Ein Zollbeamter hat bei der Kontrolle eines Mannes bei der Einreise vom polnischen Slubice nach Frankfurt (Oder) in Brandenburg polnisches Silvesterfeuerwerk gefunden. Foto: dpa/Patrick Pleul

Trotz offiziellem Verkaufsverbot von Feuerwerkskörpern wird ganz sicher auch in diesem Jahr zu Silvester wieder geböllert. Illegale Silvesterknaller sind bei Pyrotechnik-Fans beliebt und bei Polizei und Feuerwehr gefürchtet. Wir erklären, woher die explosive Ware stammt und was sie so brandgefährlich macht.

Berlin/Stuttgart - Zwei Drittel der Bürger in Deutschland unterstützen das umfassende Verkaufsverbot für Böller zu Silvester. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov stellten sich 66 Prozent der Befragten hinter die Maßnahme, auf die sich Bund und Länder wegen der Corona-Pandemie verständigt haben. Nur 27 Prozent halten die Entscheidung für falsch. Sieben Prozent machten keine Angaben.

Mehrheit der Deutschen für Verkaufsverbot

Der Bundesrat hatte den Bund-Länder-Beschluss am Freitag (17. Dezember) gebilligt. Damit dürfen wie schon wie im Vorjahr vor dem Jahreswechsel keine Feuerwerkskörper über die Ladentheken gehen.

Ziel ist es, Unfälle durch den unsachgemäßen Gebrauch von Knallkörpern und Raketen zu vermeiden und damit die durch Corona bereits extrem belasteten Krankenhäuser zu entlasten.

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Geböllert wird aber dennoch – auch wenn es verboten ist. Eingefleischte Pyrotechnik-Fans lieben vor allem illegale Feuerwerkskörper, die nicht offiziell in Deutschland zugelassen sind. Was macht diese Silvesterknaller so gefährlich?

Höhere Temperaturen und heller Lichtblitz

Nach Angaben der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Berlin reagieren diese Knaller häufig viel heftiger als offiziell in Deutschland zugelassene Feuerwerkskörper. Demnach kann etwa die nötige Verzögerungszeit nach dem Anzünden nicht gegeben sein oder der Knaller unvorhergesehen stark reagieren.

Der klassische illegale Silvesterknaller ist der Blitzknallkörper, der aus dem europäischen Ausland importiert werde. Umgangssprachlich ist er auch als Polenböller bekannt.

Nach Aussage von Christian Lohrer, Experte für Pyrotechnik bei der BAM enthalten sie häufig einen Blitzknallsatz, der wegen seiner chemischen Zusammensetzung sehr viel stärker als herkömmliches Feuerwerk reagiert. Damit gehen höhere Temperaturen und ein heller Lichtblitz einher. Explodiert so ein Knaller in der Hand, drohen schwere Verletzungen wie der Verlust von Fingern.

Die aktuellen Regelungen der BAM für 2021 lesen Sie hier:

Immer mehr illegale Pyrotechnik im Netz

Laut Zollfahndungsdienst stammt das explosive Material vor allem aus China. Es wird aber auch in Polen, der Tschechischen Republik und Italien hergestellt und überwiegend an der deutsch-polnischen Grenze sowie über das Internet verkauft.

Illegale Pyrotechnik enthält deutlich mehr Sprengstoff als die zugelassenen maximal drei Gramm Schwarzpulver in handelsüblichen Böllern. Die aus einem Blitzknallsatz (brandfördernde Substanzen, sogenannte Oxidatoren), Kaliumperchlorat und Aluminiumpulver zusammengesetzten Explosivkörper können jederzeit vorzeitig hochgehen. Dabei detonieren sie mit einem lauten Knall und hellem Lichtblitz.

Erhebliche Verletzungen

Die Bundesanstalt für Materialforschung warnt: „Diese Pyrotechnikartikel können zu erheblichen Verletzungen führen.“ Die Zündschnüre würden nicht überprüft und könnten extrem schnell abbrennen, so dass kaum noch Zeit bleibt, sich schnell in Sicherheit zu bringen.

Auf polnischen Märkten sind selbst Profiböller der Klasse 3 und 4 problemlos zu haben, die in Deutschland nur für ausgebildete Pyrotechniker zugelassen sind. Mit Rohrbomben und Knaller-Batterien, die es locker auf 20 Kilogramm bringen, können ganze Autos in die Luft gejagt werden.

Nur Feuerwerk der Kategorie F1 und F2 ist erlaubt

In Deutschland dürfen Feuerwerkskörper der Kategorie 1 (Knallerbsen, Wunderkerzen, Partyknaller) das ganze Jahr über auch an Zwölfjährige an verkauft werden. Pyrotechnik der Kategorie 2 (Raketen, Batterien, Knallkörper) ist ab 18 Jahren vom 28. bis 31. Dezember erlaubt – in Polen hingegen das ganze Jahr über.

Wichtig ist, nur geprüfte Ware mit CE-Zeichen, der Registriernummer (die über Stelle informiert, welche die Pyrotechnik geprüft hat), und deutscher Gebrauchsanweisung zu kaufen. In Deutschland ist die Bundesanstalt für Materialforschung für die Zertifizierung zuständig.

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