Johannes Schmalzl will kein Geheimnis aus seinem Gehalt machen. Foto: IHK

Es ist wichtig und richtig, dass der neue Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart auf die Kritiker der Kammer zugeht, meint Ulrich Schreyer.

Stuttgart - Johannes Schmalzl ist niemand, der nassforsch an die Öffentlichkeit tritt. Der frühere Stuttgarter Regierungspräsident – bis Ende vergangene Woche Abteilungsleiter im Bundesfinanzministerium – hat als Beamter gelernt, dass Differenzen am besten in aller Stille geklärt werden. Diese Erfahrung dürfte ihm auch als neuer Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart nützen. Schließlich haben auch dort nicht alle Unternehmen dieselben Interessen. Diese muss Schmalzl allerdings berücksichtigen, soll die Kammer weiterhin auch ein von der Landespolitik ernst genommener Ansprechpartner sein.

Umgang mit Kakteen dürfte schwierig bleiben

Schwierig dürfte indes das Verhältnis zu der kammerkritischen Kakteengruppe bleiben. Dass der neue Hauptgeschäftsführer auf die Opposition zur offiziellen Kammerpolitik – so etwa in der Frage der Pflichtmitgliedschaft oder bei Stuttgart 21 – zugehen will, ist einen Versuch wert. Ob er damit aber Erfolg haben wird, bleibt zu bezweifeln: Schließlich handelt es sich bei den Differenzen um ganz grundsätzliche Fragen. Doch auch wenn die strittigen Punkte nicht ausgeräumt werden sollten, dürfte Schmalzl damit das Gesprächsklima verbessern.

Dass der neue Hauptgeschäftsführer seine Aufgaben mit Verve anpacken wird, daran gibt es keinen Zweifel. Und erste Akzente hat er bereits gesetzt. Dies gilt etwa für die in Kammerkreisen bundesweit höchst umstrittene Frage einer Offenlegung des Gehalts. Schon Monate bevor er sein Amt antrat, hat Schmalzl gesagt, dass sein Gehalt kein Geheimnis sein müsse. Und seine Ankündigung, die Unternehmen bekämen möglicherweise weitere Beiträge zurückgezahlt, zeigt, dass er die Mitglieder entlasten möchte.

Diesen noch mehr als bisher zu helfen, muss da oberste Anliegen der Kammer sein. Weitere Probleme sind die schleppende Digitalisierung vor allem bei kleinen Unternehmen und der Facharbeitermangel. Dies gilt auch für die Debatte um Verkehr und Feinstaub: Lediglich zu sagen, Fahrverbote seien keine Lösung, ist auf die Dauer nicht befriedigend. Kammer, Stadt und Region müssen bei der Lösung der Verkehrsprobleme an einem Strang ziehen.