Krebsmittel und andere Wirkstoffe gelangten aus Italien illegal nach Deutschland Foto: dpa

Gestohlene Arzneimittel gegen Krebs und Rheuma sind über illegale Vertriebswege aus Italien nach Deutschland gelangt. Behörden vermuten organisierte Kriminalität. Im schlimmsten Fall sind die Medikamente komplett wirkungslos.

Stuttgart - Gestohlene Medikamente, die im großen Stil aus Italien nach Deutschland eingeführt wurden, haben die Behörden auf Landes- und Bundesebene alarmiert. Wie das Bundeskriminalamt (BKA) den Stuttgarter Nachrichten bestätigte, wird in dem Fall die Staatsanwaltschaft ermitteln. Bisher haben die Behörden insgesamt sechs weit verbreitete Präparate zur Behandlung von Krebs und Rheuma von Krankenhäusern und Apotheken zurückgerufen. Nach StN-Informationen haben die zuständigen deutschen Institute jedoch Hinweise darauf, dass mehr als 60 Wirkstoffe betroffen sein könnten.

Bislang handelt es sich um die Krebswirkstoffe Herceptin, Remicade und Alimta. Außerdem um das Hormonpräparat Humatrope sowie die Krebsmittel Avastin und Mab Thera. Teilweise sei der teure Inhaltsstoff Herceptin gegen handelsübliches Antibiotikum ausgetauscht oder stark verdünnt.

Italienische Behörden führen Diebstahl und Verkauf der Medikamente auf organisierte Arzneimittel-Kriminalität zurück. Die Präparate stammen aus italienischen Kliniken, aus denen sie in großen Mengen gestohlen wurden. Illegale Firmen haben sie im europäischen Ausland vertrieben.

„Die italienischen und die deutschen Strafverfolgungsbehörden ermitteln deshalb mit Hochdruck, das Bundeskriminalamt und Europol sind eingeschaltet“, sagte die zuständige baden-württembergische Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD). Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wurde aus Italien bestätigt, dass weitere gestohlene Mittel in die Handelsketten eingeschleust wurden. „Es fehlen aber noch Chargennummern für den Rückruf“, so eine Sprecherin.