Kammerchef in Stuttgart: Georg Fichtner Foto: Martin Stollberg

Die IHK Region Stuttgart wählt im Juli ihre neue Vollversammlung. Der bisherige Präsident Georg Fichtner kandidiert nicht mehr.

Stuttgart - An der Spitze der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart kommt es zu einem Umbruch. Präsident Georg Fichtner und seine beiden Stellvertreter scheiden nach der Wahl im Juli aus ihren Ämtern aus. Alle drei verzichten auch darauf, für die künftige Vollversammlung zu kandidieren. Damit müssen sowohl das Amt des Präsidenten als auch das der Vizepräsidenten neu besetzt werden.

Fichtner sagte, er sei schon mehr als 20 Jahre in den Gremien der IHK aktiv. Nun sei es Zeit, „dass es jemand anderes macht“. Dies könne neue Ideen und auch frischen Wind für die Kammer bringen. Andreas Richter, der Hauptgeschäftsführer der IHK, erklärte, Fichtner habe schon zu Beginn der vierjährigen Amtsperiode zu erkennen gegeben, dass er die Kammer in der Landeshauptstadt nur für vier Jahre führen wolle. Fichtners ebenfalls ausscheidende Stellvertreter sind Heinz Werner Schulte, Vorstand der Kreissparkasse Ludwigsburg, und Arthur Zimmerman, der frühere Finanzchef der Klett AG.

Richter sagte, eine Vorhersage über das Ergebnis der Wahl sei nur schwer möglich. Deswegen sei auch vollkommen unklar, wer neuer Präsident werde. Die neue Vollversammlung und die neuen Bezirksversammlungen konstituieren sich Anfang nächsten Jahres. So lange bleiben die bisherigen Inhaber im Amt. Neben der Vollversammlung für die gesamte Region gibt es Bezirkskammern in Esslingen, Göppingen, Rems-Murr, Ludwigsburg und Böblingen. Außer in Göppingen gibt es vielfach mehr Kandidaten als Plätze. Deswegen wird allgemein ein spannendes Rennen erwartet. Über die neue Kammer-Spitze könne erst gesprochen werden, wenn klar sei, wer tatsächlich in die Vollversammlung gewählt werde, meinte Richter. Dass Fichtner jetzt ausscheide, sei keine Reaktion auf die vergangenen vier Jahre. In der zu Ende gehenden Amtsperiode hatten die Kammer-Kritiker unter dem Namen Kakteen-Gruppe für zuvor in der Vollversammlung eher unübliche ausführliche Diskussionen gesorgt.

Die Kakteen woll die Diskussion voranbringen

Clemens Morlok, einer der Sprecher dieser Gruppe, bezeichnete es als Verdienst der Kakteen, dass auch Mitglieder der Vollversammlung, die nicht seiner Gruppierung angehören, sich zunehmend an den Diskussionen der Vollversammlung beteiligt hätten. Eine Fortsetzung dieses Trends wünsche er sich auch für die kommende Wahlperiode.

Auch Morlok glaubt nicht, dass Fichtner wegen der Kritik der Kakteen an der Kammerpolitik ausscheide. „Dies würde uns überschätzen“, meinte er. Hauptziel der Aktivitäten der Kakteen bleibe die Aufhebung der „Zwangsmitgliedschaft“, sagte Morlok. Die Kakteen stellen im Augenblick 22 der 100 regulären Mitglieder der Vollversammlung. Eine Prognose über die künftige Zahl sei schwierig, meinte Morlok. Die vergangene Wahl war noch im Zeichen heftiger Auseinandersetzungen um das Bahnprojekt Stuttgart 21 gestanden, die den Kakteen Auftrieb gegeben hatten.

Mittelständler haben gut Chancen für das Präsidentenamt

Traditionell werden für das Präsidentenamt Vertreter mittelständischer Unternehmen gesucht. Damit soll einerseits erreicht werden, dass diese auch gegenüber der Politik die Position der IHK gut vertreten können. Zum anderen soll aber auch der Eindruck vermieden werden, die IHK werde von Großkonzernen dominiert. Ein Vertreter des Mittelstands, der zudem ein Familienunternehmen repräsentiert und für die Vollversammlung kandidiert, ist Heinrich Baumann vom Esslinger Autozulieferer Eberspächer. Baumann ist bereits Präsident der Bezirkskammer Esslingen und sitzt auch schon im Präsidium der IHK Region Stuttgart. Er könnte aber das Handicap haben, dass sein Unternehmen im vergangenen Jahr zu einer hohen Kartellbuße verurteilt worden war. Ebenfalls von einem mittelständischen Unternehmen kommt Matthias Kammüller, Geschäftsführer beim Ditzinger Werkzeugmaschinenhersteller Trumpf. Kammüller ist vor Kurzem auch an die Spitze des Maschinenbauverbandes VDMA in Baden-Württemberg aufgerückt. Ein weiterer Kandidat für die Vollversammlung aus dem Mittelstand ist Bertrand Kandziora, Vorsitzender des Waiblinger Motorsägenherstellers Stihl. Kandiziora ist auch Vorsitzender des Industrieausschusses der IHK Region Stuttgart. Ebenso schon länger in den Gremien der IHK aktiv ist auch Hartmut Jenner, Chef des Reinigungsgeräteherstellers Kärcher aus Winnenden. Ulrich Dietz, Vorsitzender der Geschäftsführung beim Stuttgarter Softwarehersteller, ist auch schon geraume Zeit in den Kammergremien aktiv, zieht aber zum jetzigen Zeitpunkt eine Kandidatur als Präsident nicht in Erwägung.

Ein Mittelständler, der sich erstmals um einen Sitz in der Vollversammlung bewirbt, ist Andreas Lapp. Als Vorsitzender der Geschäftsführung des gleichnamigen Kabelherstellers ist er ebenfalls Vertreter eines Familienunternehmens. Der bisher in die Vollversammlung kooptierte Stuttgarter Flughafengeschäftsführer Georg Fundel bewirbt sich ebenfalls um einen Sitz in der Vollversammlung. Da er beim Flughafen bald aufhört, tritt er bereits als selbstständiger Unternehmer an, der mit seiner Fotovoltaikanlage Strom erzeugt.