Nach ersten guten Gesprächen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern scheint der Streit um Feintool in Sachsenheim zu eskalieren. Die IG Metall wirft der Geschäftsführung unter anderem eine unseriöse Kehrtwende vor.
Das Verhalten der Geschäftsführung sei „unseriös“ – „wir sind sauer“ – heißt es in einer Pressemitteilung der IG Metall und des Feintool-Betriebsrates von Mittwochmorgen. So etwas habe man noch nie erlebt. Der Konflikt zwischen der Feintool-Geschäftsführung und der Arbeitnehmervertretung verschärft sich – eine gemeinsame Lösung für den Standort in Sachsenheim scheint in weite Ferne gerückt.
Ende 2024 hatte Feintool angekündigt, die Produktion in Sachsenheim bis 2027 einzustellen. Einige Beschäftigte sollten in Vaihingen weiterarbeiten, rund 200 Stellen könnten jedoch komplett gestrichen werden. Laut Pressemitteilung der IG Metall sollen die ersten Gespräche mit der Feintool-Leitung konstruktiv gewesen sein. Geschäftsführer Torsten Greiner habe die Bereitschaft signalisiert, „über alle nachhaltigen Lösungen zu diskutieren“.
Zukunft des Standortes offenbar vom Tisch
Daraufhin hätten der Betriebsrat, die IG Metall und das gewerkschaftsnahe IMU Institut aus Stuttgart ein Konzept für einen zukunftsfähigen Standort Sachsenheim erarbeitet. Ein günstigeres, aber funktionsfähiges Werk sei möglich, so die Botschaft: Sachsenheim könnte weiterhin ein Ort sein, an dem die Technologien von morgen entstehen. Das Gewerkschaftskonzept sehe sogar vor, Teile des Gebäudes zu verkaufen – so wie es die Geschäftsführung will.
„Wir haben mehrere Optionen erarbeitet, die wir gerne mit der Geschäftsleitung weiter verfeinert hätten“, sagt Frank Nick vom IMU Institut. Nun mache das Unternehmen jedoch eine Rolle rückwärts. Die Geschäftsführung habe der Gewerkschaft und dem Betriebsrat mitgeteilt, dass eine Zukunft des Standorts in Sachsenheim nun doch komplett vom Tisch sei – dies habe der Verwaltungsrat beschlossen. Eine Feintool-Sprecherin antwortet auf Nachfrage, dass sich das Unternehmen nicht laufenden Verhandlungen äußert.
Wunsch nach mehr Einsatz von Holger Albrich
Die Gewerkschaft und der Betriebsrat geben sich kämpferisch, für kommenden Samstag ist eine IG-Metall-Versammlung in Sachsenheim geplant. Die Belegschaft zähle aber auch auf die Unterstützung der Stadtpolitik, heißt es in der Pressemitteilung. Die Gemeinderäte hätten sich bereits für den Erhalt des Standortes ausgesprochen, „Wir würden uns auch freuen, wenn Bürgermeister Holger Albrich bei seinem nächsten Besuch den Weg zum Betriebsrat findet, und sich nicht nur das Werk zeigen lässt“, so der Betriebsratsvorsitzende Andreas Ivenz.
Albrich unterstreicht derweil, wie ihn das Ende von Feintool in Sachsenheim persölich mitnehme. „Es stand für mich als Bürgermeister außer Frage, umgehend Gespräche mit der Geschäftsführung von Feintool aufzunehmen“, so Albruch. „Ich werde mich für den Erhalt des Standortes einsetzen und auf den Betriebsrat zugehen, um über die Zukunft des Standortes zu sprechen.“