jährigen aus Nufringen vor das Böblinger Amtsgericht gebracht, das ihn nun zu einer elfmonatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt hat. „Es war meine eigene Schuld, ich bin absolut mit einer Strafe einverstanden“, sagte der Angeklagte, der bereits bei den Polizeivernehmungen kooperativ war und vollumfänglich gestanden hatte.

 

Auf gewerbsmäßigen unerlaubten Eingriff in verwandte Schutzrechte lautete die Anklage. Was abstrakt klingt, bedeutete konkret unerlaubten Handel mit Pay-TV-Zugängen. Der 40-Jährige vermittelte Pay-TV-Zugängen aus dubiosen Quellen.

Abo gesucht, falsche Freunde gefunden

Begonnen hatte die Angelegenheit mit der Suche nach einem Abonnement für den Bezahl-Fernsehsender Sky. Bei seiner Recherche im Internet fand er aber vor allem falsche Freunde. Eine bereits in einem anderen Verfahren in Ludwigsburg verurteilte Hauptperson überredete ihn im Sommer 2020, zunächst als Administrator und später als so genannter Reseller tätig zu werden: Abos, die normalerweise 20 oder mehr Euro pro Monat kosten, wurden über unrechtmäßig freigeschaltete IPTV-Zugänge für 90 bis 100 Jahresgebühr vertickt.

Der Lagerarbeiter, der sich nach Lohneinbußen während Corona etwas hinzuverdienen wollte, machte mit. Bis April 2022 war der Nufringer in diesem „Gewerbe“, dessen Hintermänner er nie persönlich zu Gesicht bekam, aktiv. Mehr als 800 in der Anklageschrift penibel aufgelistete Verkaufsvorgänge kamen zusammen, über 78 000 Euro gingen in knapp zwei Jahren per PayPal auf seinem Konto ein.

Durch einen anonymen Hinweis kam schließlich die Polizei auf die Spur des bundesweiten illegalen Geschäftsmodells – und über den bereits in Ludwigsburg Verurteilten auf den Nufringer. Er war einer von 15 Mittätern, die bei den Haupttätern für über 5000 Euro illegale Pay TV-Zugänge für alle bekannten Sender von Sky und Sport1 bis hin zu DAZN erworben hatten, um sie anschließend weiterzuverkaufen.

Bei dem Nufringer und weiteren Verdächtigen fanden im Juli 2022 gleichzeitig Durchsuchungen statt, bei denen umfangreiches Beweismaterial sichergestellt wurde. „Er war freundlich und kooperativ“, beschrieb der zuständige Kripobeamte als Zeuge vor Gericht das Verhalten des Angeklagten.

Schulden machen für das Finanzamt

Außer der Polizei meldete sich bei ihm auch das Finanzamt. Es hat eine umfangreiche Steuernachzahlung für die teils als Bezahlung für Akkus oder Akku-Schrauber deklarierten oder ohne Betreff verschleiert eingegangenen „Geschäftsgewinne“ gefordert. Dafür habe er einen Bankkredit über 40 000 Euro aufnehmen müssen, den er jetzt Monat für Monat abstottere, berichtete der verheiratete Vater einer kleinen Tochter.

Der Staatsanwalt wollte mehr

Mit der jetzt verhängten elfmonatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung kam der bislang Unbescholtene vergleichsweise glimpflich davon. Der Staatsanwalt hatte ihm eine „hohe kriminelle Energie“ unterstellt und deshalb sogar ein Jahr und drei Monate sowie eine Geldstrafe gefordert.

Obendrauf kommt allerdings die Einziehung des Wertersatzes für die „verdienten“ rund 78 000 Euro, sodass den selbst ernannten Pay TV-Zugangshändler die Folgen seiner illegalen Geschäfte wohl noch lange begleiten werden.