Auch das tierische Miteinander wird auf der Igelstation geübt. Foto: Schwarz

Monika Schwarz pflegt seit mehr als 40 Jahren die stachligen Gesellen aus dem gesamten Umland. Jetzt steht die Anlaufstelle vor dem Aus, da die Betreiberin womöglich ausziehen muss.

Stuttgart - So ein Igel-Dasein hat schon seine praktischen Seiten: Wird die Situation mal brenzlig, fährt er seine Stacheln aus. Den Schutzpanzer hat er also immer bei sich. Aber was ist, wenn diese Funktion mal klemmt? Oder überhaupt: Wenn der Igel mal krank wird? Dann begibt er sich am besten zum Igelspezialisten. Denn mit einem Igel umgehen und ihn kurieren, das ist nicht jedermanns Sache: Einerseits um dem kranken Tier gerecht zu werden, zugleich aber auch, um sich selbst als pflegende Person zu schützen. Kein Wunder, dass die Zahl derjenigen, die sich fachgerecht um Igel kümmern, hier in der Region sehr überschaubar ist. Und eine von diesen drei Stationen ist nun noch in großer Existenznot.

Monika Schwarz hat mehr als 40 Jahre Erfahrung darin, wo es Igel schmerzt und welche Beschwerden sie sonst so haben. Etwa 250 bis 300 dieser Patienten hat sie etwa im Jahr, darunter sind einige, die bei aufwendiger Pflege sogar mehrere Wochen oder Monaten bei ihr in der Igelstation im Kreis Böblingen bleiben.

Tierärzte empfehlen Monika Schwarz

„Wenn Leute heute zu einem Tierarzt gehen mit einem verletzten Igel, dann bekommen die meist gleich die Empfehlung, hier vorbeizukommen“, weiß Schwarz. Das gilt natürlich für Böblingen und das Umfeld, aber auch weit darüber hinaus: Auch aus Stuttgart oder Esslingen kommen verletzte Igel zu Monika Schwarz, etwa wenn die Igelstationen dort schon vollkommen belegt sind. Doch diese Zufluchtsstätte ist nun in Gefahr: Die Eigentumsverhältnisse von Grundstück und Gebäude, wo Schwarz und die kranken Igel leben, sind derzeit ungeklärt. Sie, ihr Mann und die Tiere suchen deshalb dringend ein neues Zuhause. Für die Stachler wird die Lage aber auch schon deshalb umso dramatischer, seit Schwarz weiß, dass die Betreiberin der Stuttgarter Igelstation aus Altersgründen aufhören.

Auch Schwarz selbst denkt über diesen Schritt nach: „Mit Anfang 60 macht man sich da so seine Gedanken. Idealerweise will ich jetzt meine Nachfolgerin finden, sie dann die nächsten Jahre einarbeiten in die Pflegearbeit, damit sie dann diese Aufgabe übernehmen kann.“ Doch dadurch, dass jetzt wohl Unklarheit herrscht in einer Erbengemeinschaft, der Haus und Grundstück gehören, sind solche Pläne akut gefährdet. „Die zwei anderen Parteien sind aus dem Drei-Familien-Haus schon ausgezogen aufgrund der unklaren Situation“, berichtet Schwarz.

In ihrem speziellen Falle ist es nachvollziehbar besonders schwer, solch einen Schritt zu gehen, schließlich geht es da ja auch um die Zukunft der Igel. Idealismus und Tatkraft bringt Schwarz jede Menge an ihrer jetzigen Wirkungsstätte mit. Und wenn es so weit kommt, auch an der neuen. Von der Naturschutzbehörde bekommt sie zehn Euro pro behandeltes Tier. Das reicht freilich nicht mal für das Allernötigste, Schwarz muss beispielsweise auch immer wieder mal als Hebamme und Ziehmutter aktiv werden: „Die Kleinen muss man alle zwei Stunden mit der Pipette füttern. Bei einem Wurf von 17 Kleinen, was nicht selten ist, kann man da gleich wieder von vorne anfangen, wenn man fertig geworden ist. Das sind schlaflose Nächte dann.“ Eine wichtige Hilfe ist ihr Mann: „Er ist jetzt in Rente. Seitdem kann er etwas mehr aushelfen.“

Aktiv als Hebamme und Ziehmutter

Aber ganz ohne finanzielle Hilfen geht es nicht: „Da bin ich halt auch immer unterwegs zum Spenden einsammeln“, so Schwarz. Wer für die tatkräftige Frau und ihre Arbeit ein neues Zuhause kennt, kann Hinweise an folgende Mailadresse schicken: Igelstation.Boeblingen@gmail.com