"Abgeschminkt" heißt das Buch, in dem Ilka Bessin aus ihrem Leben erzählt. Offen und ehrlich schildert die Komikerin, die als Cindy aus Marzahn berühmt wurde, auch ihre dunklen Momente.

Ilka Bessin (47) war Köchin, Kellnerin, Hotelfachfrau und Animateurin - und dann vier Jahre lang arbeitslos. Daraus entwickelte sie die Bühnenfigur "Cindy aus Marzahn", eine übergewichtige Langzeitarbeitslose mit pinkfarbenen Jogginganzug, und wurde damit zu einer der erfolgreichsten Komikerinnen Deutschlands. Offen und ehrlich erzählt sie nun in ihrem Buch "Abgeschminkt" (Heyne) aus ihrem Leben. Und auch, warum sie ihre beliebte Kunstfigur 2016 verabschiedete: "Cindys Horizont war begrenzt, ihre Themen überschaubar. Ich wollte mehr." Und der Erfolg blieb ihr treu: Sie hat inzwischen ein eigenes Modelabel, engagiert sich für sozial benachteiligte Familien und geht ab 2019 mit ihrem neuen Programm als Ilka Bessin auf Tour. In "Abgeschminkt" berichtet die preisgekrönte Komikerin aber auch von weniger schönen Zeiten...

Das Buch "Abgeschminkt: Das Leben ist schön - Von einfach war nie die Rede" von Ilka Bessin finden Sie hier

Hartz IV: Am Tiefpunkt

Anfang der 2000er Jahre wurde Bessin arbeitslos, sie habe sich "am Tiefpunkt" gefühlt, schreibt sie in "Abgeschminkt". An anderer Stelle heißt es: "Tagelang verließ ich meine Wohnung nicht. Hatte keinen Bock mehr, auf nichts und niemanden." Oder: "Es gibt einfach kein Licht am Ende des Tunnels, nicht das kleinste Lämpchen. Und plötzlich kommen diese Gedanken: Einfach einen Schlussstrich ziehen." Sie habe sich "fürs Leben" entschieden. "Immer wieder aufstehen, auch wenn es noch so schwerfiel." Am Geldmangel verzweifelnd versuchte es Bessin zwischenzeitlich mit Telefonsex. Nach einem Monat habe sie ihre "Domina-Karriere" wieder an den Nagel gehängt. Sie sei für diesen Job nicht geschaffen.

So entstand Cindy aus Marzahn

Nachdem sie fast vier Jahre arbeitslos war, habe sie im Fernsehen den "Quatsch Comedy Club" gesehen, berichtet Bessin dann in ihrem Buch. "Und auf einmal erhielt ich hier den Impuls zu einer Idee." Bessin wollte dort kellnern "und mit den Gästen ein wenig Blödsinn veranstalten". Als sie anrief, hatte sie allerdings nicht wie vermutet Thomas Hermanns in der Leitung, sondern Thomas Schrode vom Booking für die Talentschmiede, der Bessin fragte, ob sie auftreten wolle. "Geistesgegenwärtig" habe sie zugegriffen. "Und schon hatte ich eine Idee: Ich würde eine Nummer über mich machen. Eine dicke Arbeitslose. Bekenntnisse aus der Unterschicht. Authentischer ging es nicht. Und Stoff hatte ich ja genug."

Die Schattenseiten des Ruhms

Bessins Karriere startete anschließend schnell durch. Mit dem großen Ruhm und den vielen Preisen kam aber nicht nur die Anerkennung, sondern auch Neid, Missgunst und Enttäuschungen. Sie schreibt über Männer, deren "Geldautomat" sie wurde. "Mein Geld machte mich zu einer guten Partie. Das schmeichelhafte Umwerben begann, und ich musste lernen, auf der Hut zu sein, nicht ausgenutzt oder über den Tisch gezogen zu werden. Das gelang mir nicht immer." Außerdem schreibt Bessin, dass sie sich mit dem Erfolg auch ein Diva-Benehmen zulegte, für das sie sich heute schäme.

Unentdecktes Drama

Bessin schloss 2013 einen neuen großen TV-Deal ab, trat bei "Wetten, dass..?" auf, selbst die "New York Times" berichtete über sie. Dann sei aber "der wirkliche Scheitelpunkt" in ihrem Leben gekommen. "Es begann eine andere, ganz persönliche Ära, ein Drama, von dem die Öffentlichkeit nichts mitbekam." Ihr Vater sei zu dieser Zeit schwer krank geworden. Später erfuhr sie, dass er an Demenz litt. Ungefähr zur gleichen Zeit habe sie sich unglücklich verliebt, aus dieser Schwärmerei sei eine "Obsession" geworden, schreibt sie an anderer Stelle. Sie sei oft "sehr einsam, unglücklich und verzweifelt" und mit ihrem Leben unzufrieden gewesen.

Der Mann, in den Bessin unglücklich verliebt war, arbeitete für sie, er sei ständig um sie herum gewesen, habe sie aber nicht gewollt. "Die Katastrophe" in ihrem Leben löste dann aber ein anderer Mann aus, mit dem sie ein "nicht ganz jugendfreies" Telefongespräch führte. Ihr Gesprächspartner hatte das aufgenommen, erzählt sie in "Abgeschminkt". Die Folge: "Ich wurde erpresst und ließ mich erpressen." Von ihrem Angebeteten, dem sie sich anvertraut hatte, wurde sie deswegen "beschimpft und beleidigt", schrieb sie. "Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere war die lustige Cindy aus Marzahn ein emotionales Wrack." Sie habe aber weiter "funktioniert": "Der pinkfarbene Jogger war meine Rüstung, ich stand auf der Bühne und brachte die Menschen zum Lachen."