Viele Igelbabys sind dieses Jahr zu untergewichtig. Sie müssen aufgepäppelt werden, damit sie den Winter überleben. Foto:  

Elisabeth Swoboda von der Igelhilfe Stuttgart hat derzeit alle Hände voll zu tun. Vielen jungen Igeln fehlen die Fettreserven. Werden sie nicht unterstützt wird es schwer, den Winter zu überleben.

Untertürkheim - S

eit einigen Wochen hat Elisabeth Swoboda alle Hände voll zu tun. Die erste Vorsitzende der Igelhilfe Stuttgart kämpft ums Überleben vieler Igel-Jungtiere. Das Telefon steht seit Tagen kaum still. Die Hilferufe von besorgten Spaziergängern oder auch Gartenbesitzern gerade aus den Neckarvororten hören sich dabei immer ähnlich an: Ihnen ist ein junger Igel über den Weg oder in den Garten gelaufen. Eigentlich ist dies im Herbst nicht ungewöhnlich. Die stachligen Überlebenskünstler sind normalerweise in der Nacht oder bei Dämmerung unterwegs. Im Oktober und November suchen Alt- und Jungtiere auch tagsüber in den Gartengebieten oder den Weinbergen nach Fressbarem. Sie müssen sich genügend Reserven für den Winter anfuttern.

500 bis 600 Gramm wären ideal

„Dieses Jahr bekommen wir allerdings viele Jungtiere, die ohne unsere Hilfe keine Chance hätten, lebend über den Winter zu kommen“, sagt die Igelexpertin. Die Igel-Säuglinge bringen teilweise gerade 140 Gramm auf die Waage, ein Winzling wog sogar nur 86 Gramm. Zu wenig, um der Kälte in den Wintermonaten zu trotzen. Anfang November sollten die stachligen Tiere zwischen 500 und 600 Gramm wiegen. Das Gewicht benötigen sie, da Igel im Winter meistens nicht durchschlafen. Sie erwachen einige Male, um etwas zu fressen, Wasser zu trinken oder um sich weiter zu entleeren. Allerdings kostet diese Aufwachphase den Igeln Energie. Ein paar Gramm auf den Rippen sind dann eine Überlebensgarantie – die fehlt vielen Igel-Säuglingen.

Heißer Sommer hat Igeln zugesetzt

Swoboda hat das Dilemma für die Igel-Babys vor Wochen bereits kommen sehen. „Die heißen Sommermonate haben auch den Igeln zugesetzt. Ich habe bei den erwachsenen Igel in unserer Pflegestation beobachtet, dass sie eine Sommerpause eingelegt haben. Dadurch haben sie sich später gepaart. Die Säuglinge kamen später zur Welt“, so Swoboda. Durch die Trockenheit waren die Mütter zudem geschwächt, bildeten zu wenig Muttermilch – die verwaisten Igelbabys waren auf sich gestellt. „Wir haben die Bürger aufgefordert, Futter- und Wasserstellen aufzustellen“, so die Igelexpertin Swoboda. Doch nun sei es bei den untergewichtigen Jungtieren an der Zeit, sie in Obhut zu nehmen. In der vergangenen Woche hat sie 176 Igel aufgenommen, sie untersucht, entwurmt, gefüttert und dann teilweise an Igelpaten weitergegeben. „Ich überwintere seit 37 Jahren Igel. Im Kot der Igelbabys habe ich dieses Jahr so viele Parasiten wie noch nie gefunden. Sie haben sie wohl mit der Milch ihrer geschwächten Mütter erhalten“, vermutet Elisabeth Swoboda.

Igel gäbe es seit mehr als 15 Millionen Jahren. Sie gehören damit zu den urtümlichen Säugetieren. „Sie sind Überlebenskünstler, aber dieses Jahr haben es die Jungtiere schwer“, fürchtet die Igelfreundin. Bürgerinnen und Bürger, die einen kleinen Igel finden, bittet sie deswegen, sich den putzigen Gesellen anzunehmen.