Immer mehr Unternehmen in der Region packen ihre Sachen Foto: Ichumpitaz

Laut einer Studie der Industrie- und Handelskammer verlassen erstmals mehr Unternehmen die Region Stuttgart, als neue hinzukommen. Damit setzt sich der Abwärtstrend der vergangenen Jahre fort.

Stuttgart - Die Region Stuttgart ist für Unternehmen weniger attraktiv als noch vor einigen Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart. Bernd Engelhardt, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Kammer, befürchtet, dass der Abwärtstrend in den kommenden Jahre anhalten könnte.

Nach der Untersuchung der IHK sind in den vergangenen vier Jahren 39 Unternehmen mehr aus der Region fortgezogen, als neue von außerhalb kamen. Der erstmals negative Saldo zwischen Zuzügen und Wegzügen ist nach Meinung von Engelhardt besonders bedenklich, weil sich damit ein Abwärtstrend der vergangenen Jahre fortsetzt. Zwischen 2005 und 2008 waren noch 288 Firmen mehr in die Region gekommen, als diese verlassen hatten. In den Jahren 2009 bis 2012 war der positive Saldo dagegen bereits auf nur noch 60 Unternehmen geschrumpft.

Die meisten Unternehmen, die in den vergangenen vier Jahren die Region verlassen haben, sind nach Bayern, Berlin und Niedersachsen gezogen. Neue Firmen sind besonders aus Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Hamburg gekommen. Die Probleme der Region wie Mangel an Gewerbeflächen, Facharbeitern und eine schlechte Verkehrsinfrastruktur seien bekannt. „Wenn man dies nicht in den Griff bekommt, besteht das Risiko, dass es so weitergeht“, meint Engelhardt. Zudem habe die Region Stuttgart ein schlechtes Image wegen der drohenden Fahrverbote für Dieselautos.

Stuttgart ist klarer Verlierer

Gerade angesichts der guten wirtschaftlichen Entwicklung in den vergangenen Jahren hätte man eigentlich erwarten können, dass die Region für Unternehmen attraktiver geworden sei, meint der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK. In die Gegend rund um die Landeshauptstadt seien zwar zusätzliche Arbeitskräfte, aber zu wenig neue Unternehmen gekommen. Auch die Pflege der vorhandenen Unternehmen etwa durch kommunale Wirtschaftsförderer müsse stärker als Instrument genutzt werden, um die Firmen zu halten. Dabei müsse man die mittelgroßen Unternehmen im Blick haben, aber auch kleinere IT-Firmen und solche, die neue Produkte oder Dienstleistungen anböten.

Klarer Verlierer beim Saldo der Unternehmensumzüge in der Region ist Stuttgart. In andere Regionen Baden-Württembergs zogen in den letzten vier Jahren 33 Unternehmen mehr als von dort in die Landeshauptstadt gekommen waren. In der Berichtsperiode davor war der Saldo zwar ebenfalls schon negativ, lag aber nur bei minus zwölf. Noch gravierender ist die Lage Stuttgarts beim Blick auf andere Bundesländer. Dorthin zogen 43 Unternehmen mehr, als sich aus diesen in Stuttgart ansiedelten. Damit hat sich der Wind gedreht: Noch zwischen 2009 und 2012 war die Zahl der Neuansiedlungen um 43 Firmen höher als die der Wegzüge gewesen.