Mountainbiken im Wald ist bei vielen jungen Menschen beliebt. Foto: Stefanie Schlecht

Ein gespannter Draht im Wald sollte wahrscheinlich Radfahrer zu Fall bringen. Die Mountainbike-Community ist alarmiert und spricht im Internet sogar von einem Mordversuch. Derweil sind legale Trails in Leinfelden-Echterdingen geplant.

Ein gefährlicher Vorfall sorgt derzeit in der Mountainbike-Szene rund um Leinfelden-Echterdingen für Aufsehen. Wie die Polizei mitteilt, hat am 20. Januar im Gräbleswiesenweg in Stetten ein bislang unbekannter Täter quer über einen Waldpfad, der auch als illegaler Mountainbike-Trail genutzt wird, einen Draht gespannt. Das Hindernis auf Oberschenkelhöhe sollte mutmaßlich durchfahrende Radfahrer zum Sturz bringen.

Ein Mountainbikefahrer hatte die Polizei verständigt, nachdem er den Draht mit dem Fahrrad durchrissen hatte. Der Radfahrer hatte sich dabei glücklicherweise weder verletzt noch war er gestürzt. Dennoch wird, wie die Polizei weiter mitteilt, jetzt wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung gegen Unbekannt ermittelt.

Im Internet wird von einem „Mordversuch“ gesprochen

In der Facebook-Gruppe der Ortsgruppe Siebenmühlental des Vereins Mountainbike Stuttgart (MTB) wird der Vorfall aktuell hitzig diskutiert: Ein Teilnehmer bezeichnete das Spannen des Drahtes als „Mordversuch“. Der Vorfall ereignete sich auf einem Trail oberhalb des Siebenmühlentals, der von den Behörden eigens mit einem „Radfahren verboten“-Schild versehen wurde. Unter den Mountainbikern ist die Strecke unter dem Namen „Steinmännchen“ bekannt.

Benjamin Büchner, Mitglied in der Ortsgruppe des MTB, betont, dass es sich beim Befahren der Strecke zwar um eine Ordnungswidrigkeit handelt, der gespannte Draht aber eine Straftat darstelle. „Man darf nicht vergessen, dass auf diesem Trail oft auch Kinder mit kleineren Fahrrädern unterwegs sind.“ Der Draht hätte ein Kind auf Brust- oder sogar Kopfhöhe treffen können.

Es hat bereits ähnliche Fälle gegeben

Laut dem Mountainbiker war es im Bereich des Siebenmühlentals, in Steinenbronn und Waldenbuch, in den vergangenen zwei Jahren bereits zu zwei ähnlichen Fällen gekommen. Die Stuttgarter Polizei berichtet außerdem von einem gespannten Draht in Möhringen im vergangenen Jahr.

Nicht auszuschließen ist, dass die jetzt angezeigte Straftat im Gräbleswiesenweg in Zusammenhang zur geplanten Ausweisung von zwei bis drei legalen Mountainbike-Trails bei Stetten steht. Eigentlich war im vergangenen Jahr bereits angekündigt worden, dass möglicherweise schon in diesem Winter mit dem Bau der Strecken hinunter ins Siebenmühlental begonnen werden könnte.

Legale Trails sind in Leinfelden-Echterdingen geplant

Thomas Krämer, der Sprecher der Stadt Leinfelden-Echterdingen, teilt nun jedoch mit, dass „eine endgültige Entscheidung zur Umsetzung einer Mountainbikestrecke noch nicht gefallen ist“. Die Prüfungen und Untersuchungen seien noch im Gange. „Wir sind unter anderem dabei, Details in den Wegeverläufen gemeinsam mit der Arbeitsgruppe aus Vertretern aus Jagd, Naturschutz, Schwäbischem Albverein, Mountainbike-Community, Forst, Stadtverwaltung sowie den zuständigen Behörden zu klären.“ So müssten aktuell auch noch einzelne Wegabschnitte in Hinblick auf ihre Genehmigungsfähigkeit mit den zuständigen Naturschutzbehörden besprochen werden.

Benjamin Bühler äußert indes Zweifel, dass die geplanten legalen Trails künftig den Wildwuchs an Mountainbike-Strecken entlang des Siebenmühlentals stoppen können. „Zwei legale Trails werden Bau und Nutzung illegaler Trails nicht beenden, sondern vermutlich nur verlagern“, sagt der Mountainbiker. Zudem hänge die Beruhigung der Situation in Leinfelden-Echterdingen entscheidend von der Qualität der künftigen Trails ab: „Legale Trails, die nicht attraktiv sind, entfalten wenig Lenkungswirkung“, ist sich Benjamin Bühler sicher.

Er fordert eine bessere Abstimmung zwischen den Anrainerkommunen entlang des Siebenmühlentals. In Folge des Baus der legalen und der Schließung illegaler Strecken in Stetten könnte sich die Szenen Richtung Filderstadt verlagern. Dass Filderstadt sein eigenes Legalisierungsprojekt auf Eis gelegt hat, sei in diesem Zusammenhang nicht hilfreich, kritisiert Benjamin Bühler.

Die Stadt Leinfelden-Echterdingen kündigt unterdessen an, dass noch im Februar eine weitere Sitzung der Mountainbike-Arbeitsgruppe stattfindet. Thema soll dann die Beruhigung der bestehenden illegalen Trails sein, die naturschutzfachlich besonders kritisch sind.

Mountainbiken in der Region

Stuttgart
 In der Landeshauptstadt gibt es aktuell drei legale Mountainbike-Trails. Eine befindet sich zwischen Degerloch und Heslach, die anderen beiden sind in Botnang. Es sind Teststrecken. Das Ziel ist es, die Mountainbiker zu kanalisieren, die gerne abseits der großen Wege quer durch den Wald fahren. Denn das schadet Flora und Fauna. Doch die Frage ist, ob sich die Mountainbike-Community überhaupt kanalisieren lässt, und wie sehr die Natur im unmittelbaren Umfeld der Trails in Mitleidenschaft gezogen wird. Das beobachtet die Stadt Stuttgart genau. Schließlich befinden sich alle drei Strecken in einem Landschaftsschutzgebiet. Insofern dauert das Genehmigungsverfahren für die Trails noch an.

Schönbuch
 Auch Mountainbiker in Waldenbuch wünschen sich legale Trails. Ein solcher könnte am Weilerberg entstehen. Im Naturpark Schönbuch gibt es bereits eine 100 Kilometer lange MTB-Strecke.