Zu kurzer Radweg und eine Gefahrenstelle. Ein 21 Jahre alter Pendler ärgert sich dermaßen über die Verkehrsführung auf seiner Stammstrecke durch die Schmidener Straße, dass er nachts zur Spraydose greift.
Aus Frustration und Wut hat ein Radfahrer in der Nacht auf Donnerstag zu weißer und roter Sprühkreide gegriffen und in der Schmidener Straße in Bad Cannstatt die Fahrbahn an mehreren Stellen bemalt. Unter anderem sind die Fragen „Was soll das?“ und „Euer Ernst?“ auf Höhe der Stadtbahn-Haltestelle Obere Ziegelei, eben am Beginn eines Radwegs, zu lesen. Dieser führt zwar Richtung Fellbach-Schmiden, ist aber gerade einmal 90 Meter lang. In unter einer Minute hat man als Radfahrer das Ende erreicht. Knapp 30 Meter später muss man sich wieder in den fließenden Verkehr einsortieren. „An einer Stelle, an der es gerade in die Steigung geht und man entsprechend langsamer wird“, sagt der junge Mann. „Hier braucht es einen größeren Schutz als beispielsweise in der Gegenrichtung.“
Banner an drei Autos angebracht
nächsten RegenschauernMit der nicht angemeldeten Aktion will der 21-Jährige, der sich bei der Redaktion gemeldet hat, auf die „dringend notwendige Verbesserung der Verkehrssicherheit für Radfahrer“ hinweisen. Außerdem prangert er die Stuttgarter Radinfrastruktur an. Zugleich nimmt er Bezug auf die Initiative „Team Vision Zero“ des baden-württembergischen Verkehrsministeriums. Sie hat das Ziel, dass es keine Toten mehr im Straßenverkehr gibt. „Leider wird in der deutschen Radpolitik erst etwas verändert, wenn etwas Ernsthaftes passiert.“
Um möglichst ungestört zu sein, hat sich der Aktivist um 3 Uhr mit seinem Rad samt Anhänger zur Schmidener Straße aufgemacht. „Selbst mitten in der Nacht war dort noch einiges los. Ich habe mir diese Stelle rausgesucht, weil sie auf meiner täglichen Pendelstrecke liegt.“ Er werde dort oft überholt. Viele Autofahrer würden zwar genügend Sicherheitsabstand einhalten. „Ab und an wird es aber auch mal sehr knapp. Diese Stelle gehört entschärft“, sagt der 21-Jährige. Er wünscht sich, dass der Radweg verlängert wird. Der Straßenraum solle viele Pendlern im fließenden, statt nur Einzelnen im ruhenenden Verkehr zur Verfügung stehen.