Denise Lorenz hat das Igelbaby Lotte aufgepäppelt. Noch heute kommt Lotte sie besuchen. Foto: privat

Denise Lorenz aus Murr (Landkreis Ludwigsburg) kümmert sich mit Herzblut um verletzte, kranke, verlassene und hungrige Igel – seit knapp zehn Jahren. Die Geschichte von Igel-Baby Lotte geht ans Herz.

Lotte wog gerade mal 240 Gramm, als Denise Lorenz das kleine Igelbaby einsammelte. Die Murrerin betreute es lange und päppelte es hoch, bis sie Lotte mit stolzen 700 Gramm wieder auswildern konnte. Bis heute kommt Lotte noch ab und an zum Futterhäuschen in Denise Lorenz’ Garten.

Igel finden alle süß. Die Stacheltierchen sind klein, tun nix, haben schwarze Knopfaugen und ein putziges Stupsnäschen. Und ein bisschen mollig sind sie auch – wenn es ihnen gut geht. Dass es vielen Igeln gar nicht gut geht, hat Denise Lorenz überrascht, als sie vor ein paar Jahren anfing, sich mit den Tieren zu beschäftigen. „Wir haben da eine bedrohte Tierart direkt vor der Haustüre“, sagt die 38-Jährige.

Alleine wäre das Igelbaby nicht durchgekommen

Lotte wog gerade mal 240 Gramm, als Denise Lorenz sie fand. Foto: privat

Denise Lorenz ist kaufmännische Projektleiterin im Baugewerbe, hat einen Hund und ursprünglich eigentlich sonst wenig mit Tieren zu tun. Bis sie auf die Igel kam, um die sie sich nun nebenbei mit viel Herzblut kümmert. Sie will sich selbst keinesfalls als Expertin bezeichnen, sagt sie bescheiden. Sie kümmert sich halt um die Igel, so gut sie kann. Dabei hält sie engen Kontakt zum Verein der Igelfreunde Stuttgart und Umgebung.

Ein Igel muss rund sein

Mit knapp 700 Gramm wurde Lotte ausgewildert. Foto: privat

Seit fast zehn Jahren lebt Denise Lorenz in Murr, relativ ländlich und naturnah am Ortsrand. Da entdeckt man auch mal einen schlafenden Igel unterm Grill, erzählt sie. Sie hörte aber auch ein rasselndes Husten aus der Hecke. Und sah Tiere, die abgemagert waren und nicht gesund aussahen – und machte sich Gedanken.

„Eigentlich denkt man ja“, sagt sie, „dass es den Igeln hier auf dem Land gut gehen müsste.“ Doch tatsächlich finden die Tiere auch hier nur schwer Futter. Viele Gärten sind zu aufgeräumt, es gibt kaum Totholz, Laub oder Blumen, wo die Igel ihre Nahrung finden können. Zudem kommen sie oft nur über Umwege weiter, weil Zäune ihnen den Weg versperren.

Ansprechpartner beim Verein der Igelfreunde

Dann fand Denise Lorenz einen verletzten Igel. Ihn hatte wohl ein Mähroboter oder eine Sense heftig an der Nase erwischt, die Wunde hatte sich entzündet. Sie wandte sich an den Verein der Igelfreunde Stuttgart und Umgebung.

Mit der Igelhilfe ist die Murrerein seither häufig in Kontakt, denn nach und nach kamen immer mehr der Tiere in ihren Garten in Murr. „So ein Futterhaus spricht sich bei Igeln rum,“ sagt Denise Lorenz. Aufgestellt hat sie es, weil sie auf ihrer Wildtierkamera so viele Igel sah, die einen „Hungerknick“ haben, also eine Kuhle im Nacken. Gut genährte Tiere haben das nicht. „Ein Igel sollte rund und prall sein, wenn er zusammengerollt ist. Wie ein Apfel .“

Bis zu zwölf Igel am Futterhaus

Die Obst-Vergleiche sind ganz praktisch, um den Zustand der Igel einschätzen und sich ein Bild von ihrer gesundheitlichen Verfassung machen zu können. Igelbaby Lotte zum Beispiel war mit ihren etwas mehr als 200 Gramm eine „Zitrone“, also viel zu klein, um alleine durchzukommen, wenn beispielsweise der Igelmama etwas passiert ist.

Wie in dem Fall, als Denise Lorenz beim Gassigehen mit ihrem Hund in den Weinbergen einen überfahrenen Igel entdeckte und kurz darauf dessen Babys fand: lauter Zitronen. Sie brachte sie zur Pflegestelle. Auch leicht zu merken: Wenn man Mitte November einen Igel sieht, der kleiner ist als eine Mango, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass er Hilfe braucht, weil er für den Winterschlaf zu wenig auf den Rippen hat.

Um das zu verhindern, hat Denise Lorenz in ihrem Garten das Futterhaus. Aktuell kommen dort rund zehn bis zwölf Igel regelmäßig vorbei, die alle „schön rund“ und damit bestens vorbereitet sind für den Winterschlaf. Unter ihnen ist auch Lotte.

Tipps, um Igeln zu helfen

  • Zäune sollten für den Igel durchlässig sein.
  • Laub und Totholz für den Igel im Garten liegenlassen.

  • Igel ernähren sich von Insekten, Würmern und anderen Kleinlebewesen. Als Futter für Igel bietet sich laut Bund Naturschutz auch Katzenfutter an, wenn es getreidefrei ist und einen hohen Fleischanteil hat.

  • Über eine Wasserschale freut sich der durstige Igel.