Die Baubranche spürt erste Auswirkungen der steigenden Zinsen. Foto: Gottfried Stoppel

Die aktuelle Konjunkturumfrage der IHK fällt besser aus als gedacht. Doch einige Faktoren dämpfen nach wie vor die Erwartungen.

Die Lage der heimischen Wirtschaft ist offenbar besser als noch im Herbst vergangenen Jahres befürchtet. Das geht aus der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer unter ihren Mitgliedsbetrieben im Rems-Murr-Kreis hervor. Die Entwicklung in den vergangenen Monaten sei besser verlaufen, als von vielen zuletzt erwartet.

Die Energiepreise haben sich stabilisiert

Hauptgründe dafür dürften sein, dass die befürchtete Energieknappheit und eine Corona-Winterwelle ausgeblieben seien, heißt es in einer Einschätzung der Bezirkskammer. Die Energiepreise hätten sich in den vergangenen Wochen auf einem – wenn auch hohen – Niveau stabilisiert oder gar leicht verbilligt, die Inflationsrate sei tendenziell rückläufig und die Pandemie scheine überwunden zu sein. Darüber hinaus könnten offenkundig Industrie- und Dienstleistungsbetriebe die gestiegenen Kosten zumindest teilweise an die Kunden weitergeben, ohne größere Umsatzeinbußen oder Auftragsrückgänge zu verzeichnen, so die Kammer.

„Der bislang milde Winter, eine leichte Entspannung in den Lieferketten und zumindest kein weiterer Anstieg bei den Energie- und Rohstoffkosten wirken stabilisierend in der aktuellen Situation“, sagt dazu der Bezirkskammerpräsident Claus Paal. Auf Dauer jedoch führten die hohen Energie- und Rohstoffkosten sowie der enorme Fachkräftemangel in allen Branchen zu Wettbewerbsnachteilen. „Diesem Trend entgegenzuwirken, bedarf größter Aufmerksamkeit von Politik und Wirtschaft“, so Paal.

Während die aktuelle Wirtschaftslage von der großen Mehrheit der befragten Unternehmen mit befriedigend oder sogar gut bewertet wird, sind die Erwartungen nach wie vor gedämpft. Die drei meistgenannten Gründe dafür sind die nach wie vor unsichere Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise, der Fachkräftemangel und eine nachlassende Inlandsnachfrage.

Etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen (52,8 Prozent) meldet zurzeit eine befriedigende Geschäftslage. Während viele Auftragsbücher in der Industrie noch voll seien, beklage die Bauwirtschaft bereits die Stornierung von Aufträgen. Dies hänge mit den immer noch sehr hohen Materialpreisen, aber auch mittlerweile stark gestiegenen Finanzierungskosten aufgrund der gestiegenen Zinsen zusammen.

Für private und öffentliche Bauherren bestehe kaum noch Planungssicherheit. Viele bereits geplante Bauvorhaben würden aus Kosten- oder Finanzierungsgründen zurückgestellt oder gar komplett storniert. Positive Signale vernimmt die IHK hingegen aus dem Exportgeschäft, das seit der Herbstumfrage wieder angezogen habe. Es gebe allerdings noch große Unsicherheiten. „Der Ukraine-Krieg mit seinem ungewissen Ausgang sowie die wachsenden Spannungen zwischen den USA und China mit möglicherweise unabsehbaren Folgen für die Weltwirtschaft bleiben Risikofaktoren im internationalen Handel“, sagt Markus Beier, der Leitende Geschäftsführer der IHK Rems-Murr. Anderseits geben die Aufhebung der Null-Covid- Strategie Chinas und das wiedererstarkte, enge transatlantische Bündnis auch Anlass zur Hoffnung.

Exportgeschäft zieht wieder an

Die Konjunktur-Sonderauswertung für den Rems-Murr-Kreis basiert auf der Konjunkturumfrage der IHK Region Stuttgart, die in der Zeit vom 2. bis 20. Januar stattgefunden hat. Darin eingeflossen sind 114 Antworten von Unternehmen aus dem Rems-Murr-Kreis.